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The Lost Coast

The Lost Coast

Titel: The Lost Coast
Autoren: Barry Eisler
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wenn sie sich Mut angetrunken hatten, schienen einige nicht mehr klar denken zu können. Außerdem hatte er mal ein schlimmes Erlebnis in einer Bar gehabt, oder vielmehr davor. Damals war er noch ein Teenager gewesen, zäh, aber dumm, und hatte es mit drei Gegnern zu tun bekommen. Sie hatten ihm ziemlich übel mitgespielt, was die lange Narbe an seinem Haaransatz bewies, wo sie ihm den Schädel gespalten hatten, und auch der Hörverlust auf einem Ohr erinnerte ihn bis heute an diesen Abend. Er hatte sich nie an ihnen gerächt, und selbst jetzt, nach all diesen Jahren, hätte er es manchmal gern noch getan.
    Die erste Bar, an der er vorbeikam, trug den Namen
Sidelines
, war laut, überfüllt und richtete sich offensichtlich vor allem an Collegestudenten. Die zweite,
The Alibi
, hätte ebenso gut ein Restaurant wie eine Bar sein können, und er hatte ja gerade erst gegessen. Die dritte,
Toby and Jack’s
, besaß eine undurchdringliche Ziegelsteinfassade, die ihn an ein Zuchthaus erinnerte. Er mochte es nicht, einen Raum zu betreten, den er nicht vorher in Augenschein nehmen konnte, also ging er auch an dieser vorbei. Die vierte,
Everett’s
, sah gut aus. Noch im Türrahmen ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Der Türsteher, ein stämmiger Mann mit Schnurrbart, der auf einem Stuhl direkt hinter der Tür saß, beobachtete ihn, sagte jedoch nichts. Nach einem Augenblick nickte ihm Larison freundlich zu, da er bereits beschlossen hatte, wie er den Mann umlegen würde, falls es so weit kommen sollte, und ging hinein.
    Es war eher eine rustikale Kneipe als eine schicke Bar. Holzpaneele an den Wänden, gedämpftes Licht, ein Billardtisch, einige Tische, eine Couch. Über das Stimmengewirr hinweg war eine Jukebox zu hören, die Bob Dylans
Shelter from the Storm
spielte. An den Wänden hingen die ausgestopften Köpfe von einem Bison, einem Bären und einem riesigen Zehnender-Hirsch. Er schätzte, dass sich etwa vierzig Personen an der Bar oder an den Tischen aufhielten und dass wenigstens doppelt so viele hier reinpassten, wenn man es mit den Brandschutzbestimmungen nicht ganz genau nahm.
    Er setzte sich auf einen freien Barhocker und sah sich den Raum ein wenig genauer an. Ein Mann in lederner Reithose mit fettigem Pferdeschwanz stand am Billardtisch und bewies gelassen sein Können. Ein weiterer, ähnlich gekleidet, sah ihm dabei zu, hielt ein Queue in der Hand und wirkte irgendwie unzufrieden, vermutlich weil er an das Geld dachte, das er gerade verlor. Als er Larisons Blick bemerkte, erwiderte er ihn grimmig. Anstatt die Herausforderung anzunehmen, starrte ihn Larison einfach nur gleichgültig an und spürte nichts, fast so, als wäre der Mann etwas Unbelebtes, das Larison einfach auseinanderbauen und untersuchen konnte, falls ihm danach war. Schnell wandte der Mann den Blick ab und beobachtete erneut den Billardtisch, als hätte er beschlossen, dass dieses Spiel doch sicherer für ihn war.
    Eine der Barkeeperinnen kam zu ihm herüber, eine Blondine in den Fünfzigern mit ernsten Augen, aber einem recht warmen Lächeln. „Was kann ich Ihnen bringen?“, erkundigte sie sich.
    Larison musterte die Zapfhähne. „Steelhead.“
    Sie füllte ein Glas und drehte den Hahn im richtigen Moment zu, sodass der Schaum nicht überlief, um es dann auf der Bar vor ihm abzustellen. „Vier Dollar.“
    Larison gab ihr fünf und ließ das Wechselgeld, das sie ihm brachte, auf der Bar liegen. Er trank einen Schluck Bier und stellte überrascht fest, dass es sehr gut schmeckte. Es musste sich um eine lokale Marke handeln.
    Die Barkeeperin sah ihn an. „Woher kommen Sie?“
    Das überraschte Larison. Es war ziemlich voll in der Bar, und sie war zwar nicht die einzige Angestellte, aber es schien auch nicht einer dieser Abende zu sein, an denen es sich die Barkeeper erlauben konnten, mit ihren Gästen zu plaudern.
    Er trank noch einen Schluck Bier. „San Francisco.“
    Sie musterte ihn mit fragendem Blick. „Da haben Sie aber eine weite Reise hinter sich.“
    Er zuckte mit den Achseln. „War die Sache wert.“
    „Was führt Sie nach Arcata?“
    „Ich wollte einfach mal was anderes sehen.“ Er blickte hinüber zur Wand und fragte, um das Thema zu wechseln: „Sind Sie die Jägerin?“
    Sie lächelte. „Nein, das war mein Vater. Er hat diese Bar 1959 gekauft, und ich habe sie vor zehn Jahren übernommen. Jagen Sie auch?“
    Nur mit Mühe konnte sich Larison ein Grinsen verkneifen. „Früher mal.“
    Ein bärtiger Mann, der
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