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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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vertieft in ihr Tun, als würde sie nicht einmal eine Explosion von ihrem Schaffen abhalten können. Das Spiel aus Licht und Schatten zeigte ein schmales Gesicht mit weichen Zügen. »Sehr süß sogar.«
    »Sie ist eine Sterbliche«, vernahm er das Fauchen an seiner Seite. »Deine Schutzbefohlene.«
    Damian richtete sich auf. »Keine Sorge. Ich habe kein Interesse an Sterblichen. Und diese hier« – er deutete mit dem Kopf zur Schale – »ist genau solch ein Exemplar, das beim ersten Windstoß umfällt. Habt ihr für den Anfang nichts Leichteres für mich?«
    Jophiel schüttelte nur den Kopf, eine Geste, die nur allzu deutlich machte, was er von seiner neuen Aufgabe hielt. Doch tapfer versuchte er durchzuhalten. »Du wirst dich mit dieser hier zufriedengeben müssen«, sagte er betont ruhig. »Du kannst froh sein, dass du überhaupt jemanden bekommst.«
    »Was ist mit ihrem alten Schutzengel?«
    Jophiel wandte sich ab und blickte auf das Bild im Paldriun. »Er wurde jemand anderem zugeteilt.«
    »Weshalb?«
    »Er war für jemand anderen besser geeignet.«
    »Weshalb?«
    Der Engel sah wieder auf. »Es gab einen Unfall«, erklärte er. »Ein Erdrutsch bei einem Schulausflug. Dabei kam eine Schülerin ums Leben, Amanda Gordon. Ihr Bruder William Gordon rettete acht Schülern und einer Lehrerin das Leben, auch Emily Norvell. Sie hätte eigentlich sterben müssen. Sie war bereits zu weit abgerutscht, aber ihr Schutzengel bewies seine außerordentlichen Fähigkeiten. Er war für den Mut des Jungen verantwortlich, während dessen eigener Schutzengel überfordert war.«
    »Und deshalb wurde er versetzt?«
    Jophiel zuckte die Achseln. »Es kommt immer wieder vor, dass sich durch bestimmte Umstände besondere Schutzengel finden. Ihnen werden Sterbliche anvertraut, die für uns von besonderem Wert sind.«
    »Was?« Damian sah zwischen dem Paldriun und dem Engel hin und her. »Ihr nehmt ihr den Schutzengel weg, weil er zu gut für sie ist? Um irgendeinen von euren Priestern zu beschützen? Ist es das, was Sie damit sagen wollen?«
    »Nicht unbedingt einen Priester, aber ja. Sterbliche, die Gott in ihrem Leben besondere Dienste erweisen werden.«
    Damian starrte auf das verschwommene Bild, betrachtete das zerbrechliche Wesen. Das Mädchen, das arglos auf seinem Bett saß und nichts von dem Betrug ahnte, dem sie zum Opfer gefallen war. »Ihr nehmt ihr also den Schutzengel weg«, wiederholte er langsam und musste sich beherrschen, nicht laut zu schreien. »Und ihr gebt ihr dafür mich ?«
    »So ist es.« Jophiel beugte sich nun ebenfalls über die Schale und sah hinein. »Du bist doch verantwortungsbewusst, oder etwa nicht? Du kennst deine Aufgabe, du wirst sie beschützen.«
    Nur vor wem?
    »Bist du bereit?«, fragte Jophiel und erinnerte ihn damit wieder an sein Ziel. »Dann strecke deine Hand nach ihr aus.«
    Damian atmete tief durch. Er würde nicht versagen. Jetzt war er bereits so weit gekommen. Er hatte es geschafft, Jahwe zu überreden, und das war mit Sicherheit das schwerste Hindernis gewesen.
    Vorsichtig tauchte er die Hand in das Wasser, welches zu seiner Überraschung warm war, und sah zu, wie das Bild des Mädchens in den Wellen verschwand, die von seiner Hand an den Rand der Schale gedrängt wurden.
    Jetzt würde er ein Schutzengel werden, ein Diener des Guten. Beinahe hätte er laut aufgelacht.

Gänseblümchen
    D as schrille Kreischen des Weckers ist für die meisten Menschen das Signal, aus dem Schlaf zu erwachen und sich für den kommenden Tag bereit zu machen. Für Emily hingegen bedeutete es, den Zeichenblock zur Seite zu legen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal bis zum Klingeln ihres knallroten, mit Glupschaugen und Knopfnase ausgestatteten Kinderweckers geschlafen hatte.
    Doch. Sie wusste es. Es war vor fünf Monaten, zwei Wochen und vier Tagen gewesen. An einem nasskalten Morgen im Mai:
    Die dunklen Wolken hingen an jenem Tag so niedrig am Himmel, dass sie das Gefühl hatte, sie würden jeden Moment zu Boden stürzen. Die noch schneebedeckten Zacken der Gipfel der Kronberge verschwanden vollkommen dahinter. An sonnigen Tagen glänzten die steilen Bergflanken in einem silbrig schimmernden Blau und spiegelten sich an der Oberfläche des eiskalten Mondsees. Doch an diesem unheilvollen Tag war die Welt in graues Licht gehüllt gewesen – die silberne Krone der Stadt lediglich ein dunkler Fleck, verschwommen im Regen.
    Regen, der die elfte Klasse der St. Bernard Schule jedoch nicht
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