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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman
Autoren: Moni
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»Zur Post« nach wie vor Tische im seitlich angrenzenden Biergarten stehen. Hajo konnte schon auf die Entfernung sehen, dass fast alle Tische besetzt waren. Um neunzehn Uhr sollte eigentlich erst die Versammlung des Festkomitees zum Wettbewerb »Dorf der Region« stattfinden, zu der fast das ganze Dorf zusammenkam. Ende September würde die Prüfungskommission kommen, um den Ort zu begutachten und zu bewerten, ob Hellersberg sich »Dorf der Region« würde nennen dürfen. Das würde vor allem einen gewissen Bekanntheitsgrad und damit einen nicht zu verachtenden Zustrom von Touristen bringen. Obwohl die Hellersberger einerseits ganz gern unter sich blieben und jeden Fremden erst einmal kritisch beäugten, würden sie das Geld der Fremden selbstverständlich gern nehmen.
    Hajo war schon gespannt, ob der Übernachtungsgast noch gekommen war, nachdem Pastor Feldmann, Heiner Landscheid und er den Gasthof verlassen hatten, oder ob Ruth das Zimmer ganz umsonst entstaubt und gelüftet hatte. Durch den nahen Ruwer-Hunsrück-Radweg, der erst im Herbst 2008 fertiggestellt worden war, und den Saar-Hunsrück-Steig, der als Premiumwanderweg galt, kamen immer mehr Aktivurlauber in die Region rund um Hellersberg, daher würde der nächste Gast vielleicht gar nicht so lange auf sich warten lassen. Der »Hellersberger Hof« hatte vor vier oder fünf Jahren schließen müssen, weil er nie ausgelastet gewesen war und sich Karl-Josef Lehnen die dringend notwendige Renovierung nicht mehr hatte leisten können.
    Vor dem Gasthof stand Ursula Greimerath und winkte Hajo, sie ging ihm sogar in ihrem unnachahmlichen Watschelgang entgegen und fragte schon von Weitem: »Hallo, mein Lieber, was sagst du zu den Neuigkeiten? Man ist wirklich nirgendwo mehr sicher. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich heute Morgen die Nachricht erfahren habe, und du warst den ganzen Tag nicht zu Hause. Ich hatte richtig Angst, dir sei auch etwas zugestoßen.«
    Hajo umfasste Ursula zaghaft an den Schultern und nutzte die seltene Gelegenheit, als sie Luft holte. »Wie du siehst, geht es mir blendend. Ich schlage vor, ich gehe erst einmal zur Toilette, wasche mir die Hände, und du bestellst mir bitte schon einmal einen Viez und suchst uns einen schönen Platz. Und danach erzählst du mir, was in Hellersberg los ist.« Er schob Ursula sanft, aber bestimmt von sich weg und ließ keine Widerrede zu.
    Vor der Tür zur Schankstube standen wie immer einige Raucher, die ins Gespräch vertieft waren. Der stämmige Bürgermeister Werner Justinger stellte sich Hajo in den Weg. Seine eindrucksvolle Figur und seine deutliche, tiefe Stimme ließen kein Ausweichen zu. Er galt als zuverlässig und unverblümt. Mittlerweile stand er schon in seiner dritten Amtszeit dem gut zweitausend Seelen fassenden Ort vor.
    »Hajo, du kommst doch immer viel herum, ist dir nichts aufgefallen? Du streifst schließlich immer durch die Wälder, da hast du möglicherweise etwas gesehen, dessen Bedeutung dir gar nicht bewusst war.«
    »Könnte einer von euch bitte so lieb sein und mir endlich erzählen, was das ganze Dorf in Aufruhr versetzt? Oder habe ich den Anfangstermin unserer Versammlung falsch im Kopf, dass ihr alle schon da seid?«, erwiderte Hajo.
    Als alle gleichzeitig zu reden begannen und Hajo keine der Antworten richtig verstehen konnte, wandte er sich direkt an Friedhelm Stüber, den Leiter des Kirchenchors, der ihm am nächsten stand und meist keine großen Umschweife bei Erklärungen machte. Seine Gesichtszüge wirkten freundlich und offen, aber angespannt.
    »Friedhelm, kannst du mich bitte in aller Kürze aufklären? Ich muss zur Toilette, und im Hof wartet ein Viez auf mich!«
    Friedhelm Stüber fasste kurz zusammen, dass Wolfgang Schindler im Wald einen unbekannten Toten entdeckt habe, der vermutlich erstochen worden sei, man müsse demnach von einem Verbrechen im Hellersberger Forst ausgehen. Hajos Blase ließ ihm keine Zeit mehr für Rückfragen, er ließ die Raucher stehen und eilte auf die Toilette. Dort traf er auf Josef Feldmann, mit dem er die letzte Nacht durchgezecht hatte.
    »Josef, Josef, was ist in Hellersberg nur los, seit du die Gemeinde nicht mehr leitest? Mord und Totschlag in Hellersberg? Wo sind wir inzwischen hingekommen?«
    »Sei mir gegrüßt, Hajo. Ich weiß auch nicht genau, was hier los ist. Wie es aussieht, handelt es sich um den Fremden, auf den wir gestern Abend vergeblich gewartet haben. Sie haben ein Auto aus Nürnberg in der Nähe gefunden.
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