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Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: John Grisham
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Sie ist vierundzwanzig, hat ein kleines Kind und erwartet das zweite. Sie ist nicht berufstätig, weil sie sich um das Kind kümmert. Ihr Mann ist Polizeianwärter hier in der Stadt und Alleinverdiener. Sie kommen schon als Familie kaum zurecht und können sich eine Scheidung auf keinen Fall leisten. Ich habe ihnen empfohlen, zur Eheberatung zu gehen und sich zusammenzuraufen. Gestern hat sie mich angerufen, um mir zu sagen, dass ihr Mann gerade eben von der Stadt gekündigt wurde. Der Bürgermeister hat alle Dienststellen angewiesen, ihre Ausgaben in sämtlichen Bereichen um fünf Prozent zu reduzieren. Wir haben sechzig Polizeibeamte, drei verlieren also ihren Job. Einer davon ist der Ehemann meiner Mandantin.«
    » Was wird sie tun?«, fragte Theo.
    » Irgendwie durchhalten. Ich weiß es nicht. Es ist sehr traurig. Sie sagt, es kommt ihr wie gestern vor, dass sie zur Highschool gegangen ist und von Studium und Beruf geträumt hat. Jetzt ist sie außer sich vor Angst und hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll.«
    » Hat sie studiert?«
    » Sie hat es versucht, aber die Beihilfe wurde gestrichen.«
    » All diese Einsparungen. Was ist da los, Mom?«
    » In der Wirtschaft gibt es Hochs und Tiefs, Theo. In guten Zeiten verdienen die Menschen mehr Geld und geben auch mehr aus, und das bedeutet, dass die Stadt mehr Steuern einnimmt. Mehr Umsatzsteuer, mehr Grundsteuer, mehr…«
    » Was ist eigentlich Grundsteuer?«
    » Das ist ganz einfach. Dieses Haus gehört deinem Vater und mir. Es gilt als Grundbesitz. Grundstücke und deren Bebauung sind Grundbesitz, während Autos, Boote, Motorräder und Lastwagen als bewegliches Vermögen bezeichnet werden. Das wird ebenfalls besteuert, aber erst mal zurück zu diesem Gebäude. Jedes Jahr nimmt die Stadt eine Bewertung vor. Gegenwärtig ist ein Wert von vierhunderttausend Dollar angesetzt, was wesentlich mehr ist, als wir vor vielen Jahren dafür bezahlt haben. Die Stadt setzt einen Wert fest, anhand dessen sie die Steuer berechnet. Im vergangenen Jahr lag der Steuersatz bei rund einem Prozent, wir haben also etwa viertausend Dollar Steuern bezahlt. Für das Haus, in dem wir wohnen, zahlen wir ebenfalls Steuern, aber der Satz ist etwas niedriger. Deswegen haben wir dafür nur rund zweitausend Dollar Grundsteuer entrichtet. Unser bewegliches Vermögen besteht aus den beiden Autos, die wir mit etwa tausend Dollar versteuert haben. Insgesamt haben wir also vergangenes Jahr siebentausend Dollar an die Stadt bezahlt.«
    » Was passiert mit dem Geld?«
    » Der größte Teil geht an die Schulen, aber Dinge wie Feuerwehr und Polizei, Krankenhäuser, Parks und Freizeiteinrichtungen, Straßenbau und Müllabfuhr werden ebenfalls aus Steuergeldern finanziert. Es ist eine lange Liste.«
    » Könnt ihr mitbestimmen, wofür das Geld ausgegeben wird?«
    Mrs. Boone lächelte und überlegte einen Augenblick. » Ein wenig schon. Nicht direkt, aber wir wählen den Bürgermeister und die Stadträte, die zumindest in der Theorie auf die Bürger hören sollen. In der Praxis zahlen wir aber, weil wir keine Wahl haben, und hoffen das Beste.«
    » Ärgert es dich, dass ihr Steuern zahlen müsst?«
    Sie lächelte erneut über seine naive Frage. » Theo, niemand zahlt gern Steuern, aber andererseits will jeder gute Schulen, kompetente Polizisten und Feuerwehrleute, schöne Parks, hervorragende Krankenhäuser und so weiter.«
    » Siebentausend Dollar im Jahr sind ja noch zu verkraften.«
    » Theo, wir zahlen siebentausend Dollar nur an die Stadt. Wir zahlen auch Steuern an das County, den Bundesstaat und die Zentralregierung in Washington. Und da wir gerade in einer Wirtschaftskrise stecken, werden auf allen Ebenen die Gelder gekürzt. Das ist nicht nur hier in Strattenburg so.«
    » Es sieht also generell schlecht aus?«
    » Es war schon schlimmer. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Aber es kommt einem dramatischer vor, wenn Leute betroffen sind, die man kennt, wie Mr. Sasstrunk und meine junge Mandantin. Wenn Menschen, die man kennt, ihre Arbeit verlieren, fühlt man sich persönlich betroffen.«
    » Hat Boone & Boone auch unter der Wirtschaftskrise zu leiden?«
    » O ja, besonders dein Vater. Wenn weder Häuser noch Baumaterial gekauft werden, wirkt sich das auf die gesamte Immobilienbranche aus. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Theo. Das haben wir schon oft erlebt.«
    » Ich finde es trotzdem nicht fair.«
    » Ist es auch nicht, Theo, aber das Leben ist eben ungerecht.« Ihr Telefon summte,
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