Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
verkaufte, war es leicht für ihn gewesen, an eine heranzukommen. Ich bot ihm an, dafür zu bezahlen – als ich in Cold Mountain arbeitete, waren Zigarrenkisten begehrt und wertvoll gewesen, wie ich Ihnen vielleicht erzählt habe -, aber er lachte mich nur aus.
    Über den Rand der Zigarrenkiste spähte ein glänzendes, kleines, schwarzes Augenpaar.
    »Mr. Jingles«, sagte ich leise. »Komm her. Komm her, alter Junge, und begrüße diese Lady.«
    Ich ging in die Hocke – es schmerzte, aber ich schaffte es – und streckte meine Hand aus. Zuerst dachte ich, er würde es diesmal nicht schaffen, über die Seite der Zigarrenkiste zu klettern, doch es gelang ihm mit einem letzten Sprung. Er fiel auf die Seite, rappelte sich auf und kam zu mir. Er humpelte leicht mit einem der Hinterbeine; die Verletzung, die Percy ihm zugefügt hatte, war in Mr. Jingles’ alten Tagen zurückgekehrt. In seinen alten, alten Tagen. Abgesehen von einem runden Fleck auf seinem Kopf und der Schwanzspitze war sein Fell völlig grau geworden.
    Er hopste auf meine Handfläche. Ich hob ihn auf, und er streckte sich, um meinen Atem zu schnüffeln. Seine Ohren waren angelegt, und seine kleinen schwarzen Augen blickten lebhaft. Ich hielt Elaine meine Hand hin. Staunend schaute sie die Maus mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an.
    »Das kann nicht sein«, sagte sie und blickte zu mir auf. »O Paul, das … das kann nicht sein!«
    »Schau zu«, sagte ich, »und dann sag das noch einmal.«
    Ich nahm aus der Tüte auf dem Tisch eine Holzspule, die ich selbst bunt angemalt hatte – nicht mit Buntstiften, sondern mit farbigem Textmarker, eine Erfindung, von der man 1932 nicht einmal träumte. Das Ergebnis war aber das gleiche. Die Rolle war so knallig bunt, wie Dels Holzspule gewesen war, vielleicht sogar noch knalliger. Messieurs et Mesdames, dachte ich. Bienvenu au cirque du mousie!
    Ich ging wieder in die Hocke, und Mr. Jingles lief von meiner Handfläche. Er war alt, aber besessen wie eh und je. Seit ich die Spule aus der Tüte genommen hatte, hatte er für nichts sonst Augen. Ich rollte die Spule über den unebenen Boden, und Mr. Jingles eilte sofort hinterher. Er rannte nicht mit seiner früheren Schnelligkeit, und sein Humpeln war schmerzlich anzusehen, aber warum sollte er schnell und sicher auf den Füßen sein? Er war alt, wie ich schon sagte. Ein Methusalem von einer Maus. Mindestens vierundsechzig.
    Er erreichte die Spule, als sie an die andere Wand prallte und zurückhüpfte. Er umrundete sie und legte sich dann auf die Seite. Elaine wollte zu ihm gehen, doch ich hielt sie zurück. Nach einer Weile kam Mr. Jingles wieder auf die Füße. Langsam, sehr langsam, schob er die Spule mit der Nase zu mir. Als er zu mir gekommen war – ich hatte ihn auf der Treppe zur Küche in fast der gleichen Verfassung gefunden, als hätte er eine weite, anstrengende Reise hinter sich -, konnte er die Spule noch mit den Pfoten lenken, wie er es vor all diesen Jahren auf der Green Mile gekonnt hatte. Das schaffte er jetzt nicht mehr; seine Hinterbeine stützten ihn nicht mehr. Doch seine Nase war so geschickt wie eh und je. Er musste nur von einem Ende der Spule zum anderen laufen, um sie auf Kurs zu halten. Als er bei mir ankam, nahm ich ihn auf eine – er wog nicht viel mehr als eine Feder – und die Spule auf die andere Hand. Der Blick seiner glänzenden schwarzen Augen war stets auf die Spule gerichtet.
    »Nicht noch mal, Paul«, sagte Elaine mit gebrochener Stimme. »Ich kann es nicht ertragen, ihn so zu sehen.«
    Ich verstand, wie sie sich fühlte, aber ich dachte, dass ihr Wunsch falsch war. Mr. Jingles liebte es, hinter der Spule herzulaufen und sie zu holen; nach all den Jahren liebte er es immer noch so sehr. Wir sollten alle so viel Glück bei unseren Leidenschaften haben.
    »Es sind auch Pfefferminzbonbons in der Tüte«, sagte ich. »Canada Mints. Ich nehme an, er mag sie noch – er hört nicht auf zu schnüffeln, wenn ich ihm einen Bonbon hinhalte -, aber seine Verdauung ist zu schlecht geworden, um sie zu essen. Ich bringe ihm stattdessen Toast.«
    Ich ging wieder in die Hocke und brach ein kleines Stück von der Toastscheibe ab, die ich aus dem Wintergarten mitgenommen hatte, und legte es auf den Boden. Mr. Jingles schnüffelte an dem Stück Toast, nahm es dann zwischen die Pfoten und begann zu mampfen. Seinen Schwanz hatte er hübsch um sich herumgewunden. Er knabberte zu Ende und schaute dann erwartungsvoll auf.
    »Manchmal können
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher