Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Winnacker
Vom Netzwerk:
Handyempfang und kein Fernsehen? Wenn das Leben auf der anderen Seite des Zauns ganz normal weitergeht, dann hätten wir das doch mitbekommen, oder nicht?«
    Ich nahm Joshuas Hand. Jetzt brauchte ich ihn mehr als je zuvor. Er sah mich an. In seinen Augen konnte ich erkennen, dass er Tyler glaubte.
    Tyler zeichnete mit den Fingern eine lange Linie in die Erde zu seinen Füßen. Das Sprechen schien ihm inzwi schen leichter zu fallen. »Die Regierung hat äußerst gründ lich gearbeitet. Sie wollten sichergehen, dass niemand et was über uns erfuhr und wir nur über den Zaun kamen, wenn sie es so wollten. Er wird von Minenfeldern, Selbstschussanlagen und Überwachungskameras gesichert.«
    Larry nickte. Plötzlich hellte sich seine Miene auf, als hätte er soeben ein kniffliges Rätsel gelöst. »Also haben sie uns von der Außenwelt abgeschnitten und tun jetzt so, als würden wir nicht existieren. Die Regierung sendet Störsignale. Deshalb wurde auch der Funkverkehr unterbrochen.«
    »Aber das hätte die Menschheit doch niemals zugelassen. Die Bevölkerung hätte sich dagegen aufgelehnt«, sagte ich. »Irgendjemand hätte die Regierung doch aufgehalten. Oder nicht?«
    Geoffrey rieb sich die Schläfen. »Der Rest der Welt hält uns wahrscheinlich entweder für tot oder für infizierte Monster. Die Regierung hat die Bevölkerung manipuliert, und jetzt glauben alle, dass wir keine Menschen mehr sind.«
    Langsam wurde uns die traurige Wahrheit bewusst. Niemand würde uns helfen. Joshua drückte sanft meine Hand. Eine tröstende Geste. Ich lächelte ihn schwach an, obwohl ich am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
    »Aber wenn der Rest der Welt so weiterlebt wie zuvor, wieso haben wir dann nicht schon früher Helikopter oder Flugzeuge oder Schiffe gesehen?«, fragte er.
    »Wir sind in einem Sperrgebiet. Es ist verboten, es zu überfliegen oder zu betreten. Das nennt sich ›verseuchte Zone‹. Ich habe das zufällig gehört, als ich im Labor war«, flüsterte Tyler, der immer noch die Brust an die Knie gezogen hatte.
    Eine verseuchte Zone. So wurde meine Heimat jetzt also genannt.
    »Warum haben die anderen Überlebenden den Zaun nicht bemerkt?«, fragte Joshua.
    »Hubschrauber patrouillieren am Zaun entlang. Wenn sie in der Nähe jemanden aufspüren, bringen sie ihn ins Labor. Genau wie mich«, sagte Tyler.
    Geoffrey schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er war leichenblass. Da fiel mir plötzlich auf, wie wenig er bisher dazu gesagt hatte. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Du hast das gewuss t ?«, fragte ich.
    Geoffrey erstarrte. »Ich wusste, dass sie vorhatten, einen Zaun zu errichten, aber ich hielt das für leeres Gerede. Ich hätte niemals gedacht, dass sie es wirklich tun würden. Und nachsehen wollte ich auch nicht – davor hatte ich zu viel Angst.«
    Ich starrte ihn eingehend an, während Joshua ihn wütend anfunkelte. »Du weißt doch noch mehr.«
    »Wie gesagt, ich habe als Wissenschaftler für die Re gierung gearbeitet. Als die ersten Pläne zur Sprache kamen, das Sperrgebiet zu errichten und den Zaun zu bauen, wollten sie, dass ich sie dabei unterstützte. Zu dieser Zeit war meine Familie allerdings schon infiziert, und ich hätte sie nicht mitnehmen können. Also habe ich mich entschlossen, bei meiner Familie zu bleiben. Ich wusste ja nicht mal, ob ich nicht selbst infiziert war. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass sie uns wirklich im Stich lassen würden.«
    »Die Regierung hat dich einfach fallen lassen?« Die Betroffenheit in Moms Gesicht war nicht zu übersehen. Wie konnte sie nach allem, was Tyler uns gerade erzählt hatte, noch schockiert sein? Das war mir schleierhaft.
    »Ich wusste zu viel. Ich nehme an, sie haben mich nur deshalb nicht getötet, weil sie dachten, dass ich im Weeper-Territorium sowieso nicht länger als ein paar Tage durchhalten würde.«
    Karen sah ihn finster an. »Wieso hast du uns das alles nicht schon früher erzählt?«
    »Ich wusste einfach nicht mehr, was die Wahrheit war und was nicht. Ich …« Er schluckte. »Ich hatte Angst und machte mir Sorgen. Vielleicht hättet ihr mich gehasst und davongejagt. Es tut mir leid, das war sehr egoistisch von mir.« Niemand sagte etwas. Geoffrey ließ den Kopf hängen und wandte sich Tyler zu. »Was weißt du noch, Tyler?«
    »Oregon, Kalifornien, Nevada und Arizona sind Teil des Sperrgebiets. Der Zaun verläuft entlang der äußeren Grenzen dieser Bundesstaaten und trennt uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher