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The Acid House (German Edition)

The Acid House (German Edition)

Titel: The Acid House (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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happig, oder? Boab zählte sein Geld ab. Er hatte gar nicht darüber nachgedacht, wie viel Geld er dabeihatte, obwohl ihm die Polizei alles zusammen mit seinen Schlüsseln und Schnürsenkeln abgenommen und er am Morgen bei der Rückgabe dafür unterschrieben hatte.
    Er hatte ein Pfund achtunddreißig. Er zählte das Geld ab. Der Caféinhaber starrte auf Boabs unrasierte, übernächtigte Erscheinung. Er bemühte sich, ein respektables Lokal zu führen, keine Absteige für Penner. Er trat hinter der Ladentheke hervor und schubste Boab nach draußen.
    – Du hältst dich wohl für n ganz Schlauen … kleiner Gauner … has ja die Preise gesehn … ich geb dir n bisschen happig, du Wichser …
    Im kalten, klaren Morgenlicht der Straße schlug der fette Mann Boab aufs Kinn. Mehr aus Erschöpfung und Verwirrung als durch die Wucht des Schlages fiel Boab hintenüber und knallte mit dem Hinterkopf aufs Pflaster.
    Dort blieb er eine Weile liegen und begann zu weinen und auf Gott, Kev, Tambo, Evelyn, seine Eltern, die Polizei und den Cafébesitzer zu fluchen.
    Obwohl er körperlich und seelisch schwer angeschlagen war, legte sich Boab an diesem Morgen bei der Arbeit besonders ins Zeug, um sich von seinen Sorgen abzulenkenund den Tag schneller herumzubringen. Normalerweise packte er bei schweren Lasten nicht mit an, weil er fand, das gehöre eigentlich nicht zu seinem Job als Fahrer. Heute allerdings krempelte er richtig die Ärmel hoch. Beim ersten Umzug, den seine Crew machte, mussten sie das Hab und Gut eines reichen Mistkerls aus einer großen Prachtvilla in Cramond zu einer großen Prachtvilla in The Grange bringen. Die anderen Jungs im Team, Benny, Drew und Zippo, waren deutlich wortkarger als üblich. Normalerweise hätte ihr Schweigen Boab misstrauisch gemacht. Aber so elend, wie er sich fühlte, war er für das bisschen Ruhe dankbar.
    Um 12.30 kamen sie zur Mittagspause zurück zum Depot in Canonmills. Zu seiner Überraschung wurde Boab ins Büro seines Chefs Mike Rafferty zitiert.
    – Setzen Sie sich, Boab. Kommen wir gleich zur Sache, alter Freund, sagte Rafferty und tat dann nichts dergleichen. – Qualitätsarbeit, sagte er kryptisch und zeigte zu der Plakette des Spediteur- und Fuhrunternehmerverbandes an der Wand, auf der das Logo zu sehen war, das auf jedem Wagen seiner LKW – Flotte prangte, – zählt heute nichts mehr. Heutzutage, Boab, läuft’s nur noch über die Preise. Die ganzen gerissenen Gauner, die niedrigere Fixkosten und günstigere Preise haben, graben uns das Wasser ab, Boab.
    – Was wolln Sie mir sagen?
    – Wir müssen die Kosten drücken, Boab. Und wo können wir einsparen? Hier etwa? Er blickte aus dem Glas- und Holzverschlag, der ihm als Büro diente, in die Lagerhalle. –Hier sind wir auf fünf Jahre durch den Pachtvertrag gebunden. Nein. Wir müssen bei den Betriebs- und Personalkosten ansetzen. Es dreht sich alles um die Positionierung am Markt, Boab. Wir müssen unsere Marktnische finden.Und das ist für uns die einer kleinen, seriösen Firma für Kunden aus der Mittelschicht.
    – Ich bin also gefeuert? fragte Boab mit einem Anflug von Resignation.
    Rafferty sah Boab in die Augen. Er hatte erst kürzlich ein Seminar mit dem Titel »Positives Freistellungs-Management« absolviert.
    – Ihre Stelle wird abgebaut, Boab. Wir müssen uns immer sagen, dass wir nicht den Mitarbeiter wegrationalisieren, sondern nur seine Stelle. Wir haben uns übernommen, Boab. Haben für europaweite Umzüge aufgerüstet. Haben versucht, mit den Branchenriesen zu konkurrieren, und sind damit, wie ich gestehen muss, gescheitert. Haben uns von 1992, dem gemeinsamen Markt und all dem etwas hinreißen lassen. Ich werde den großen Transporter abstoßen müssen. Außerdem müssen wir eine Fahrerstelle abbauen. Fällt mir nicht leicht, Boab, aber der Letzte, der eingestellt wurde, ist nun mal der Erste, der gehen muss. Aber ich werde in der Branche bekannt machen, dass ich einen zuverlässigen Fahrer weiß, der einen Job sucht, und selbstverständlich bekommen Sie ein erstklassiges Zeugnis.
    – Selbstverständlich, sagte Boab mit bitterem Sarkasmus.
    Boab ging während der Mittagspause auf ein Bier und einen Toast in den nächsten Pub. Er ging gar nicht erst wieder zur Arbeit. Während er so dasaß und trank, kam ein Fremder auf ihn zu und setzte sich neben ihn, obwohl noch viele Plätze frei waren. Der Mann war um die fünfzig und nicht besonders groß, strahlte aber eine undefinierbare Autorität aus. Sein
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