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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman
Autoren: Moni
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Heiner Landscheid ist zurzeit wieder auf der Dienststelle, aber vorhin war er hier und hat Ruth erklärt, dass das ganze Auto voller Medikamente war. Und wie es aussieht, waren die nicht für Tiere und Pflanzen, wie man es bei einem Farmerreferendar erwartet hätte, sondern es handelte sich offenbar um einen Pharmareferenten , der für Süddeutschland zuständig und zurzeit im Hunsrück unterwegs ist. Unterwegs war, müsste ich wohl eher sagen. Gott möge sich seiner Seele annehmen.«
    Beide schüttelten sich an der Rinne ab, zogen die Reißverschlüsse hoch und gingen gemeinsam zum Waschbecken.
    »Gab es schon einmal einen Mord in Hellersberg?«, erkundigte sich Hajo, der schon sein ganzes Leben lang vor Ort lebte und sich an keinen erinnern konnte.
    »Zumindest keinen, den man auch als solchen nachweisen konnte«, erwiderte der Pastor. »Es gab schon so manchen Unfall mit landwirtschaftlichen Maschinen, bei denen ich als Pastor so meine Zweifel hatte, nachdem ich die Menschen oder ihre Partner zuvor im Beichtstuhl hatte, aber sagen darf ich dazu nichts. Dann gab es einige Todesfälle wie bei deiner Katharina oder einen Ertrunkenen in der Ruwer, wo Heiner ermitteln musste, aber er konnte auch da keinen Mord nachweisen. Ich glaube ja, dass dieser Mann mit seinem Mörder verabredet war, der aber ganz bestimmt nicht von hier kam«, mutmaßte Feldmann. »Das war gewiss kein Hellersberger, für die lege ich meine Hand ins Feuer. Warum sollte einer von uns einen Wildfremden mit dem Messer auf der Leiter zum Hochsitz erstechen, wie Heiner erzählt hat?«
    Beide trockneten sich die Hände ab, verließen die Herrentoilette und trafen draußen auf die Bäckersfrau, die ebenfalls von der Toilette kam.
    »Herr Pastor, was ist bloß aus unserem schönen Hellersberg geworden?«, erkundigte sie sich mit einer Mischung aus Entrüstung und Neugierde. »Mir ist vorhin ein Blech mit Brötchen verbrannt, weil ich vor lauter Neuigkeiten gar nicht dazu kam, auf meinen Ofen zu achten. Ständig kam jemand, um Brot oder Kuchen zu kaufen und mir das Neueste zu erzählen. Wer macht so was? Was sind das für Menschen, die unser friedliches Hellersberg aufsuchen, um bei uns jemanden umzubringen? Können die das nicht bei sich zu Hause machen?«
    Der molligen Bäckersfrau sah man an, dass sie einen anstrengenden Tag gehabt hatte. Der Pastor blieb mit ihr im Gespräch, und Hajo gab ihm per Handzeichen zu verstehen, dass man sich später abermals sehen würde, und ging wieder in die Wirtsstube zurück. Diese war ungewöhnlich voll, und auf dem Weg zum Durchgang in den Hof war fast kein Durchkommen. Eine Gruppe junger Erwachsener stand in der Ecke und diskutierte lautstark über die Ereignisse. Hajo erkannte Jeremy Wahlen, den Bruder von Kevin, der zurzeit Heiner zur Hand ging. Er schien das Wort zu führen und erzählte eine Menge Details, die er von seinem Bruder erfahren haben musste.
    Diana Erschens, eine gleichaltrige Mitschülerin von Jonas, mit dem sie schon ein paarmal bei Hajo auf dem Hof gewesen war, winkte ihm zu. Ihre glatten Haare gingen ihr inzwischen fast bis zum Po und betonten ihre schlanke Gestalt. Ihr Lächeln wirkte natürlich und einnehmend, wobei diese Wirkung vor allem darauf zurückzuführen war, dass sie sich nicht bewusst zu sein schien, wie hübsch sie tatsächlich war. Sie stand mit einigen Jugendlichen in einer anderen Ecke des Schankraums, alle eine Flasche Biermixgetränk in der Hand. Das waren Ruths Gäste von morgen.
    Am runden Tisch an der hinteren Wand saß Jürgen Rommelfanger, der Organist, der sowohl in Hermeskeil als auch in Hellersberg und den umliegenden Gemeinden sonntags und zu Feierlichkeiten die Orgel spielte. Er wirkte wie immer ein bisschen fahrig und ernst. Sein Blick wirkte meist leicht entrückt und freudlos. Er war einige Zeit aus Hellersberg weg gewesen, aber vor fünf Jahren war er zurückgekehrt, weil es seiner Mutter nicht gut ging und er sie nicht mehr allein lassen konnte. Jürgen Rommelfanger erweckte den Anschein, wieder einmal in seiner eigenen Welt gefangen zu sein. Einerseits fand Hajo es ganz erfreulich, dass Rommelfanger mal nicht allein zu Hause bei seiner Mutter saß, aber der Organist sah nicht so aus, als würde er sich in der Gesellschaft der anderen an dem großen runden Tisch wohlfühlen. Er sah verschreckt aus, bleich, mit großen, geweiteten Augen und einem zusammengekniffenen Mund. Ein Blick auf Rommelfangers Hände sagte Hajo, dass dieser in Gedanken auf seiner großen Orgel
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