Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Titel: Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
Autoren: Violet Mascarpone
Vom Netzwerk:
schnell den Tag abschließen, um Kai das Manuskript in die Hände zu drücken. Er konnte nicht widerstehen, ein paar Seiten quer zu lesen und war fasziniert von Gatchans abtrünniger Fantasie. Er dachte nicht viel über das Altern nach, aber ihm wurde klar, das die Libido sich hingegen aller Vorstellungen, nicht gleichzeitig mit der Pigmentierung des Haares verabschiedete und gesetzte Damen es immer noch faustdick hinter den Ohren haben konnten. Er selbst ließe sich bestimmt auch noch einiges einfallen, sollten Tornado und Kai ihn irgendwann im Rollstuhl zum Tauben vergiften durch den Park schieben. Geistesabwesend ging er ans Telefon. „Moody.“
    „ Hallo Biscuit. Ich bin es Quentin.“
    Biscuits Herz setzte eindeutig zu viele Schläge aus. Es dauerte ein wenig, bis er seine Stimme kontrollieren und sagen konnte: „Das ist eine Überraschung.“
    Quentin lächelte. „Man hört es dir nicht an.“
    Wie durch ein Wurmloch, das ihn mit einer anderen Galaxie verband, hörte er die vertraute Stimme: „Ich habe von Oizys Tod gehört. Das tut mir aufrichtig leid. Sie war ein ganz besonderer Mensch.“
    Biscuit hangelte mit dem Fuß nach dem Papierkorb, falls er sich tatsächlich schockbedingt übergeben musste. „Danke. Ich weiß deine Anteilnahme zu schätzen.“
    Biscuit räusperte sich und lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung.
    „Vielleicht könnten wir uns auf einen Kaffee treffen. Ich würde gerne mit dir sprechen.“
    Biscuit fuhr sich nervös mit dem Handrücken über die Stirn. „Selbstverständlich. Natürlich. Jederzeit. Ich rufe dich zurück, sobald ich einen passenden Termin gefunden habe.“
    Quentin lachte leise und nagelte ihn fest: „Hast du heute nach der Arbeit schon etwas vor?“
    „ Warum Quentin?“, erwiderte Biscuit dünn, „ich meine … wieso jetzt?“
    „ Vielleicht, um mit dir abzuschließen.“
    Er war dem anderen alles schuldig; verlangte Quentin, ' Hole mich sofort aus der marimbianischen Wüste ab, weil ich eine Blase am Zeh habe ,' wäre Biscuit gesprungen.
    Und so sagte er zu.
     
    Die Bar, in der sie sich trafen, war praktisch ihre frühere Zweitwohnung gewesen. Düster, ein wenig muffig und immer voll quirliger Menschen. Nur dass sie selbst ein wenig zu alt geworden waren, ein wenig zu sehr gefangen in ihren Realitäten, um noch wahrhaftig hier hineinzupassen.
    Quentin saß an einem der kleinen Tische, anstatt wie früher an der Theke zu stehen und hatte seinen senffarbenen Kamelhaarmantel nicht einmal ausgezogen. Biscuit wusste, es bedeutete, er wollte jederzeit gehen können.
    Ihre Augen trafen sich und das dunkle Grün des offenen Blickes erschütterte Biscuit bis ins Mark.
    Biscuit bestellte sich einen Gimlet und Quentin ein alkoholfreies Bier. „Du trinkst kein normales Bier?“
    „ Nein, nur in Ausnahmefällen. Man muss schließlich irgendwann erwachsen werden.“
    Biscuit nickte. War das derselbe Mensch, der angefeuert von einer Gruppe kichernder Mädchen, auf der Theke gestrippt und dabei lautstark ein billiges Discolied gesungen hatte?
    „Erwachsen werden kann man nur mit viel Alkohol ertragen“, konterte Biscuit und klopfte auf sein Jackett, um seine Zigaretten zu orten. Sie saßen ein wenig fremd und zugleich vertraut beieinander und keiner wusste das Gespräch zu eröffnen.
    „ Wie kommst du mit dem Tod deiner Mutter zurecht?“
    „ Es geht. Ich mache mir Gedanken, die ich mir jahrelang nicht gemacht habe. In gewisser Weise ist sie zur Zeit lebendiger für mich, als die Jahre davor.“
    Quentin nickte. „So ist das also.“
    Biscuit kam auf den Punkt. „Warum sitzen wir hier Quentin?“ Er wollte raus hier, weg von dem Mann, der seine Mutter, seine Abgründe, seine Unterhosengröße kannte. Raus aus der Kneipe, in der sie früher so oft saßen.
    „ Ich fand, es ist an der Zeit, mich meiner Vergangenheit und dir zu stellen.“
    Biscuit trank einen Schluck. „Ich kann dir nur versichern, wie unendlich leid mir tut, was ich dir angetan habe. Ich denke nicht, du solltest mir verzeihen. Ich denke du solltest es dir merken. Traue niemandem. Lass dich nicht fesseln ...“
    Quentin schüttelte unwirsch den Kopf. „Ich bin, im Gegensatz zu deinen neuen Opfern, kein Kind mehr. Und ich bin raus aus dieser Art zu leben. Ich bin glücklich, diesen kranken Teil meiner Persönlichkeit überwunden zu haben und endlich eine reife, eine wirklich tiefe Beziehung zu führen.“
    Biscuit sah ihn zweifelnd an. „Du bist raus aus dieser Art zu leben ? Ist das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher