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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Autoren: Joan D. Vinge
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hatte sich freiwillig ins Exil begeben, und dieser Schritt ließe sich nicht rückgängig machen, selbst wenn sie es wollte.
Habe ich es schon bereut?
Jerusha kniff die Lippen zusammen. Sie rieb sich die Arme und spürte, wie der grobe, selbstgewirkte Stoff auf ihrer Haut kratzte. Bei den Göttern, in der letzten Zeit war sie chronisch müde ... Vielleicht wurde sie krank oder depressiv. Obwohl es immer noch genügend Kleidungsstücke der Außenweltler zu kaufen gab, zog sie sich an wie eine Einheimische, in dem vergeblichen Versuch, eine von ihnen zu werden; dabei verrieten ihr" schwarzes, gelocktes Haar, ihre schrägstehenden Augen und die zimtfarbene Haut sofort, daß sie nicht von diesem Planeten stammte. Während der ganzen Zeit, die sie hier gelebt hatte, war sie auf dieser Welt nie heimisch geworden. Sie hatte diese uralte, moderige, mysteriöse Stadt und die frühere Königin gehaßt. Aber am Ende ... am Ende war sie dieser Welt verfallen, die das kleinere von zwei Übeln darstellte.
    Jemand berührte ihre Schulter. Erschrocken hob sie reflexartig die Hand, um sich zu verteidigen, wie sie es im Polizeidienst gelernt hatte. Dann erst merkte sie, daß ihr Gemahl neben ihr stand. »Miroe«, flüsterte sie erleichtert.
    Er gab ein unterdrücktes Lachen von sich. »Was dachtest du denn?«
    Einen Augenblick lang sah sie ihn an. Er war ein Außenweltler und wirkte an diesem Ort genauso fehl am Platz wie sie. Trotzdem gehörte er hierher, sein ganzes Leben lang hatte er hier gewohnt. Es war also möglich, eine neue Welt lieben zu lernen ... Sie schüttelte nur den Kopf und faßte nach seiner Hand, während sie sich wieder auf die Königin konzentrierte. »Wie geht es ihr?« fragte sie nach einem Blick auf Monds angeschwollenen Leib. Miroe beherrschte die Heilkunst der Außenweltler, und die Königin ließ sich von ihm beraten, da sie ihm mehr vertraute als den einheimischen Ärzten oder Heilern. Und Jerusha hatte sie damit beauftragt, für ihre Sicherheit zu sorgen.
    »Mir scheint, als hätte ich heute zwei Herzen schlagen hören. Wahrscheinlich bekommt sie Zwillinge.«
    »Alle Götter«, murmelte Jerusha. Sie trat von einem Fuß auf den anderen und wunderte sich, weil ihre Gliedmaßen in letzter Zeit schnell einschliefen.
    Er nickte und seufzte schwer. »Sie sollte sich mehr schonen. Ich habe ihr geraten, nichts zu forcieren, sondern sich einfach nur als Göttin verehren zu lassen. Das Sommervolk erwartet doch nichts anderes von ihr.«
    Erstaunt merkte Jerusha, daß seine Bemerkung sie reizte. »Aber sie will keine Marionette sein. Sie fühlt sich als Königin und möchte etwas bewirken. Die Tatsache, daß sie schwanger ist ...« Plötzlich kam ihr ein Verdacht.
Bin ich vielleicht auch schwanger?
    Er furchte die Stirn. »Verflixt noch mal, du weißt genau, daß ich das nicht so gemeint habe.«
    Sie blickte zu Boden.
Ob ich schwanger bin ... ?
Bei dem Gedanken wurde ihr ganz sonderbar zumute.
    »Sie überanstrengt sich, das ist das Problem. Sie will sofort alles verändern. Dabei braucht sie Ruhe, bis die Kinder geboren sind.« Er blickte besorgt drein. »Du weißt selbst, daß es bei einer Zwillingsgeburt Komplikationen geben kann.«
    Jerusha verdrängte jede Vorstellung an eine eigene Schwangerschaft. Solange sie sich nicht sicher sein konnte, brauchte sie ihre Vermutung nicht auszusprechen. Wieder betrachtete sie Monds gerundeten Bauch. »Wenn sie zu lange wartet, wird das Sommervolk sie noch mit seinen Huldigungen ersticken«, meinte sie spöttisch. Der Goodventure-Clan, aus dem die Sommerköniginnen des vergangenen Zyklus stammten, hatte Geschmack am Regieren gefunden. Doch einhundertundfünfzig Jahre lang hatten die Clanmitglieder ihren Machthunger nicht stillen können, denn solange dauerte auf Tiamat die Herrschaft des Wintervolks. Die Goodventures waren streng konservativ, in alten Traditionen verhaftet, und sie hielten sich für die Lieblingskinder der Göttin. Diese unstandesgemäße Ketzerin, die versuchte, ihnen die Technologien der Außenweltler aufzuzwingen, war ihnen ein Dorn im Auge. »Mit ihrer progressiven Art hat sie sich jetzt schon die Feindschaft des Goodventure-Clans zugezogen. Aber wenn sie Schwäche zeigt, wird sie von ihnen ertränkt. Sie hat es schwer, so oder so.«
    »Sie kann sich auf das Sibyllennetz verlassen.«
    »Wer weiß schon, ob das Netz ihr die richtigen Informationen liefert. Wie es funktioniert, ist ohnehin ein Rätsel, und die Hälfte der Aussagen ist unverständlich.« Sie
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