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The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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bitte«, sagte ich höflich.
    Die Frau war klein, maß gerade einmal anderthalb Meter, und sah in ihrer dunklen, geblümten Bluse irgendwie gedrungen aus. Ihre Haare waren kurz und aschblond gefärbt, ihr faltiges Gesicht trug einen freundlichen, aber distanzierten Ausdruck, als sei sie völlig in Gedanken versunken.
    »Ja?«, fragte sie mit leiser Stimme, die wohl typisch für eine Bibliothekarin war. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich griff in die Innentasche meiner Fleecejacke und holte die zusammengefalteten Kopien heraus. Rasch wählte ich eine davon aus und reichte sie ihr.
    »Können Sie mir sagen, ob Sie irgendwelche Bücher über diesen Fall haben?«, fragte ich. »Im Computer konnte ich nichts finden.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kantenkopf schnell zum Schnurrbart-Typ hinüberschaute. Er war unsicher, ob er etwas unternehmen, womöglich seine Pistole ziehen sollte.
    Genau das wollte ich bezwecken.
    Die Bibliothekarin nahm die Kopie entgegen. Es war eine Titelstory des Whitney County Register. »Entflohener Mörder soll sich Terroristenbande angeschlossen haben«, lautete die Überschrift.
    In der Mitte des Artikels war ein großes Porträtfoto von mir – der besagte Mörder war ich.
    Die Bibliothekarin blinzelte kurz und hob dann den Blick zu mir. »Ich will nachsehen, ob ich …«, fing sie an und stockte.
    Sie erkannte mein Gesicht. Das Blut wich aus ihren Wangen. Ihre Lippen begannen zu zittern, und ihre Augen zuckten nervös hin und her, während sie überlegte, was sie tun sollte.»Würden Sie …«, stammelte sie. »Würden Sie mich bitte für einen Augenblick entschuldigen? Ich … ich werde das für Sie überprüfen. Ich glaube, wir haben etwas in einer unserer Zweigstellen. Ich muss dort anrufen und nachfragen. In Ordnung?«
    »Klar«, sagte ich, so lässig ich konnte. »Ich warte.«
    Die Bibliothekarin wandte sich rasch ab und ging durch eine Tür hinter dem Informationsschalter, die in ein kleines, hinter einer großen Glasscheibe gelegenes Büro führte. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie sie zum Schreibtisch eilte und den Hörer des Telefons abnahm, das dort stand. Sie drückte einen Knopf. Während sie wartete, schaute sie wieder auf das Blatt in ihrer Hand und dann durch die Glasscheibe zu mir. Sie schenkte mir ein gezwungenes Lächeln, und ich lächelte gezwungen zurück.
    Wahrscheinlich rief sie nicht eine Zweigstelle der Bibliothek an, sondern die Polizei. Wahrscheinlich sagte sie, sie sollten kommen und mich, den gefährlichen flüchtigen Verbrecher, in ihrer Bibliothek verhaften. Zumindest hoffte ich das.
    Es war meine einzige Chance.
    Während Kantenkopf und Schnurrbart-Typ mich weiter beobachteten, wandte ich mich von dem Schalter ab, schlenderte lässig durch den Raum hinüber zu den Fenstern und schaute hinunter auf die Straße, um die Lage zu sondieren.
    Sie war schlimmer, als ich befürchtet hatte.
    Es war Spätherbst, der Nachmittag ging in den Abend über, und es begann zu dämmern. Die Bürogebäude im Stadtzentrum von Whitney verwandelten sich langsam in Silhouetten vor dem dunkler werdenden Himmel. Das Rasendreieck des kleinen Parks auf der anderen Seite der Straße verschwand unter den kahlen Ästen der ausladenden Eichen im Schatten. Autos fuhren vorbei, nicht viele, aber es war ein stetiger, fließender Verkehr. Wenn sie sich näherten, leuchteten ihre weißen Scheinwerfer, dann verschwanden ihre roten Rücklichter in der Ferne.
    Ich konnte die Homelanders sehen. Sie warteten auf mich.
    Zwei schemenhafte Gestalten unter den Bäumen im Park, zwei weitere an der vorderen und noch zwei an der hinteren Ecke. Wer weiß, vielleicht waren es sogar noch mehr. Sie standen da und waren bereit – zu viele, um es mit ihnen aufzunehmen. Zu viele, um an ihnen vorbeizukommen.
    Dann schaute ich wieder auf die Straße. Zu beiden Seiten parkten Autos an den Bordsteinen. Mein Blick wanderte über die Reihen. Ich suchte nach einem Motorrad, nach der Harley-Davidson, zu der der Schlüssel in meiner Tasche passte – der Schlüssel des blonden Killers. Ich war erst ein Mal in meinem Leben Motorrad gefahren. Der ältere Bruder eines Freundes hatte mich fahren lassen. Es war mir nicht schwergefallen, ich hatte ein natürliches Gespür dafür. Auf dem kurzen Stück, das ich zurücklegte, hatte ich die schwere Maschine ganz gut unter Kontrolle gehabt. Wenn ich es irgendwie schaffte, an all diesen Verbrechern im Schatten vorbeizukommen und auf die Harley zu springen.
    Vielleicht konnte ich
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