Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terror der Tongs

Terror der Tongs

Titel: Terror der Tongs
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weiter. Der Atem dampfte vor meinen Lippen. Über der Stadt lag grau und bleiern der Winterhimmel. Ich ging an den bunten Hausfassaden entlang, sah die Teestuben, die Kneipen, die Stände, die warmen Kohleöfen, an denen sich die Verkäufer aufwärmten, und ich hörte der Musik zu, die aus den Lautsprechern der Transistorradios schallte. Ich ließ mich ein wenig von der herrschenden Stimmung anstecken, die meine trübe Laune vertrieb. Man mußte eben das Beste aus so einem verhangenen Tag machen.
    Wer in der Portobello Road wohnte, der wohnte noch lange nicht hier. Ein Widerspruch in sich, aber man muß die Gegend kennen, um dieses Rätsel zu lösen. Die Fassaden der dicht nebeneinanderstehenden Häuser waren nur die eine Seite. Die andere lag dahinter. Die Höfe mit den selbstgezimmerten Schuppen. In manchen gab es sogar Kneipen oder Imbisse.
    Auch die normalen Häuser besaßen Anbauten, so daß jenseits der Gehwege tatsächlich ein kunterbuntes Sammelsurium entstanden war, in dem sich zahlreiche Menschen wohlfühlten.
    Ich wurde ein paarmal angesprochen. Man wollte mir unbedingt etwas verkaufen. Darauf verzichtete ich. Weder ein alter Teekessel noch irgendwelche Kriegsabzeichen interessierten mich.
    Und die Bücher, die man hier anbot, wären etwas für Sarah Goldwyn gewesen. Die Horror-Oma, meine alte Freundin, war tatsächlich auf den Flohmärkten Stammgast. So mancher Fall hatte in diesen Gebieten schon seinen Anfang genommen.
    Ich fand das Haus mit der Nummer 82 sehr schnell. Es gehörte zu den alten Gebäuden. Die Fassade leuchtete in einem so hellen Rot, als würde sie brennen. Dafür waren die Rahmen der hohen Fenster giftgrün gestrichen. In der Haustürnische fand ich zwar ein Pärchen in dicker Winterkleidung, zudem auch ein Klingelbrett, aber nicht den Namen Dennings.
    »Suchen Sie was?« fragte mich das Girl. Es war schmal und fror.
    »Ja, Malcolm Dennings.«
    »Der wohnt hinten.«
    »Danke.«
    Ich ging wieder und tauchte in eine schmale Einfahrt zwischen zwei Häusern. Auch hier sah ich einen Stand. Auf einem Tapeziertisch lagen zahlreiche Bücher und alte Zeitschriften. Das Papier war schon längst vergilbt. Der Verkäufer trank Glühwein, den er sich aus einer Warmhaltekanne eingeschenkt hatte. Er beachtete mich nicht. Im Hof fand ich einen Anbau vor. Er zog sich bis zur zweiten Etage. Zahlreiche Fenster deuteten auf viele Wohnungen hin. Nicht nur der Anbau schmückte den Hof, ich sah auch einen kleinen Garten, daneben den schmalen Schuppen, in dem Tee verkauft wurde. Ich roch auch den Duft von frisch gebackenem Brot. Zwei Kinder kamen mir entgegen, das warme Brot in den Händen. Sie kauten mit vollen Wangen, und ihre Augen leuchteten.
    Ich freute mich über diese Szene, denn in der heutigen Zeit wurde leider immer wieder Brot weggeworfen. Man fand es kiloweise in den Abfalleimern der Schulen.
    Zur Tür des Anbaus führte eine Steintreppe ohne Geländer hoch. Eine Klingel fand ich nicht. Da die Tür nicht abgeschlossen war, stieß ich sie auf und gelangte in einen Flur. Der Brotgeruch war hier intensiver. Zahlreiche Menschen hielten sich im düsteren Flur auf. Sie hatten eine Reihe gebildet, die bis in die Wohnung hineinführte, wo jemand das Brot im Ofen backte.
    Ich unterdrückte meinen Hunger, suchte noch Türen ab, fand Schilder mit Namen, ohne jedoch den von mir Gesuchten zu entdecken. Dennings hatte wahrscheinlich in einer der oberen beiden Etagen gewohnt. Sie waren auch mein Ziel.
    Die Treppe war aus Beton gegossen, aber nicht mit einem Teppich belegt worden. Zum Glück existierte ein Geländer, an dem ich mich festhielt, die erste Etage erreichte und auch die Wohnung, auf die es mir ankam.
    Schellen gab es nicht. Ich klopfte sehr forsch und wartete zunächst ab.
    »Wer ist da?«
    Erst nach einer Weile vernahm ich die fragende Stimme. »Mein Name ist John Sinclair. Ich komme von Scotland Yard und…«
    »Das kann jeder sagen.« Aus der weiblichen Stimme war deutlich die Furcht herauszuhören gewesen.
    Verständlich, und so handelte ich entsprechend. »Ich schiebe Ihnen meinen Ausweis unter der Tür hindurch!« Gesagt getan. Wieder dauerte es etwas, dann hörte ich, wie sich ein Schlüssel drehte. Die Tür schwang auf. Zuerst bekam ich meinen Ausweis zurück. Danach durfte ich eintreten. Die Frau schloß die Tür hinter mir zu und trat ins Licht der eigentlich dunklen kleinen Diele.
    Ich war perplex, wenn nicht von der Rolle. Vorgestellt hatte ich mir eine typische Inderin in ihrem langen Sari,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher