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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel
Autoren: Monika Feth
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Privatleben der Toten nichts oder doch so wenig wie möglich nach außen drang.
    Niemand sollte ihre Schwächen ins Licht der Öffentlichkeit zerren, niemand sie so wehrlos sehen.
    Und niemand sollte den Tätern ein Forum bieten, auf dem sie sich selbst darstellen konnten.
    »Wann hast du dir jemals so viele Gedanken über mich und die Kinder gemacht?«, hatte Margot ihn gefragt, wieder und wieder.
    Er hatte ihr nicht begreiflich machen können, dass das eine mit dem andern nichts zu tun hatte, dass die Situationen nicht vergleichbar waren. Und irgendwann hatte er nicht mehr das Bedürfnis gehabt, seiner Frau überhaupt noch irgendetwas zu erklären.
    Sein Job hatte ihn seine Ehe gekostet, ihm die Kinder genommen, das Haus und letztlich auch seine alte Stelle. Er war zur Kripo Köln gewechselt und hatte eine Wohnung im Stadtteil Ehrenfeld gemietet.
    Seit zwei Monaten und sieben Tagen lebte er nun allein, und dass sein Gehirn darüber so genau Buch führte, beunruhigte ihn. Es bedeutete, dass er von seiner neuen Situation noch immer überwältigt war.
    Allerdings fehlte ihm die Zeit, darüber nachzudenken. Er musste sich an die Arbeitsweise in diesem Präsidium gewöhnen, die neuen Kollegen mit all ihren Eigenheiten kennenlernen, sich mit der Stadt vertraut machen, sich komplett neu organisieren. Das erforderte eine Menge Kraft.
    Im Kreis seiner Kölner Kollegen kam er sich oft vor wie ein Landei, und im Grunde genommen war er das ja auch. Das Tempo hier war wesentlich höher. Davon abgesehen wurde aber auch in der Großstadt nur mit Wasser gekocht, und Bert war nicht der Typ, der sich von den äußeren Umständen hetzen ließ.
    Es gab eine Reihe von Menschen, die ihm fehlten. Vielleicht würde er deshalb eines Tages beschließen, wieder aufs Land zurückzukehren, aber im Augenblick war er hier und das war gut so. Er vermied es, zurückzublicken, denn es brachte kein Glück, ein neues Leben im Schatten des alten zu beginnen.
    Die Kälte war ihm in den Körper gekrochen. Er schloss das Fenster, kehrte zum Schreibtisch zurück und beugte sich wieder über den Bericht. Der Abgleich der DNA von Hautschuppen und Haar mit der DNA-Kartei des Bundeskriminalamts hatte kein positives Ergebnis gezeigt.
    »Wär auch zu schön gewesen«, murmelte Bert.
    Es gab inzwischen vier ungeklärte Morde, die alle in diesem Sommer in Köln verübt worden waren. Für jeden war ein eigenes Untersuchungsteam zusammengestellt worden. Bert leitete die Ermittlungen im Fall Thomas Dorau.
    Seine Arbeit wurde scharf beobachtet. Man begegnete dem Neuen nicht gerade misstrauisch, aber doch mit Skepsis und Vorsicht. Und obwohl Bert genug über gruppenspezifische Verhaltensmuster wusste, war es etwas ganz anderes, wenn man selbst derjenige war, dem die allgemeine Neugier galt.
    An einer Wand seines Büros hatte Bert seine Pinnwand angebracht. Sie gehörte zu seiner Arbeit wie der Schreibtisch und das Telefon, wie sein Kopf und seine Hände. Sie war eine Stütze für sein Gedächtnis und ein Quell der Inspiration.
    Bislang war sie noch so gut wie leer. Doch das würde sich ändern. Schritt für Schritt würde er sich an die Wahrheit herantasten. Den Toten kennenlernen. Sein Leben aufrollen. Sein Umfeld beleuchten. Seine Geheimnisse aufstöbern. Sich seinen Träumen nähern und seinen geheimsten Gedanken.
    Da draußen war ein Täter, den er finden musste. Und er würde ihn finden. Es war ein Versprechen, das er dem Toten gegeben hatte. Bisher hatte er noch jedes Versprechen gehalten.
     

Kapitel 3
    Schmuddelbuch, Dienstag, 11. November
     Den Großteil des Tages am Laptop gesessen und recherchiert. Zwischendurch Material für Gregs Jahresrückblick zusammengestellt, den ich viel lieber selbst schreiben würde. Aber ich kann froh sein, dass Greg mir überhaupt schon echte Aufgaben überträgt. Woanders dürfen Volontärinnen keine einzige Zeile schreiben. Sie sehen den Redakteuren allenfalls dabei zu.
    Bei der Polizei angerufen und abgeblitzt.
    Überlegt, mich mit Ingo zu verabreden. Idee als schändlich verworfen.
    Informationen über Symbole gesammelt. Gepriesen sei das Internet! Es ist noch gar nicht lange her, da mussten Journalisten halbe Weltreisen unternehmen und sich durch staubige Archive wühlen, um an ihre Informationen zu gelangen.  Und ständig schlug einer einem die Tür vor der Nase zu (O-Ton Greg).
    Interessante Einzelheiten erfahren, aber nichts über aufgeklappte Bücher, erst recht nicht in Verbindung mit Tattoos und vor allem nicht mit
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