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The Lost Coast

The Lost Coast

Titel: The Lost Coast
Autoren: Barry Eisler
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saubere Shirts und ein halbes Dutzend Sockenpaare und Unterhosen – befand sich im Kofferraum seines Wagens. Damit kam er wenigstens eine Woche lang aus, bevor er sich auf die Suche nach einem Waschsalon machen musste, der Münzen annahm. Im Falle eines vorzeitigen Aufbruchs wollte er nicht noch einmal zu seinem Hotelzimmer zurückkommen müssen oder irgendetwas zurücklassen.
    Als seine Zähne geputzt waren, zog er sich aus und stellte sich lange unter die heiße Dusche. Danach kleidete er sich wieder an, verbarg die Pistole erneut unter seinem Wollsakko, steckte sich das Emerson Commander BTS Klappmesser vorne in die Jeanstasche, hängte das „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür und ging hinunter in die Lobby. Auf dem Weg nach oben war ihm dort ein Sushirestaurant namens
Tomo
aufgefallen, und Sushi klang als Abendessen ebenso gut wie alles andere. Er setzte sich an die Bar und bestellte Misosuppe, Edamame, eine Unagi Handroll und Toro Sashimi. Die Einrichtung war schrecklich nachahmerisch – Larison hatte schon einen Japanaufenthalt hinter sich –, doch das Essen schmeckte.
    Er zahlte bar, als er fertig war, und kehrte in die Lobby zurück, weil er eigentlich vorhatte, direkt wieder über die Treppe in sein Zimmer zurückzukehren. Je seltener er hinausging, desto unwahrscheinlicher war es, dass ihn jemand zu sehen bekam, der ihn wiedererkennen konnte. Die Chancen dafür waren zwar ausnehmend gering, aber wenn es einem schon gelungen war, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, dann hatte man im Fall einer solch unglücklichen Begegnung keine gute Ausrede mehr. Die einzige Möglichkeit (
Sie müssen mich mit jemandem verwechseln
) würde gewiss nicht ausreichen, damit später nicht mehr darüber gesprochen wurde, bis die Information zu guter Letzt auch jemanden innerhalb der Organisation erreichte, der darauf reagieren musste.
    Trotzdem blieb er in der antiken Lobby stehen, da es ihn nicht reizte, in sein langweiliges kleines Zimmer zurückzukehren. Wer sollte ihn am Rand der Lost Coast in einer ruhigen Kleinstadt namens Arcata, die wie ein Schiff im Bermudadreieck ankerte, schon erkennen oder auch nur bemerken?
Zum Teufel damit
, beschloss er. Zumindest ein Spaziergang rund um den Platz musste drin sein. Schließlich würde er vermutlich nie wieder hierher zurückkehren. Er kicherte bei dem Gedanken, denn aufgrund der Anonymität, die er sich erarbeitet hatte, war die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, dass er einen Ort zweimal aufsuchte, und das galt auch für Arcata. Also konnte er den ruhigen Abend im Freien auch genießen. Es wäre zwar langweilig, aber nicht so öde, wie auf dem Bett in dem kleinen Zimmer mit geöffneten Augen wach zu liegen und auf den Schlaf zu warten, während er Angst vor seinen Träumen hatte.
    Er ging hinaus. Der Geruch des Waldes ging hier im Gestank von Zigarettenrauch, verschüttetem Bier und feuchtem Tabak unter. Nachdem er über die Straße zum Platz gegangen war, wanderte er langsam weiter. Viele der Penner lachten oder unterhielten sich lautstark, doch als er näher kam, wurden sie still und wandten den Blick ab. Sie sagten nichts mehr, fragten ihn nicht einmal nach Kleingeld, als wäre er eine Dschungelkatze, die sie aufgrund ihres plötzlichen Schweigens übersehen und sich eine andere Beute suchen würde.
    Als er den Platz einmal umrundet hatte, überquerte er erneut die Straße und stand wieder vor dem Eingang des Hotels. Beinahe wäre er hineingegangen, doch er hielt inne und wurde erneut von seiner Ruhelosigkeit übermannt, von dem Bedürfnis, etwas zu sehen, zu etwas eine Verbindung aufzubauen, das sich außerhalb eines anonymen Zimmers in einer anonymen Stadt befand.
    Langsam ging er den vom Neonlicht erleuchteten Gehweg entlang und teilte die Trauben aus gepiercten, langhaarigen Collegestudenten, wobei er das unbewusste Unbehagen nicht registrierte, das sich bei einigen von ihnen auf dem Gesicht abzeichnete, wenn sie sein Näherkommen bemerkten, um sofort wieder zu verschwinden, sobald er vorbeigegangen war. An diese Reaktion war er gewöhnt. Selbst wenn er es nicht bewusst versuchte oder sogar unterdrücken wollte, war an ihm irgendetwas, das anderen Angst einjagte. Die meisten begriffen nicht einmal, warum das so war. Er schon. Sie spürten die Dinge, die er getan hatte.
    Aus diesem Grund hielt er sich auch meist von Bars fern. Normalerweise erkannten die simpler gestrickten Raufbolde nach kurzem Beschnuppern, dass es klüger war, sich von ihm fernzuhalten, aber
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