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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
Autoren: Emilia Jones
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verzogen, die Elaine als Gästezimmer bezeichnete. Wie lächerlich! Hier gab es weder ein Bett noch einen Stuhl oder sonst etwas. Allerdings existierte ein Fenster, knapp unterhalb der Decke. Leider war es zu klein, um hindurch zu schlüpfen und zu fliehen.
    Beelzebub schob eine alte, schwere Kiste über den Fußboden und stieg darauf, um das Fenster einen Spalt weit zu öffnen. Er sog die frische Luft ein, als wäre er kurz vorm Ersticken.
    Seine derzeitige Lage war regelrecht grotesk. Ein Teufel in den Fängen einer Hexe. Wo gab es denn so etwas? Wäre Justitia doch bloß nicht aufgetaucht, um diesen Bann auf ihn zu legen. Er hätte sich irgendwie aus seinem Versprechen heraus manövrieren können.
    Als er wieder hinab stieg, betrachtete er die Kiste genauer. Sie war aus Holz, sehr verstaubt und hatte einen zerbrochenen Metallverschluss an der Vorderseite. Er klappte den Deckel auf und fand das Innere prall gefüllt mit alten, womöglich längst vergessenen Hexenbüchern. Die Titel waren schwer zu entziffern, denn die Umschläge waren allesamt stark beschädigt. Er zog einige Bücher heraus und blätterte in ihnen, bis er eines mit einer Engelsilhouette auf dem Titel entdeckte. Seufzend ließ er seine Fingerspitzen über die Figur gleiten. Er dachte an Marafella. Was sie jetzt wohl tat? Ob sie ebenso von Sehnsucht erfüllt war wie er?
    Ein ohrenbetäubender Knall schreckte ihn auf. Das Buch fiel ihm aus den Händen und er presste sich für einen atemlosen Moment gegen die Wand. Um ihn herum schien das ganze Haus zu zittern. Es hatte sich angehört, als wäre der Hexenkessel von Elaine soeben in die Luft geflogen. Ihr zänkisches Geschrei, das er nun vernahm, klang so, als würde sie etwas oder jemanden ausschimpfen. Er verließ die Kammer, um nachzusehen.
    Als er um die Ecke in ihre Küche bog, traf ihn beinahe der Schlag. Der Raum sah aus, als wäre er komplett ausgebrannt. Asche rieselte auf seinen Kopf. Allerdings trug der Kessel keine Schuld an dem Desaster. Der blubberte immer noch in seiner Ecke und verbreitete seinen Suppenduft, als wäre nichts geschehen.
    Was Beelzebub jedoch am meisten verblüffte, war die Tatsache, dass es sich um Luzifer handelte, mit dem Elaine sich da stritt. Sein Gesicht war rußverschmiert und die Haare ein wenig angesengt, ansonsten wirkte er agil und angriffslustig wie immer. In seinen Augen funkelte es rot, ein Zeichen dafür, dass er kurz davor war, der Hexe die Gurgel umzudrehen.
    »Jetzt sei endlich still, du hässliche Kuh!«, schrie er sie an, woraufhin sie einen verdatterten Satz zurück machte. Dann setzte er ein strahlendes Lächeln auf und wandte sich Beelzebub zu.
    »Mein guter, lieber … ach, ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll!« Luzifer kam auf Beelzebub zu und hob die Arme, als wollte er ihn an sich drücken. Im letzten Moment blieb er stehen. Er ließ ein »Äh« verlauten, bevor er die Hände in seinen Hosentaschen versenkte.
    »Ja, jedenfalls, ich wollte mal vorbei schauen.«
    »Luzifer, was tust du hier?«
    »Transformieren«, sagte er und hob den Brustkorb, offenbar vor Stolz. »Die neue Art des Reisens. Ich werde das demnächst salonfähig machen.« Er sah sich im Raum um. »Nun ja, sobald ich meine Technik ausgefeilt habe.«
    »Das will ich doch stark hoffen!«, wetterte Elaine mit erhobenem Arm hinter ihm. Sie schnappte sich einen Besen und begann fluchend mit den Aufräumarbeiten.
    »Das ist alles?«, fragte Beelzebub.
    »Nein, wo denkst zu hin!« Luzifer verdrehte die Augen. »Ich wollte mich bei dir bedanken.«
    »Bedanken?«
    »Ja. Für diese wunderbare Uhr.« Er brachte die goldene Kostbarkeit aus seiner Hosentasche hervor und wiegte sie in seinen Händen, wie ein Baby, das vor allem Übel beschützt werden musste. »Sie ist so … mir fehlen einfach die Worte. Ich denke, ich liebe sie.«
    Beelzebub hätte am liebsten laut aufgelacht. Er wollte widersprechen, dass man eine Uhr, einen leblosen Gegenstand, gar nicht lieben könnte. Aber er biss sich noch rechtzeitig auf die Zunge und schwieg.
    »Da du mich mit diesem Geschenk glücklich gemacht hast«, fuhr Luzifer fort, »möchte ich dir ebenfalls etwas schenken.«
    »Blindheit oder Taubheit wäre gut«, sagte Beelzebub mit einem Seitenblick auf Elaine. Die hob gerade etwas Undefinierbares vom Boden auf, leckte daran und entschied, dass es noch zu gebrauchen wäre. Beelzebub schüttelte es vor Ekel.
    »Viel besser«, sagte Luzifer. »Ich schenke dir die Freiheit.«
    »Die …was?«
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