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Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)

Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)

Titel: Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
Autoren: Lara Wolf
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nicht ist, kann ja noch werden.
    Sie googelte Christoph Steffen und landete auf der Seite
eines kleinen, aber feinen Software-Unternehmens, das seinen Firmensitz in der
Nähe der Steglitzer Schlossstraße hatte, nur wenige Gehminuten vom
Fitnessstudio ihrer Mutter entfernt. Solche Unternehmen hatten Anwälte und
Inkassobüros, die sich darum kümmerten, dass Rechnungen pünktlich bezahlt
wurden, überlegte Tessy, um schließlich die Entscheidung zu treffen, dass am
nächsten Tag reichlich Zeit war, den Hintergründen der Anfrage nachzugehen. Sie
klappte ihren Laptop wieder zu und streckte sich vor dem Fernseher aus, um
innerhalb von fünf Minuten vor dem Tatort einzuschlafen.
     
    Christoph Steffen trug einen teuren Anzug und italienische
Schuhe aus nussbraunem Leder. Der Wert seiner Armbanduhr dürfte sich im
vierstelligen Bereich bewegen, schätzte Tessy. Mit so einem Teil würde ich mich
nachts nicht allein auf die Straße wagen, dachte sie, jedenfalls nicht in
bestimmten Bezirken. Dafür punktete Steffen nicht gerade mit Attraktivität.
Seines dünnes Blondhaar war straff nach hinten gegelt, die Lippen waren dünn
und fielen inmitten seines blassen, hageren Gesichts kaum auf. Immerhin war
sein Teint bemerkenswert rein.
    Vielleicht hat er die Hälfte seines Lebens unter einer
Gurken-Gesichtsmaske verbracht, staunte Tessy, als sie am Montagmorgen in seinem
edlen Büro vor dem Schreibtisch Platz nahm und ihn verstohlen musterte. Wenn
sein teures Outfit nicht wäre, hätte sie ihn für einen BWL-Studenten zu Beginn
seines Studiums gehalten. Er wirkte wie Anfang zwanzig, war aber, wie Tessy
wusste, Mitte dreißig und seit zehn Jahren im Geschäft.
    Steffen hatte auf ihren Anruf eine gute Stunde zuvor höchst
erfreut reagiert und um einen raschen Termin gebeten, am besten sofort. Sie war
unverzüglich aufgebrochen, nachdem sie ihm schon mal die Auskunft entlockt hatte,
dass es nicht darum ging, Außenstände einzutreiben.
    "Worum geht es dann?", fragte Tessy, nachdem eine
ältere Sekretärin mit verkniffenem Lächeln Kaffee serviert hatte.
    Steffen schlug ein Bein über das andere, und der Stoff
seiner Hose knisterte. "Ich muss einem üblen Verdacht nachgehen."
    Er pustete in seine Tasse und trank vorsichtig einen kleinen
Schluck, wobei er ein leises Schlürfen hören ließ. Dann blickte er wieder hoch.
Seine wässrig blauen Augen verdunkelten sich um zwei Nuancen. "Verrat von
Firmengeheimnissen." Sein Tonfall hatte plötzlich etwas Unheilvolles.
    Tessy lehnte sich zurück. Das klang interessant. "Einer
Ihrer Mitarbeiter?"
    Steffen nickte. "So ist es. Wir entwickeln in einem
heiß umkämpften Markt hochwertige Spielesoftware. Spionierversuche und das
unseriöse Abwerben von Mitarbeitern mit verlockenden Angeboten sind immer
wieder an der Tagesordnung, leider. Ich lasse meine Leute in unregelmäßigen
Abständen überprüfen – und das wissen die auch."
    "Ach?"
    Christoph Steffen nickte. Er schien froh, aus dem
Nähkästchen plaudern zu dürfen. "Meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
verdienen Spitzengehälter, das dürfen Sie glauben, und ich muss mich auf sie
verlassen können. Hin und wieder – zum Beispiel wenn es um neue Produkte geht,
deren Entwicklung Unsummen verschlingen – will ich genauer in Erfahrung
bringen, ob ich tatsächlich hundertprozentig auf sie zählen kann. Das gehört
dazu, ist sozusagen ein ungeschriebenes Gesetz in der Branche."
    Tessy nickte verständnisvoll. Warum jemand Zeit und Geld damit
vergeudete, irgendwelche bekloppten Spiele zu entwickeln, würde sie nie
verstehen, und auch nicht, wie Leute es fertigbrachten, Stunde um Stunde vor
dem Monitor zu sitzen, um ein höheres Level zu erreichen oder herumzuballern,
in Rollen zu schlüpfen oder sonst was in der Preisklasse … Musste sie auch
nicht.
    Nur die wenigsten Menschen konnten nachvollziehen oder gar
gutheißen, was sie den lieben langen Tag so trieb, seitdem sie ihren Beruf als
Journalistin an den Nagel gehängt hatte – Leuten hinterher schnüffeln, sich
einmischen, Leib und Leben in Gefahr bringen. Konnte man damit ein höheres
Level erreichen?
    Sie räusperte sich und schob ihre Gedanken entschlossen
beiseite. "Und wie genau bringen Sie in Erfahrung, ob Ihre Leute
zuverlässig sind?", fragte sie.
    Steffen hob mit leisem Lächeln die Hände und ließ sie
langsam wieder sinken. "Ganz einfach – ich lasse stichprobenartig
Telefonate und Internetaktivitäten überprüfen."
    Tessy runzelte die Stirn. Sie konnte sich nicht
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