Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Titel: Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
Autoren: Violet Mascarpone
Vom Netzwerk:
weniger ängstlich als sonst zu fühlen.
    Nachdem sie einen ziemlich miesen Horrorfilm in Expertenmanier abgehandelt hatten, verstummten sie. Sie sahen einem Flugzeug nach, das aufgrund seiner Höhe langsam über ihren Köpfen hinweg flog und unvermittelt stellte Tornado nachdenklich fest: „Muss ein Fluch sein, wenn jeder sofort sieht, dass man schwul ist.“
    Kai wurde rot und ärgerte sich. Er war froh eine Zeit lang nichts über das Thema gehört zu haben. „Ich habe es mir nicht ausgesucht. Wenn du Angst hast, ich bin ansteckend - das Dach ist groß genug!“
    „ Phhh“, schnaubte Tornado verächtlich, „dir fehlt nur das nötige Selbstbewusstsein. Mach's wie ich und hau drauf, wenn dir jemand damit blöd kommt.“
    Kai weitete die Augen überrascht, als er die Botschaft hinter den Worten begriff, dann senkte er den Blick: „Ich kann so was nicht so gut.“
    Tornado seufzte. „Würde es dir helfen, wenn ich es dir einprügele?“
    „ Glaub nicht“, erwiderte Kai bedauernd.
    Ohne die Unterhaltung fortzusetzen senkte sich der Schlaf langsam und notwendig über die beiden Jungen, deren Freundschaft in dieser Nacht besiegelt wurde.
    Das lag zwei Jahre zurück, und seit diesem Abend war Tornado an Kais Seite. Und egal, wie schnell Kais Herz schlug, wenn er seinen wilden, angriffslustigen Beschützer sah, würde er nie etwas unternehmen, um die erste Freundschaft, die er zwischen Waschbetonhäusern fand, zu gefährden.
     
    Tango, die Nummer-Eins-Bedienung, betrat den Laden. „Hi Boss, hi ihr beiden.“ Er zog sich einen Barhocker unter den Hintern und stützte sich mit den Ellenbogen auf die Theke, als hätte er bereits zehn Stunden schwer gearbeitet.
    „ Macht einer von euch mir einen Kaffee?“
    Kai drehte sich zur Kaffeemaschine, um sie sprotzelnd in Gang zu setzen.
    „Und wie läuft's?“
    „ Bei dir?“, fragte Tornado zurück, mit der knappen Rückantwort signalisierend, dass alles beim Alten war.
    „ Ich habe jemanden kennengelernt!“
    Boss trat auf sie zu. „Dich will jemand?“, frotzelte er. „Lasst die Korken knallen!“
    „Ach halt's Maul, alter Mann. Und – jetzt haltet euch fest – er hat einen Jaguar!“
    Interessiert näherte sich Kai.
    „Du machst dich nackig für ein Auto?!“, fragte Tornado ungläubig.
    „ Natürlich nicht“, gab Tango beleidigt zurück. „Ich dachte nur, es wäre ne tolle Sache für euch verblödete Busfahrer. Abgesehen von dir Kai, du bist einfach nur ein Busfahrer.“
    Kai lächelte. Wahrscheinlich, weil er trotz seiner Schweigsamkeit in das Gespräch miteinbezogen wurde, tippte Tornado.
    „Sonstige Daten?“
    Tango ließ sich nicht zweimal bitten, über seine Neuerrungenschaft zu berichten. Er war ein sehr attraktiver Zweiundzwanzigjähriger, der eigentlich keine Probleme hatte Kontakte zu knüpfen. Nur sie längerfristig aufrechtzuerhalten. So schnell er sich für jemanden begeisterte, so schnell ebbte die Leidenschaft auch wieder ab. Er suchte die ganz große Nummer. Das ultimative Liebesereignis.
    „Ich habe seinen Jaguar gewaschen ...“ Er betonte das Wort gedehnt und sah Tornado triumphierend an, „mit Schaum abgespritzt, Unterbodenwäsche, Heißwachs und komplette Innenreinigung.“ Als Zweitjob arbeitete Tango an einer Tankstelle. „Und als ich die Tür öffne, um den Rahmen zu wischen, fragt er mich, ob ich am Wochenende schon etwas vorhabe. Habe ich natürlich nicht. Er ist dreißig, hat braunes Haar ist ein bisschen größer als ich und lässt sich zur Zeit einen Dreitagebart stehen. Er ist der geborene Top! Außerdem sieht er fantastisch aus in Zegna.“
    „ Was ist denn Zegna?“, fragte Tornado naserümpfend, als handele es sich um eine Krankheit.
    „ Ein Modedesigner“, klärte ihn Kai mit sanfter Stimme auf. „Sehr teuer.“
    „ Pff, ich habe genug gehört.“ Tornado lehnte sich gegen die Ablage und schlug sein aktuelles Buch auf. Was Huna ihre Musik bedeutete, waren für Tornado seine Bücher. Er las in jeder freien Minute. Im Gehen, auf der Toilette, in der U-Bahn, vor dem Einschlafen, beim Löffeln seiner Frühstücksflocken und wenn er keinen befriedigenden Lesestoff fand, konnte er richtiggehend depressiv darüber werden. In seinem kleinen Zimmer stapelten sich seine geliebten Werke bis an die Decke.
    Während die drei sich unterhielten, tauchte er in die Geschichte ein. Schule war nie sein Ding gewesen, er war faul, vorlaut und generell an allem desinteressiert, für das er nicht von sich aus Leidenschaften entwickelte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher