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Thondras Kinder - Am Ende der Zeit

Thondras Kinder - Am Ende der Zeit

Titel: Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Autoren: Aileen P. Roberts
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Gruppe von Felsen großräumig, weil sie sehr gefährlich sein konnten.
    »Du willst doch nicht im Ernst dort hinein!«, rief Falkann entsetzt.
    Rudrinn nickte jedoch und fuhr mit der Hand nachdenklich über die kurzen Bartstoppeln, die sein Gesicht bedeckten. »Das ist die einzige Chance, sie abzuhängen. Unsere Verfolger haben ein sehr viel schnelleres Segelschiff als wir.«
    Falkann schüttelte den Kopf und ging zurück zu den Segeln. Die scharfkantigen Felsen kamen immer näher. Anspannung machte sich breit, als Rudrinn in die Brandung steuerte. Man konnte hören, wie der Fels das Schiff schrammte. Aber Rudrinn blieb ruhig. Er ließ die Segel einholen und steuerte geschickt durch die schmalen Felskanäle. Das Schiff, das sie verfolgt hatte, war zurückgeblieben. Immer wieder schrammte die Meernixe das Gestein, und die Nerven der Sieben lagen blank. Hohe Steinblöcke ragten rechts und links von ihnen auf, und ein kalter Wind wehte durch die schmalen Felsspalten – es wurde immer unheimlicher. Hier und da sah man die Wracks von unglücklichen Seefahrern, die es nicht geschafft hatten, durch die Teufelskralle zu kommen. Rudrinn stand angespannt am Steuer. Er wusste, wie man die Strömung ausnutzen musste, aber es war lange her, dass er hier hindurchgefahren war. Auch wenn er es nicht gesagt hatte, bei seinen früheren Fahrten hatte er immer ein kleineres Schiff gehabt und einen Piraten, der ihm zur Seite gestanden hatte. Rudrinn stand der Schweiß auf der Stirn, und manchmal glaubte er selbst, dass er
es nicht schaffen würde. Saliah stieß einen spitzen Schrei aus, als es so eng wurde, dass die »Meernixe« an beiden Seiten die Felsen schrammte. Menschliche Skelette baumelten rechts und links der Felsen, als hätte sie jemand dort hingehängt.
    »Was ist denn das?«, flüsterte sie und riss ihre großen blauen Augen mit den langen Wimpern erschrocken auf.
    Rudrinn erklärte, ohne den Blick von seinem Weg zu lösen: »Das ist eine Abschreckung für diejenigen, die es bis hierher geschafft haben. Links von uns liegt in einer Höhle ein altes Piratenversteck. Einer meiner Vorfahren hat dort einen wertvollen Schatz versteckt, der aber schon lange geborgen wurde.«
    Es war später Nachmittag, als sie endlich wieder offenes Meer sehen konnten.
    Einen Triumphschrei ausstoßend reckte Rudrinn die Faust in den Himmel. »Rammatoch hat die Söhne des Meeres also doch nicht verlassen!«
    Alle ließen sich erleichtert auf die Schiffsplanken sinken, nachdem sie die Segel wieder gesetzt hatten. Doch plötzlich sprang Broderick auf und nahm Rudrinn in den Schwitzkasten.
    »Du bist der verfluchteste, verrückteste Pirat, den die Meere jemals gesehen haben«, knurrte er scherzhaft.
    Rudrinn lachte und versuchte, sich zu befreien. Schließlich richtete er sich mit rotem Kopf auf. »Das hat mir mein Vater beigebracht. Deswegen ist er auch der beste Pirat auf den Ayrenn-Inseln. Alle anderen segeln immer südlich an Silversgaard vorbei, aber unsere Leute sind von jeher durch die Teufelskralle gefahren«, erklärte er stolz.
    »Ich habe gedacht, du bringst uns um«, stöhnte Falkann und legte den Kopf auf den Schiffsboden, während die »Meernixe« durch die Brandung pflügte.
    Rudrinn lachte nur. Seit langer Zeit fühlte er sich endlich wieder richtig frei und glücklich.

    »Ariac, ist alles in Ordnung?« Rijana war besorgt und nahm seine Hand.
    Er war noch etwas blass im Gesicht und nickte nur, denn er hatte ebenso wie die anderen mithelfen müssen, die Segel in die richtige Position zu bringen oder einzuholen.
    »Du solltest vielleicht ein wenig schlafen«, schlug Broderick vor und half ihm aufzustehen.
    Ariac schwankte über das Deck und fiel mehrere Male beinahe hin.
    »Ich glaube, ich bin nicht für die Meere gemacht«, murmelte er.
    Broderick grinste verständnisvoll. »Ja, meine Welt ist das auch nicht.« Der kräftige junge Mann mit den borstigen dunkelblonden Haaren, der aus Errindale stammte, betrachtete Ariac nachdenklich. Es war wirklich ein Wunder, dass Ariac noch lebte. Zu Anfang war ihm der Steppenkrieger mit den Tätowierungen an den Schläfen und am Arm fremd vorgekommen, doch mittlerweile war er ein ebenso guter Freund für ihn wie die anderen. Das lag wohl daran, dass sie schon so viele Leben gemeinsam verbracht hatten; so verrückt es war, sie waren von jeher aneinander gebunden.
     
    Mehrere Tage und Nächte segelten sie nach Westen. Tovion entdeckte zu seiner Überraschung, dass er auf Rudrinns Anweisungen das
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