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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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fürchtete stets, ihr Baby könnte verhungern. Nachdem sie Anna mit Minestrone, frischem Brot und einer gewaltigen Portion Tiramisu gefüttert hatte, war Theresa beruhigt, daß ihre Enkelin nicht an Unterernährung sterben würde.
    »Also.« Al lehnte sich zurück und paffte genießerisch eine seiner dicken Zigarren. »Jetzt sagst du uns, warum du hier bist.«
    »Brauche ich denn einen Grund, um nach Hause zu kommen?« Anna gab sich Mühe, sich zu entspannen und streckte sich in einem der beiden alten Ohrensessel aus. Sie wußte, daß sie schon mehrmals neu bezogen worden waren. Momentan zierten sie ein buntgestreiftes Muster, aber das Polsterkissen war immer noch weich wie Butter.
    »Du hast vor drei Tagen angerufen, aber nicht gesagt, daß du nach Hause kommen würdest.«
    »Es war ein ganz spontaner Entschluß. Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit. Ich bin müde und brauche
mal eine Pause. Deshalb wollte ich nach Hause kommen und für eine Weile Nanas Essen genießen.«
    Es stimmte, wenn es auch nicht die volle Wahrheit war. Sie hielt es nicht für klug, ihren liebevollen Großeltern zu sagen, daß sie mit offenen Augen in eine Affäre gestolpert war, die ihr das Herz gebrochen hatte.
    »Du arbeitest zu hart«, sagte Theresa. »Al, sage ich dir nicht immer, daß das Mädchen zu hart arbeitet?«
    »Sie arbeitet gern hart. Sie benutzt gern ihren Verstand. Und sie hat viel Grips. Ich habe auch Grips, und ich behaupte, sie ist nicht nur wegen deiner Manicotti hier.«
    »Gibt es denn Manicotti zum Abendessen?« Anna strahlte. Sie wußte, daß sie ihre Großeltern nicht lange würde ablenken können. Beide hatten ihr durch das Schlimmste hindurchgeholfen, hatten zu ihr gehalten, als sie alles versuchte, um sie und sich zu verletzen. Sie kannten sie.
    »Ich habe die Sauce gleich nach deinem Anruf zubereitet. Al, ärgere das Mädchen nicht.«
    »Ich ärgere sie nicht, ich frage nur.«
    Theresa verdrehte die Augen. »Wenn du soviel Grips in deinem großen Schädel hast, dann müßtest du wissen, daß ein Mann sie nach Hause getrieben hat. Ist er Italiener?« wollte ihre Großmutter wissen und heftete ihre hellen Vogelaugen auf Anna.
    Und Anna mußte lachen. Gott, tat das gut, zu Hause zu sein. »Nein, aber er liebt meine rote Sauce.«
    »Dann hat er einen guten Geschmack. Warum bringst du ihn nicht mal mit, damit wir ihn uns ansehen können?«
    »Weil wir Probleme haben, und ich muß sie erst klären.«
    »Sie klären?« Theresa winkte ab. »Wie willst du sie klären, wenn du hier bist und er dort? Sieht er gut aus?«
    »Umwerfend.«
    »Hat er eine Arbeit?« wollte Al wissen.
    »Er eröffnet ein eigenes Geschäft, zusammen mit seinen Brüdern.«
    »Gut, er kennt also Familienleben.« Theresa nickte erfreut. »Wenn du ihn das nächste Mal mitbringst, können wir uns selbst ein Bild machen.«
    »Na gut«, sagte Anna, weil es leichter war, zuzustimmen als die Sache zu erklären. »Ich gehe jetzt mal auspacken.«
    »Er hat ihrem Herzen wehgetan«, murmelte Theresa, als Anna das Zimmer verlassen hatte.
    Al tätschelte ihre Hand. »Sie hat ein starkes Herz.«
     
    Anna ließ sich Zeit. Sie hängte ihre Kleider in den Schrank und legte die gefaltete Wäsche in die alte Kommode, die sie schon als Kind benutzt hatte. Der Raum hatte sich kaum verändert, lediglich die Tapete war ein wenig verblaßt. Sie erinnerte sich noch, daß ihr Großvater den Raum tapeziert hatte, um ihm ein freundlicheres Aussehen zu geben, als sie zu ihnen gekommen war. Sie hatte die hübschen Rosen an den Wänden gehaßt, weil sie so frisch und lebendig aussahen, während in ihrem Innern alles tot war. Die Rosen waren auch jetzt noch da, ihre Farbe war allerdings nicht mehr ganz so frisch. So wie auch ihre Großeltern. Anna setzte sich aufs Bett und hörte das vertraute Quietschen der Federn.
    Das Vertraute, Tröstliche, Sichere.
    Das war es, was sie für sich wollte, gestand sie sich ein. Ein Heim, Kinder, und zusätzlich die Überraschungen, die eine Familie so mit sich brachte. Das wollte sie, das brauchte sie.
    Vielleicht hatte sie doch nur ein Spielchen gespielt. Vielleicht war sie nicht völlig aufrichtig gewesen, weder sich noch Cam gegenüber. Sie hatte nicht versucht, ihn ihre Träume wissen zu lassen. Aber hatte sie insgeheim nicht doch gehofft, daß er sie teilen würde? Sie hatte vorgegeben, lockeren Sex ohne Verpflichtung leben zu wollen, aber ihr Herz sehnte sich nach mehr. Vielleicht hatte sie es verdient, daß er es ihr gebrochen
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