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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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Abend, an dem ich auf den Ahorn gestiegen war, hatte ich das Gefühl, dass er nichts verbarg. Langsam setzte er sich neben mich, gerade so weit von mir entfernt, dass wir uns nicht berührten. Ich versuchte, die Schmetterlingsfraktion in meinem Bauch irgendwie in den Griff zu bekommen. Was passierte hier eigentlich gerade? Es war doch alles gut gewesen. Konnte ich nicht einfach glücklich sein und meinen Weg gehen? Aber vielleicht tat ich genau das, indem ich hier mit Louis im Dunkeln saß, anstatt nach Hause zu laufen … Dauernd war ich weggelaufen. Vor Tattooschädel und Lenno, vor Atalante, vor Louis, vor mir selbst. Ich wollte nicht mehr.
    Schweigend, aber mit rasendem Herzen, legte ich den Kopf in den Nacken, blickte in den klaren Nachthimmel und sah in den Himmelsflecken zwischen den Baumkronen eine Milliarde Sterne, die ich in Citey nie hatte erkennen können, weil die Luft immer dunstig gewesen war und der Stadthimmel zu hell. Ich konnte jetzt nichts mehr sagen; ich hatte schon zu viel offenbart, von dem ich selbst vor diesem Abend gar nicht gewusst hatte, dass es die Wahrheit war.
    Wie lange wir still dasaßen, konnte ich nicht einschätzen. Irgendetwas zwischen fünf Sekunden und einer halben Nacht. Als Louis schließlich zu sprechen anfing, erschrak ich fast über den dunklen Klang seiner Stimme, und was er sagte, ließ meinen Atem stocken.
    „Ich habe mich im ersten Moment in dich verliebt, in dem ich dich gesehen habe.“
     
    Gut, dass ich schon saß. Mein Kopf fuhr zu ihm herum.
    „Glaube ich nicht“, platzte ich heraus.
    Das war ganz sicher nicht die Reaktion, die man sich auf eine Liebeserklärung wünscht, und entsprechend betroffen sah er mich an.
    „Du warst wütend auf mich. Ich hatte das Gefühl, als wolltest du mich mit deinem Blick erdolchen. So schaut man doch nicht, wenn man sich gerade verliebt hat“, protestierte ich.
    „Ich war doch nicht wütend auf dich .“
    „Sondern?“
    Er blickte in den Himmel und suchte nach Worten. „Ich habe dich da stehen sehen. Du sahst so klein, fast verloren aus vor den großen Gebäuden.“ Er wandte sich mir wieder zu und ich erkannte ein belustigtes Glitzern in seinen Augen. „Und zugegebenermaßen auch ziemlich reizvoll mit deinem kurzen Kleid und den lustigen Stiefeln.“
    Ich war dankbar für die Dunkelheit, die uns umgab und die Schamesröte verbarg, die mir ins Gesicht stieg. Um Fassung ringend bemerkte ich: „Das war kein Kleid, sondern Pollys Nachthemd und rechtfertigt in keinster Weise den finsteren Blick von damals.“
    „Kleid, Nachthemd, wie auch immer – ich war hingerissen. Und zugleich unglaublich wütend auf die Amazonen, dass sie dich da mit hineinzogen. Wie du weißt, halte ich ohnehin nicht viel von diesem Lebensstil …“
    … der dazu führt, dass Mütter ihre neugeborenen Söhne aussetzen, ergänzte ich in Gedanken.
    „Ich wusste, dass du von ihrem System aufgesogen und als anderer Mensch wieder ausgespuckt werden würdest. Und musste befürchten, dass du nie wieder dieses zarte, liebenswerte Wesen sein würdest, das du an diesem Morgen warst.“
    Toll, und was bin ich jetzt? Ein emanzipierter Trampel?
    „Außerdem wurdest du damit völlig unerreichbar für mich.“
    Ich sah ihn groß an. „Unerreichbar?“ Ich war ja wohl das Erreichbarste auf der Welt!
    „Wenn du als Arbeiterin dort angefangen hättest, wäre es etwas anderes gewesen. Dann hättest du nicht zu ihnen gehört, sondern zu uns. Und ich hätte vielleicht dein Herz gewinnen können.“
    Ich dachte an Kala und irrationale Eifersucht stieg in mir auf. Gleichzeitig machte mich die Vorstellung, dass ihm tatsächlich an meinem Herzen gelegen sein könnte, meinen Kopf ganz schwummrig.
    „Aber bei einer Amazone, noch dazu der Tochter ihrer Anführerin, wie du mir kürzlich eröffnet hast, hatte ich keine Chance.“ Er lachte freudlos auf. „Und ich wollte nicht enden wie Dante. Die Liebste immer nur aus der Ferne anhimmeln, das ist nicht das Meine. Das reicht mir nicht. Ich wollte alles – oder nichts. Und alles konnte ich nicht haben. Deswegen musste ich versuchen, dich zu vergessen oder zumindest deine Gegenwart zu ignorieren.“
    Ich dachte an die Ernte und wie ich ihn mit meinen Fragen gelöchert hatte. „Das habe ich dir wohl nicht sehr leicht gemacht.“
    „Solange wir nichts miteinander zu tun hatten, ging es. Ich war gerade so weit, dass ich dich zumindest zeitweise vergessen konnte. Dass ich mir einreden konnte, dass da nichts war, und dass es gut
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