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The Acid House (German Edition)

The Acid House (German Edition)

Titel: The Acid House (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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– aber ihr Baby war ein Fußballproll.
    Doch im Laufe einiger Wochen freundete sich Coco Bryce mit seinem neuen Körper an. Er würde die Sache bis zum Ende durchziehen. Sollten sie ruhig glauben, der alte Körper im Krankenhaus sei der echte Coco Bryce. Ihm ging es hier gut; hier boten sich Möglichkeiten. Er hatte zuerst geglaubt, dass ihm das Ficken und Saufen fehlen würde, aber er stellte fest, dass seine Libido wenig ausgeprägt war, und dass Alkohol seinem Babykörper nicht bekam. Selbst sein Lieblingsessen vertrug er nicht mehr; er bevorzugte jetzt leichtere, flüssige, gut verdauliche Kost. Und vor allem war er die ganze Zeit unglaublich müde. Er wollte nur noch schlafen. Wenn er wach war, lernte er so viel. Sein neues Wissen schien viele seiner alten Erinnerungen zu verdrängen.
    ***
    Eine extensive Erinnerungs- und Assoziationstherapie hatte bei dem jungen Mann im Krankenhaus nicht gefruchtet. Jugendpsychologen hatten den Versuch aufgegeben, irgendeine Erinnerung in ihm zu wecken; er würde alles ganz neu lernen müssen. Dieses Lernprogramm zeigte sofort erste Erfolge, und bald konnte der junge Mann nach Hause entlassen werden. Der Besuch der Gegenden, die er auf Fotografien gesehen hatte, vermittelte ihm eine Vorstellung davon, wer er war, wenn auch eher als erlerntes denn als erinnertes Konzept. Zum Entsetzen seiner Mutter wollte er sogar seinen Vater im Gefängnis besuchen. Kirsty kam oft vorbei. Schließlich waren sie praktisch verlobt, hatte sie ihm gesagt. Daran erinnerte er sich nicht, weil er sich an überhaupt nichts erinnern konnte. Er musste ganz neu lernen, wie Sex funktionierte. Kirsty war sehr zufrieden mit ihm. Er schien sehr eifrig zu sein. Coco hatte früher nie viel von Vorspiel gehalten. Jetzt entdeckte er unter ihrer Anleitung seine Zunge und seine Finger und wurde ein geübter und einfühlsamer Liebhaber. Nach kurzer Zeit verlobten sie sich ganz offiziell und zogen in eine gemeinsame Wohnung.
    Die Zeitungen berichteten noch gelegentlich über die Genesung von Coco Bryce. Der junge Mann lehnte Drogen strikt ab, daher hielt die Kommunalverwaltung es für werbewirksam, ihm einen Job anzubieten. Sie stellten ihn als Boten ein; allerdings hoffte der junge Mann, der rapide Lernfortschritte machte, später auf einen Schreibtischjob. Seine Freunde fanden, Coco sei ein wenig zahm geworden seit dem Unfall, aber die meisten schrieben das seiner Verlobung zu. Er trieb sich nicht mehr mit dem Fußballmob herum. Das ging auf Kirstys Initiative zurück; denn dabei konnte er sich Ärger einhandeln, und sie mussten schließlich an ihre Zukunft denken. Cocos Ma fand das wunderbar. Kirsty hatte einen guten Einfluss auf ihn.
    Eines Abends, etwa achtzehn Monate später, saß der als Colin Bryce bekannte junge Mann mit seiner Frau Kirsty in einem Bus. Sie hatten Kirstys Mutter besucht und waren jetzt auf dem Heimweg in ihre Wohnung in Dalry. Eine junge Frau und ihr pummeliges Baby saßen eine Reihe vor ihnen. Das Kind hatte sich umgedreht und sah zu Colin und Kirsty. Es schien von den beiden fasziniert zu sein. Kirsty spielte mit dem kleinen Kind, drückte ihm scherzhaft auf die Nase.
    – Tom, sagte die Mutter des Babys lachend, – hör auf, die Leute zu stören. Setz dich ordentlich hin.
    – Nein, er stört uns nicht, lächelte Kirsty. Sie sah Coco an und versuchte seine Reaktion auf das Kind abzuschätzen. Sie wollte eins bekommen. Bald.
    Das Kind schien von Coco wie hypnotisiert zu sein. Es streckte sein Patschhändchen aus, und seine Finger tanzten über das Gesicht des jungen Manns, dessen Konturen abtastend. Kirsty unterdrückte ein Lachen, als ihr Ehemann mit verlegenem Gesicht den Kopf wegzog.
    – Tom! Die Mutter des kleinen Jungen lachte mit gespielter Verzweiflung. – Du kleine Nervensäge. Komm, wir müssen aussteigen.
    – KOKORBIGH! KOKORBIGH! quakte er, als sie ihn auf ihren Arm hob und wegtrug. Er zeigte auf den jungen Mann und brüllte, als sie aus dem Bus stiegen, unter Tränen: – KOKORBIGH!
    – Das ist nicht Kokerbigh, erklärte sie ihm und meinte damit den Traumdämon, der ihren Sohn Tom ständig heimsuchte, – das ist nur ein junger Mann.
    Kirsty sprach für den Rest der Fahrt über Babys und begeisterte sich so für das Thema, dass sie die Angst und Verwirrung im Gesicht ihres Ehemanns überhaupt nicht bemerkte.

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Das Buch
    Irvine Welsh, vom Time Magazine zum »Captain der Coolness« gekürt, erzählt in seinen Storys mit bitterbösem Humor von den Abgründen und
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