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The Lost Coast

The Lost Coast

Titel: The Lost Coast
Autoren: Barry Eisler
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vermutlich noch high von dem guten, hier angebauten Humboldt-County-Gras waren. Er überlegte, ob er sich selbst auch etwas besorgen sollte, und sehnte sich kurz nach dem entspannenden, einzigartigen Hochgefühl, aber er wusste, dass er sich das nicht erlauben durfte. Er musste wachsam blieben. Für den Fall der Fälle.
    Da ihn niemand, der sich auf der Straße aufhielt, mit dem Wagen in Verbindung bringen sollte, suchte er sich eine halbe Meile vom Hotel entfernt einen kostenfreien Parkplatz und stellte das Auto dort ab. Er stieg aus und entfernte sich zu Fuß noch weiter vom Hotel. Niemand beobachtete ihn, und falls ihn doch jemand überwachte, dann sah er ihn nur in die falsche Richtung gehen. Nachdem er einige Häuserblöcke passiert hatte, drehte er sich um und ging auf indirektem Weg auf sein Ziel zu. Der Spaziergang machte ihm nichts aus. Er hatte lange im Wagen gesessen, und es war an diesem frühen Abend angenehm kühl. Sein Atem bildete kleine Wölkchen in der feuchten Luft, und er genoss den Geruch des nahen Waldes. Die Straßen außerhalb des Stadtzentrums waren außergewöhnlich ruhig, wenn nicht gar leer, und der Abendnebel zog sich langsam unter den in einigen Abständen stehenden Laternen zusammen. Abgesehen von dem leisen Knirschen seiner Stiefel auf dem Gehweg war nichts zu hören.
    Das Betreten des Hotels glich einer Reise durch die Zeit: ein fein gekachelter Boden, eine riesige Wendeltreppe, gedämpftes Licht von Lampen, die in einer Reihe unter der Decke hingen. Der Rezeptionist trug einen Pferdeschwanz, Bart und ein Piercing im linken Nasenflügel, und er akzeptierte Larisons Geschichte von der verlorenen Brieftasche nebst Ausweispapieren problemlos. Die Situation mochte dem Hotelangestellten seltsam vorkommen, aber das war Larison gleichgültig. Der Rezeptionist würde nur einen grundsoliden Mann von etwa vierzig Jahren beschreiben können, der dunkle Haare, eine dunkle Haut und einen stoppeligen Bart hatte, und Larison bezweifelte, dass ihm nach einigen Stunden oder gar einem Tag noch so viel einfallen würde. Der Hotelangestellte nahm das Bargeld für eine Übernachtung in einem Zimmer im zweiten Stock, um das Larison gebeten hatte, entgegen, reichte ihm einen altmodischen Schlüssel an einer Kette und wünschte ihm einen schönen Abend.
    Larison nahm die Treppe in den zweiten Stock und betrat das Zimmer, ohne das Licht einzuschalten. Er zog die Tür hinter sich zu und schloss zweimal um, dann überbrückte er die kurze Distanz zu den großen Fenstern. Ihm fiel auf, dass sie sich, anders als in modernen Hotels heutzutage üblich, ganz öffnen ließen, was er sofort überprüfte. Als er nach unten sah, erblickte er in der Gasse unter sich einen verschlossenen Müllcontainer. Im Notfall konnte er sich aus dem Fenster fallen lassen – aus diesem Grund hatte er auch ein Zimmer in diesem Stockwerk verlangt. Niedrig genug, um nach unten zu gelangen, aber zu hoch, um vom Boden aus einzusteigen. Natürlich würden die Leute, mit denen er es zu tun hatte, jemanden in der Gasse postieren, während sie die Tür einschlugen, aber es konnte nie schaden, mehrere Optionen zur Auswahl zu haben. Zumindest mussten sie ihre Aufmerksamkeit aufteilen, da er einen Fluchtweg zur Verfügung hatte, was seine Chancen, der Gruppe an der Tür oder den in der Gasse Postierten zu entwischen, deutlich steigerte.
    Doch er rief sich ins Gedächtnis, dass ihm niemand gefolgt war und dass niemand wusste, wo er sich aufhielt. Die Vorsichtsmaßnahmen waren weise, würden letzten Endes jedoch nicht benötigt werden. Hier hatte er nicht mit Ärger zu rechnen.
    Er schloss die Fenster, zog die Vorhänge zu und schaltete das Licht ein. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet: ein Einzelbett unter einer ausgebleichten Tagesdecke, ein winziger Nachttisch mit einem Plastikwecker, ein wacklig aussehender Holztisch mit passendem Stuhl. Es war okay. Mehr brauchte er nicht.
    Dann schaltete er das Licht im Badezimmer ein. Hier gab es nichts weiter als eine Toilette für Pygmäen, ein Waschbecken und eine Badewanne mit Klauenfüßen, an der ein Vorhang angebracht worden war, sodass man sie auch als Dusche benutzen konnte. Er zog seine Glock C18C aus dem Schulterhalfter, die er immer in Reichweite hatte, und legte sie griffbereit auf den Spülkasten. Dann holte er eine Zahnbürste und eine Reisetube Zahnpasta aus seiner Tasche und putzte sich die Zähne. Sein restliches Reisegepäck, das nur sehr spärlich war – eine zweite Jeans, ein paar
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