Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor!
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
zu. »Wir müssen eine stetige, unverrückbare Vorstellung von Frömmigkeit erwecken.«
    Der Kaplan drückte sich noch enger an den Schreibtisch. »Glauben Sie, Peter, daß Sie es veranlassen könnten, daß die beiden jungen Damen Mitrebury möglichst bald verlassen?«
    Die Augenbrauen des Bischofs verzogen sich abermals. »Aber die medizinischen Einrichtungen in Mitrebury gehen mich genausowenig an wie die der Buslinie.«
    »Vielleicht wissen Sie es nicht, Peter, aber die Ernennung der beiden Ärztinnen war höchst unstatthaft.« Der Kaplan senkte seine Stimme. Er fühlte in seinen Adern den Rausch der Macht. »Die beiden Personen wurden weder entsprechend den Vorschriften unseres Gesundheitsdienstes ausgeschrieben noch besetzt. Das habe ich von verschiedenen praktischen Ärzten in Mitrebury gehört. Sie haben sich sehr darüber geärgert, daß ihnen durch die Hintertür zwei junge Frauen aufgezwungen wurden.«
    »Das kann ich wirklich nicht glauben«, wandte der Bischof ein. »Die Hindernisse der modernen Bürokratie sind schwer zu nehmen und unmöglich zu umgehen. Sie führen von einem Horizont unseres Lebens zum anderen. Es ist Bills Komitee -«
    »Es hatte etwas mit Mrs. Arkdale zu tun.«
    »Dann glaube ich es«, sagte er. — Der Kaplan entspannte sich. Er stand auf und knöpfte sein gutgebügeltes, abgetragenes schwarzes Jackett zu. »Ich selbst bin mir über die Angelegenheit völlig im klaren. Es wäre im Interesse Mitreburys und im Interesse der jungen Damen selbst, wenn sie uns vor St. Bartholomä, wenn nicht schon vor Mariä Verklärung nächste Woche verlassen könnten.«
    »Ihre Absichten sind unchristlich, unbarmherzig und unritterlich«, sagte Mr. Bellwether und stand auf.
    Der Kaplan sah entrüstet aus.
    »Bill...«, murmelte der Bischof sanft.
    »Sie machen Jagd auf diese zwei Mädchen, Dawney, obwohl keiner von ihnen auch nur das geringste nachzuweisen ist.«
    »Die Anschuldigung allein genügt - von jemandem, der so angesehen ist wie Mrs. Fanshawe.«
    »Unsinn. Sie versuchen, zwei Ärztinnen loszuwerden, die für einen Ort, der auf der medizinischen Landkarte so weit abgelegen ist, viel zu tüchtig sind. Sie sollten Mrs. Arkdale Beifall spenden, weil sie so klug war, uns diesen Vorteil zu verschaffen. Anstatt anzudeuten, daß sie so etwas wie öffentliche Bestechung verübt hat.«
    »Bestechung läßt sich durch keinen Vorteil rechtfertigen«, sagte der Bischof.
    Mr. Bellwether richtete sich zu voller Größe auf. »Eminenz«, rief er mit Donnerstimme. »Ich bin nicht gewillt, eine Diskussion über Ethik anzufangen. Lieber möchte ich diesen Augenblick nützen, um Ihre Eminenz darüber zu informieren, daß Ihre Eminenz dadurch, daß Sie uns allen Ihre verrückten Ansichten über Gesundheit aufzwingen, erfolgreich die Feindschaft und — was schlimmer ist - den Spott des ganzen Klerus von Mitrebury auf sich gezogen haben. Und zwar noch leichter als durch den unablässigen Werbefeldzug Ihrer Eminenz, im Zuge dessen das Christentum wie Seife und Ihre Eminenz selbst wie Micky Maus feilgeboten wird.«
    »In einem solchen Ton dürfen Sie nicht mit dem Bischof reden, lieber Erzdiakon«, sagte der Kaplan zornig.
    Mr. Bellwethers Blick richtete sich auf ihn. »Und was Sie betrifft, Dawney, so sind Sie ein abscheulicher Faulpelz und Drückeberger, der der geringsten körperlichen Anstrengung oder auch nur Unbequemlichkeit zu entgehen sucht, indem er vorgibt, krank zu sein.«
    »Wie können Sie es wagen! Ich bin herzleidend und habe ein Zwölffingerdarmgeschwür. Unglücklicherweise.«
    »Beide Organe sind ganz in Ordnung.«
    »Und wie wollen Sie das wissen?«
    »Weil Mr. Windows mir drüben in der Praxis Ihre Krankengeschichte gezeigt hat. Ich bitte um Entschuldigung für meine Gereiztheit, Ihre Eminenz. Vielleicht habe ich mich noch nicht von der Fastendiät erholt, die nicht gerade zu meiner guten Laune beigetragen hat. Gott sei gepriesen, daß mir ein Licht aufgegangen ist, bevor ich als salbungsvolles körperliches Wrack ende.«
    Und damit ging er.
     

21
     
    Um sechs Uhr am selben Abend hielt Liz Arkdales Ferrari mit quietschenden Bremsen vor der Eingangstür der alten Stiftspraxis. Greta und Terry Fanshawe warteten bereits auf einer Bank.
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, sich hier mit mir zu treffen«, sagte Liz zu Greta.
    »Gern geschehen, schließlich steht mein Glück auf dem Spiel«, rief sie dramatisch aus.
    »Wo sind die Ärztinnen, Mr. Windows?« Er saß an seinem Schreibtisch und trug,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher