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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist
Autoren: John Updike
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wenig anspruchsvolle Scharen von Laufkunden abzufüttern, sowie eine Reihe normaler Personenwagen, darunter ein bronzefarbener Volvo Station Wagon mit einer Familie von sanj darin. Mit einem höflichen Schwenken der Hand lädt Ahmed den Fahrer ein, vor ihm in die Schlange zu schlüpfen, die sich gebildet hat.
    «An der Mautstation wirst du nicht vorbeikommen», sagt ihm Mr. Levy warnend voraus. Es klingt gepresst, als hätte ein sadistischer Quälgeist von hinten seinen Brustkorb in der Mangel. «Du siehst zu jung aus, als dass du in den anderen Staat fahren dürftest.»
    Doch niemand sitzt in der Bude, die für einen Mauteinnehmer eingerichtet ist. Kein Mensch. Eine grüne Leuchtschrift erscheint: E-Z-Pass bezahlt, und Ahmed und der weiße Laster dürfen in den Tunnel.
    Das Licht darin ist sofort sonderbar: Kacheln, die nicht ganz weiß, sondern kränklich cremefarben sind, bilden enge Mauern um den doppelten Strom von Lastwagen und Autos. Der so eingedämmte Lärm erzeugt ein Echo, eine Unterströmung, die ihn ein wenig dämpft, als käme er aus einiger Entfernung über eine Wasserfläche. Ahmed selbst fühlt sich bereits unter Wasser. Er stellt sich das schwarze Gewicht des Hudson vor, das auf ihm, auf der gekachelten Tunneldecke lastet. Das künstliche Licht im Tunnel ist mehr als ausreichend, nur klärt es nicht; die Fahrzeuge bewegen sich, im Tempo des langsamsten, durch so etwas wie ein gebleichtes Dunkel. Es gibt da Lastwagen, manche von ihnen so massig, dass die Dächer ihrer Auflieger an der Decke entlangzukratzen scheinen, jedoch auch Autos, die in dem metallischen Gebalge vor dem Tunneleingang zwischen die Lastwagen geraten sind.
    Durch seine Windschutzscheibe schaut Ahmed durch die Heckscheibe in den bronzefarbenen Station Wagon, einen V 90, hinunter. Zwei Kinder, die hinten sitzen, blicken zu ihm auf, in der Hoffnung, etwas Unterhaltsames zu entdecken. Sie sind nicht nachlässig angezogen, sie haben nur ebensolche sorgsam-sorglose, ironisch-protzige Sachen an, wie sie auch weiße Kinder zu einem Familienausflug tragen würden. Dieser schwarzen Familie ist es gut gegangen, bis Ahmed sie vor sich in die Schlange hineingewinkt hat.
    Nach einem anfänglichen Spurt, einer sanften Ausbreitung in dem Raum, der sich durch die Entwirrung des Pfropfs vor dem Tunnel endlich aufgetan hat, gerät das Fließen des Verkehrs durch irgendein unsichtbares Hindernis, durch irgendeine prekäre Stelle weiter vorn, ins Stocken. Manche Fahrer bremsen, Bremslichter strahlen auf. Dass man glatt vorankommen könnte, erweist sich als Illusion. Ahmed merkt, dass er für die Verlangsamung, für das Stopand-Go, gar nicht undankbar ist. Das abschüssige Stück, auf dem die Fahrbahn unerwartet uneben und holperig war für eine Fläche, die nie der Witterung ausgesetzt ist, drohte ihn und seinen Passagier allzu rasch zum tiefsten Punkt des Tunnels zu befördern, hinter welchem, nach zwei Dritteln der Tunnellänge, sich die theoretische Schwachstelle befindet, wo, wie man ihn unterrichtet hat, der Tunnel eine Kurve machen und am schwächsten sein wird. Dort wird Ahmeds Leben enden. Ein Schimmer wie von einer wabernden Hitzespiegelung hat von seinem geistigen Auge Besitz genommen: Jenes Dreieck gepflegten, aber unbenutzten Rasens hoch über dem Tunnelschlund geht ihm nicht aus dem Sinn. Es hat Mitleid in ihm geweckt, dieses so gar nicht besuchte Rasenstück.
    Um seine trockene Kehle zu befreien, gebraucht er seine Stimme. «Ich sehe nicht jung aus», erklärt er Mr. Levy. «Wir Männer von nahöstlicher Abstammung, wir reifen schneller als Angelsachsen. Charlie hat immer gesagt, ich sähe aus wie einundzwanzig und könnte das größte Gespann fahren, ohne dass mich jemand anhält.»
    «Dieser Charlie hat alles Mögliche gesagt», erwidert Mr. Levy. Seine Stimme klingt verkrampft: eine hohl klingende Lehrerstimme.
    «Wäre es Ihnen lieber, wenn ich nicht rede, wo die Zeit nahe rückt? Möglicherweise möchten Sie beten, auch wenn Sie ein Abgefallener sind.»
    Eines der Kinder hinten im Volvo, ein Mädchen, dessen buschiges Haar zu zwei komischen Kugeln hochgebunden ist, die den Ohren der einst so berühmten Cartoon-Maus gleichen, versucht durch Lächeln bei Ahmed Beachtung zu finden; er ignoriert sie.
    «Nein», sagt Levy, als tue es ihm weh, auch nur diese eine Silbe hervorzubringen. «Rede ruhig weiter. Frag mich etwas.»
    «Scheich Rashid. Wusste Ihre Informantin, was mit ihm geschehen ist, als alles herauskam?»
    «Vorläufig ist er
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