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Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Titel: Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Autoren: Leo Ochsenbauer
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intensiv mit der Tiefsee beschäftigen müssen. Was gibt es dort? Welche Erkenntnisse hat man bis heute über sie gewonnen? Und vor allem, könnten in der Tiefsee vielleicht sogar unentdeckte Schätze zum Wohle der Menschheit verborgen sein? Zugegeben, das klingt absolut pathetisch – aber ich beschließe dennoch, mich darüber genauer zu informieren.
    Einen Besuch in der Nationalbibliothek und etliche Stunden vor dem Computer beim Durchsuchen unzähliger Webseiten zum Thema Tiefsee später, nimmt unser Plan weiter Formen an: Wir wollen den Pionieren der Tiefsee-Erforschung folgen. Was hatten sie entdeckt, welche Erkenntnisse hatten sie gewonnen und vor allem: Wie wichtig ist das Meer für das Überleben der Menschheit?
    Die letzte Frage interessierte mich besonders, hatte ich doch bei meinen Recherchen herausgefunden, dass rund zwei Drittel des jährlich freigesetzten Sauerstoffs aus den Weltmeeren stammt. Nicht etwa aus dem Regenwald, wie ich bis vor Kurzem immer glaubte. Nein, mikroskopisch kleine Organismen, die in Tiefen bis zu 200 Meter unter Wasser leben, nehmen dort Licht und Nährstoffe auf, die sie – ganz wie ihre Verwandten an Land – durch Fotosynthese in Sauerstoff umwandeln. Schätzungen gehen davon aus, dass in einem Liter Meerwasser Millionen dieser kleinen Helferlein emsig ihre Arbeit verrichten. Nur gut, dass ich kein Meerwasser trinke. Ihre tägliche Arbeit beschert uns unseren lebensnotwendigen Sauerstoff. Durch Umweltverschmutzung gerät aber immer weniger Licht in die Tiefen der Weltmeere, so dass langsam aber sicher auch diese arbeitssamen Pflanzen arbeitslos werden. Dadurch wird aber auch der zum Überleben der Menschheit dringend benötigte Sauerstoff in Zukunft wohl etwas knapp werden. Dass darüber hinaus die Weltmeere einen enormen Anteil an der Absorption des Treibhausgases Kohlendioxid haben, und damit indirekt die Atmosphäre unseres blauen Planeten schützen, gibt mir noch mehr zu denken.
    Darüber hinaus werden die Weltmeere auch noch massiv überfischt. Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Folge sind weite Teile der Ozeane sogar schon zu über zwei Dritteln leergefischt, und auch die Top-Räuber, wie etwa die Haie, werden weltweit dezimiert. Millionen von Jahren haben sie im Schutz der Ozeane überlebt und jetzt haben sie das Pech, dass ihre Flossen vor allem im asiatischen Sprachraum als ein Aphrodisiakum gelten. Gewissenlose Geschäftemacher, die aus den entsprechenden sexuellen Problemen ihrer Zeitgenossen Profit schlagen, fangen diese Tiere, um ihnen die Flossen bei lebendigem Leibe abzuschneiden und sie dann wieder ins Meer zu schmeißen. Dabei scheinen neueste Untersuchungen zu dem Thema nahezulegen, dass man von diesen in jeder Hinsicht fragwürdigen »Potenz«-Mitteln sogar impotent werden kann. Hervorragend, wie wir uns um unser wichtigstes Gut, die Gewässer unseres Planeten, kümmern.
    Was tun wir Menschen? Wir richten unseren Blick ins Weltall, als ob dort ein Zufluchtsort wäre, an den wir uns retten können, wenn wir eines Tages unseren eigenen Planeten zugrunde gerichtet haben. Milliarden werden alljährlich dafür ausgegeben, und eine lächerliche Summe wird zur Erforschung der bislang beinahe gänzlich unerforschten Weltmeere bei Seite gelegt.
    Erst seit Kurzem hat ein kleines Umdenken stattgefunden – aber auch nur deswegen, weil der Raubbau an den Ressourcen an Land schon so weit vonstattengegangen ist, dass man nun nach den in den Ozeanen vermuteten Rohstoffvorräten forscht. Eine wirklich hervorragende Idee, wie spätestens der verheerende Bohr-Unfall der Erdölplattform Deepwater Horizon im April 2010 gezeigt hat. Ich kann mich noch gut erinnern, dass alle Medien sich auf diese Katastrophe stürzten und intensiv darüber berichteten. Es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass durch ein kleines Missgeschick in 1.500 Meter Tiefe rund 150.000 Tonnen Erdöl ins Meer abgegeben werden. Aber da muss man eben durch, wenn man neue Rohstoffquellen erschließen möchte – natürlich nur zum Wohle der Menschheit.
    Wen kümmern da schon die Möglichkeiten, Medikamente oder die Bestandteile davon zu entdecken, die ebenfalls in den Tiefen unserer Weltmeere nur darauf warten, uns Menschen Gutes zu tun. Braucht doch keiner, solange man genug Erdöl hat, um sein Auto zu starten. Ich musste mir unbedingt Klarheit verschaffen, wie es dazu kommen konnte, dass seit den ersten Erforschungen der Tiefsee im 18. Jahrhundert so wenige Fortschritte erzielt wurden
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