Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
laut.
    Bard notierte das mit gewichtiger Miene, als handle es sich um wertvolles Beweismaterial. Alles wartete.
    Schließlich kam einer der anderen Beamten ein paar Schritte näher. »Bist du der Sohn von Woods Boone?« Seinem Namensschild nach hieß der Mann Sneed.
    Na endlich, dachte Theo. »Ja, der bin ich.«
    »Deine Mutter ist auch Anwältin, stimmt’s?«, fragte Officer Sneed.
    »Ja.«
    Bard ließ die Schultern hängen und hörte auf zu schreiben. Was jetzt? Dieser Junge kannte die Vorschriften besser als er selbst und hatte auch noch Eltern, vor denen sich ein kleiner Polizeibeamter besser in Acht nahm, weil sie ihn sonst vielleicht verklagten.
    Sneed versuchte ihm beizuspringen, indem er eine völlig irrelevante Frage stellte. »Seid ihr hier aus der Gegend?«
    Darren hob langsam die Hand. »Ich wohne ein paar Straßen weiter, in der Emmitt Street.«
    Die Situation war festgefahren, keine Seite wusste, wie es weitergehen sollte. Schließlich stieg Sibley Taylor vom Rad und ging zu Theo. Sie lächelte Bard und Sneed an. »Ich verstehe nicht, warum wir nicht zusammenarbeiten können. April ist unsere Freundin, und wir machen uns große Sorgen. Die Polizei sucht sie. Wir suchen sie. Wir tun nichts Unrechtes. Wieso die Aufregung?«
    Bard und Sneed fiel so schnell nichts ein, obwohl die Antwort auf diese einfachen Fragen auf der Hand lag.
    In jeder Klasse gibt es einen Schüler, der schneller redet als er denkt– oder das ausspricht, was die anderen denken, sich aber nicht zu sagen trauen. Bei diesem Suchtrupp war es Aaron Helleberg, der Englisch, Deutsch und Spanisch sprach und sich in allen drei Sprachen ständig in Schwierigkeiten brachte.
    »Wieso suchen Sie nicht nach April, statt uns zu schikanieren?«, platzte er heraus.
    Officer Bard rang nach Luft, als wäre das ein echter Tiefschlag, und setzte zu einer geharnischten Antwort an. Sneed kam ihm zuvor:
    »Gut, dann einigen wir uns so: Ihr könnt eure Handzettel verteilen, aber ihr dürft sie nicht an städtischem Eigentum wie Strom- und Telefonmasten, Bänken und Ähnlichem befestigen. Es ist schon fast fünf. Nach sechs will ich euch nicht mehr auf der Straße sehen. Einverstanden?« Er starrte Theo durchdringend an.
    Der zuckte die Achseln. »In Ordnung.« Aber das war es keineswegs. Sie konnten ihre Flyer an die Masten hängen solange sie wollten– allerdings nicht an Sitzbänke, die der Stadt gehörten. Die Polizei war gar nicht befugt, die Stadtverordnung zu ändern oder die Jugendlichen um sechs Uhr abends nach Hause zu schicken.
    Trotzdem, im Augenblick war ein Kompromiss gefragt, und so schlecht war Sneeds Vorschlag gar nicht. Die Suche würde weitergehen, und die Polizisten konnten sich einreden, sie hätten die Jugendlichen in ihre Schranken gewiesen. Um eine Lösung zu finden, muss manchmal jede Seite Abstriche machen, das hatte Theo von seinen Eltern gelernt.
    Der Suchtrupp radelte zurück zum Truman Park, wo er sich neu formierte. Vier Schüler hatten andere Termine und mussten weg. Zwanzig Minuten nach der Begegnung mit Bard und Sneed trafen Theo und seine Gang in Maury Hill ein, einem Viertel im Südosten der Stadt, so weit von Delmont entfernt wie nur möglich. Sie verteilten Dutzende Flugblätter, inspizierten ein paar leer stehende Gebäude, unterhielten sich mit neugierigen Nachbarn und stellten die Suche um Punkt 18.00 Uhr ein.

Fünf
    F ü üür die Mahlzeiten gab es bei den Boones einen exakten Plan, der strikt eingehalten wurde. Montags wurde im Robilio, einem alteingesessenen Italiener im Stadtzentrum unweit der Kanzlei, gegessen. Dienstags gab es Suppe und belegte Brote in der Obdachlosenunterkunft, in der die Familie ehrenamtlich arbeitete. Mittwochs holte Mr. Boone chinesisches Essen vom Dragon Lady, das sie auf Klapptabletts vor dem Fernseher zu sich nahmen. Donnerstags besorgte Mrs. Boone bei einem türkischen Imbiss Brathähnchen, zu dem sie Kichererbsenpüree und Pitabrot aßen. Freitags gab es Fisch im Malouf, einem beliebten Restaurant. Es gehörte einem alten libanesischen Ehepaar, das sich ständig anschrie. Samstags durfte jeder der drei Boones abwechselnd bestimmen, was und wo gegessen wurde. Theo entschied sich meistens für Pizza und Kino. Sonntags kochte Mrs. Boone selbst, was Theo am allerwenigsten zusagte, obwohl er sich hütete, das auszusprechen. Marcella kochte nicht gern. Sie arbeitete hart und kam erst spät aus dem Büro, da hatte sie keine Lust, nach Hause zu rasen und in der Küche weiterzuarbeiten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher