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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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hinab und er sackte in sich zusammen. Ich schaute auf seine Seite. Noch immer quoll Blut aus der Wunde. »Erzähl mir nicht, dass du nicht kannst«, murmelte er schwach. »Ich habe es dir beigebracht, Charlie. Ich habe dich trainiert. Wenn du jetzt nicht gehst, habe ich versagt. Dann sterbe ich völlig umsonst.«
    »Was meinen Sie mit sterben? Sie dürfen nicht sterben!«
    Er versuchte zu lächeln, hatte aber nicht die Kraft dazu. »Wir alle müssen sterben, Armleuchter. So sind nun mal die Spielregeln. Aber jetzt hörst du mir zu: Ich komme schon klar.«
    »Mike …«
    »Ich meine es ernst. Du und ich, Armleuchter, wir haben nie viel über das ganze Glaubenszeug geredet. So, wie ich es sehe, gibt es da auch nicht viel zu sagen. Aber du weißt, wo ich stehe. Ich habe immer mein Bestes getan, um aufrichtig zu sein, und was auch passiert, für mich ist es in Ordnung.Verstehst du? Es ist das Einzige, was du noch für mich tun kannst: Bring diese Terroristen zur Strecke und verhindere, dass sie all diese unschuldigen Menschen …« Er beendete den Satz nicht, denn die Schmerzen wurden so stark, dass er aufschrie. Mein ganzer Körper versteifte sich.
    Als er wieder sprechen konnte, sagte er mit schwacher Stimme: »Wir haben keine Zeit, darüber zu reden. Du hast mir versprochen zu handeln, Charlie. Jetzt ist es so weit.«
    Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht loszuheulen. Ich wollte ihm antworten, protestieren, irgendetwas sagen. Aber es gab nichts zu sagen. Mike hatte recht. Es blieb keine Zeit, um sowohl ihm zu helfen als auch Prince aufzuhalten. Niemand wusste, dass wir hier unten waren. Wenn dieser Job erledigt werden sollte, dann musste ich ihn zu Ende bringen, und zwar allein.
    Ich stand auf und schaute zu Mike, der sich mit einer Hand abstützte. Er saß zwischen zwei Gleisen, sodass er zumindest nicht von einem Zug erfasst werden konnte. Die drei Gangster, die er ausgeschaltet hatte, lagen ausgestreckt um ihn herum. Zwei regten sich nicht, der dritte war bewusstlos, stöhnte leise und bewegte sich. Aber sein Arm war merkwürdig verdreht, und er würde so bald nicht wieder zu sich kommen.
    »Keine Sorge«, beruhigte mich Mike. »Ich habe ja noch meine Waffe.« Er versuchte, sie hochzuheben, aber seine Hand sank wieder zu Boden. »Ich habe noch ein Magazin auf Reserve. Ich komme schon zurecht.«
    »Gut«, presste ich heraus und tat so, als würde ich ihm glauben.
    Ein Gleis weiter rumpelte ein Zug heran. Ratten huschtenan uns vorbei, eine von ihnen lief direkt über Mikes ausgestrecktes Bein. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, sie wegzutreten, sondern machte sich stattdessen an einem der neben ihm liegenden Homelanders zu schaffen. Er zog dem Kerl die Windjacke aus, knüllte sie zusammen und drückte sie sich auf die Seite, um den Blutfluss zu stoppen.
    »Worauf wartest du noch?«, fragte er ungeduldig. Er musste schreien, damit ich ihn bei dem Lärm des herannahenden Zuges hören konnte.
    »Ich weiß nicht …«, fing ich an, aber die U-Bahn war inzwischen zu laut. Er konnte mich nicht hören. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wollte ich sagen.
    Dann donnerte der Zug an uns vorbei, und im Licht der Fenster konnte ich Mikes schmerzverzerrtes Gesicht sehen.
    »Du wirst es schon sehen«, meinte Mike dann, als habe er meine Gedanken gelesen. »Du bist nicht allein, Charlie. Du bist nie allein.«
    Ich nickte. »Ich komme wieder. Ich komme und hole Sie, das schwöre ich.«
    Mike lächelte. Es war ein echtes Lächeln, denn ich konnte seine Zähne unter dem Schnäuzer sehen. »Ich werde hier sein, Armleuchter. Darauf kannst du dich verlassen. Und jetzt geh.«
    Ich wollte noch etwas sagen, irgendetwas, um den Moment hinauszuzögern, da ich ihn zurücklassen musste. Aber wie konnte ich je all das in Worte fassen, was zu sagen war? Wie konnte ich ihm je danken? Für das, was er mir beigebracht hatte, und dafür, dass er an mich glaubte und mir den Weg zeigte. Selbst dafür – vielleicht ganz besonders dafür –, dass er mich zwang, allein weiterzumachen?
    »Bis bald, Mike«, war schließlich alles, was ich zustande brachte.
    »Ja. Viel Glück, Armleuchter!«
    Ich nickte nur.
    Dann machte ich mich auf den Weg.

 34 

A LLEIN
    Noch nie zuvor war ich so verzweifelt gewesen und hatte solche Angst gehabt. Man hatte mich gefoltert, zusammengeschlagen, eingesperrt und auf mich geschossen. So lange war ich nun schon um mein Leben gerannt, dass ich fast vergessen hatte, wie es war, nicht gejagt zu werden. Aber in all
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