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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht
Autoren: Chiara Strazzulla
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der Außenbereiche bis hin zur höchsten Spitze des Wachtturms, von der die Fahne mit dem achtzackigen Stern wehte. Der König und seine Söhne brachen keineswegs zu einer Vergnügungsreise auf. Zum dritten Mal innerhalb von drei Monaten war der Rat der acht Völker einberufen worden und diesmal hatten die Boten, die Gavrilus an die Herrscher der sieben anderen Völker ausgesandt hatte, ein rotes Tuch bei sich getragen, das Zeichen für Dringlichkeit und Gefahr. Man konnte die Spannung in der Luft spüren. Selbst Dhannams Pferd schnaubte und stampfte auf, es war ebenso nervös wie der junge Prinz.
    Dhannam war das dritte und letztgeborene Kind von Gavrilus und hatte seine Mutter früh durch eine Krankheit verloren. Er zählte zweihundertzwanzig Jahre, war also für das Lebensalter eines Elben noch jung, und dies sollte seine erste Ratssitzung sein. Tatsächlich hatte Dhannam bis vor wenigen Tagen noch geglaubt, er würde in seinem ganzen Leben nie eine Ratssitzung erleben. Die strengen Regeln dieser ehrwürdigen Versammlung bestimmten, dass jedes Volk nur einen einzigen Vertreter entsenden durfte. Und selbst wenn für die Elben in Erinnerung an den Gründer des Rats, Sarandon Sulpicius, eine Ausnahme gemacht wurde und sie so viele Vertreter entsenden durften, wie sie wollten, hatte Gavrilus stets allen anderen Völkern den höchsten Respekt gezollt und dieses Privileg nie ausgenutzt. Sofern er nicht
ganz allein kam, hatte er nur seinen ältesten Sohn Alfargus und in letzter Zeit auch den Anführer des Elbenheeres, General Amorannon Asduvarlun, mitgebracht.
    Dhannam hatte noch nie den Weg zu dem geheimen Versammlungsort im Wald genommen, wo der Große Rat abgehalten wurde, und dass sein Vater ihn gerade in dieser schwierigen Zeit gebeten hatte, ihn zu begleiten, machte ihn etwas nervös. Mit Gavrilus, Alfargus und General Asduvarlun würden also diesmal vier Elben im Rat vertreten sein und seit Sarandons Zeiten waren es noch nie so viele gewesen. Sein Vater musste ernsthaft besorgt sein. Aber wer war das nicht?
    Ungefähr vor einem Jahr waren erste Gerüchte über dunkle Gestalten aufgetaucht, die nachts Reisende in den Wäldern angreifen sollten. Diese Gerüchte hatten genügt, um die Völker Schlimmes befürchten zu lassen. Als die Gestalten schließlich unverschämter wurden, sich offen auf den Straßen zeigten, immer brutaler vorgingen, nie zu greifen waren und schließlich auch vor Mord nicht haltmachten, hatte sich die Sorge der Völker in nackte Angst verwandelt. Die gemeinsame Streitmacht unter Führung von General Asduvarlun, die gegründet worden war, um den Schutz der Völker zu gewährleisten, hatte nichts gegen die geheimnisvollen Wesen ausrichten können. Die besten Kampfeinheiten aller acht Reiche hatten nachts zahlreiche, bittere Verluste erlitten, ohne dass es ihnen gelungen wäre, jemanden gefangen zu nehmen, zu verletzen oder einen der mysteriösen Feinde auch nur einmal zu berühren. Ihre spärlichen Eindrücke wirkten nicht gerade beruhigend: Die Wesen seien Schatten, dunkler als die Nacht, so flüchtig wie Rauch, mit scharfen Waffen, die man weder als Zähne noch als Klauen bezeichnen konnte und die ohnehin viel schärfer waren, dazu flüsterten sie Worte, die zu keiner bekannten Sprache gehörten. Gegen dieses nächtliche Grauen konnte niemand etwas ausrichten, ja man hatte ihm nicht einmal einen Namen geben können, obwohl mancher schon leise von einer Rückkehr der Gremlins tuschelte.

    Inzwischen reiste niemand mehr gern oder verließ nach Sonnenuntergang das Haus. Und man ging immer in Begleitung aus. Es hieß sogar, die Ankunft des Magus sei nahe. Dieser rätselhafte Reisende war in der Vergangenheit schon wegen weit weniger dramatischer Umstände erschienen. Dhannam hatte irgendwann mit seinem Vater darüber gesprochen und ihn gefragt, ob er glaube, dass der Magus wirklich komme, aber der König hatte ihm keine Antwort darauf gegeben und sich von ihm abgewandt. Doch Dhannam hätte schwören können, dass sein Vater dabei leise gesagt hatte: »Er sollte jetzt bei uns sein.«
    Und sein Vater gab nur selten zu, dass er jemanden brauchte.
    Heute waren sie also zu viert und warteten jetzt im Sattel ihrer Pferde darauf, dass es endgültig losging. Sie hatten das noch geöffnete Nordtor hinter sich gelassen, neben ihnen standen die wie Statuen wirkenden Wachen, denen die Disziplin verbot, auch nur einen einzigen Muskel zu rühren oder das Gesicht zu verziehen.
    Gavrilus ritt mit der typischen
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