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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
Autoren: Dirk van den Boom
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Vollmantelprojektile entgegenzuhusten. Keine Notwendigkeit, teurere Munition zu verschwenden. Ein Piepen meldete Rahel, dass die ersten Tentakel den Stumpf erreicht hatten. Bevor sie merken konnten, dass niemand dort auf sie wartete, zündete Rahel den Sprengstoff, warf sich zu Boden und gestattete sich den Luxus eines Blicks zurück. Die helle Lohe der Explosion verschlang ein gutes Dutzend Aliens, weitere brennende Tentakel, die kreischend über die Lichtung wankten. Sie unterschieden sich von den brennenden Bäumen um sie herum nur durch ihre erratischen Bewegungen. Auch in Rahels Nähe hatte das Unterholz Feuer gefangen. Vorsichtig zog sie sich weiter zurück. Die Tentakeltruppen waren in Auflösung begriffen. Rahel schlüpfte durch die Bäume und das Kreischen der brennenden Gegner verklang hinter ihr. Jetzt ging sie unregelmäßigen Schrittes, schlug Haken, kletterte auf umgestürzten Bäumen entlang – die Bodensensoren mussten angesichts des Chaos ihre Spur verloren haben und bald würde sie ihre Reichweite ohnehin verlassen haben.
    Sie rannte jetzt wieder. Ihr Schritt war leicht. Die Verfolger, das hörte sie deutlich, hatten aufgegeben. Die Erfahrung zeigte, dass die Aliens sich nie allzu weit von ihrem Lager entfernten, wenn sie keinen konkreten Feind identifizieren konnten. Rahel lenkte ihre Schritte auf die Fluchtposition zu, in der festen Erwartung, dort Li vorzufinden, mit dem sie sich dann auf den langen Marsch zurück ins Gebirge machen würde. Die Befriedigung, einen klaren Sieg errungen zu haben, hielt aber nicht lange vor. Tooma wusste genau, dass sie nicht mehr als ein kleines Ärgernis darstellten. Am Schicksal von Lydos würden sie mit ihrem trotzigen Kampf nichts ändern können. Und eines Tages, dessen war sie sich bewusst, würden die Suchtrupps der Tentakel sie finden. Es war ihnen schließlich schon einmal gelungen.
    Ein zweites Mal würden sie ihnen kaum entkommen.
    Aber bis dahin …

 
2 Terra
     
    Es waren diese kurzen Momente, in denen Oliver Sikorsky, kaum erwacht, morgens in den Spiegel schaute, die ihm eines klar machten: Er war nichts weiter als ein altes Arschloch.
    Sikorsky gehörte nicht zu denen, die zu starker Selbstkritik neigten. Er war durchaus zu so etwas wie reflektiertem Handeln fähig, aber Kritik war Opposition, und sein ganzes Leben hatte er damit zugebracht, Opposition zu bekämpfen, sie auszurotten. Daher kam es, dass er sich selbst mit einem Schutzpanzer umgeben hatte, gegen Angriffe von außen wie auch von innen.
    Es waren diese frühmorgendlichen Minuten, halb im Schlaf, halb erwacht, im trüben Licht der Badezimmerbeleuchtung, das unrasierte, hagere und faltige Gesicht im Spiegel erblickend, in denen der Panzer durchlässig schien. Dann sah Sikorsky in den verhärmten Zügen all den Selbsthass und den Hass auf andere, all die Grausamkeit, zu der er fähig gewesen und immer noch imstande war, und diese ihn ständig weiter treibende Kraft, der Ehrgeiz, die verzehrende Sehnsucht nach Kontrolle über sein Leben und alles, was damit in Berührung kam.
    Und dahinter war dann … nichts. Kein Ideal. Kein Patriotismus oder Idealismus, keine Idee, kein Programm. Keine Ideologie und kein großer Entwurf, das völlige Fehlen einer jeden Vision oder Inspiration. Die Leere eines sich selbst kannibalisierenden Geistes, dem nichts heilig und teuer war außer ihm selbst, und der dieses Selbst mit einer maßlosen Hassliebe vorantrieb, die letztlich zur eigenen Zerstörung führen musste.
    Sikorsky fuhr mit der Hand über die Bartstoppeln und stellte fest, dass die Haartönung nachließ und auf seinem Kopf wieder weiße Strähnen erschienen. Sein Blick klärte sich, die lichten Momente der Selbsterkenntnis waren vorbei. Vor seinem geistigen Auge spulte bereits das Arbeitsprogramm des heutigen Tages ab; noch während er sich rasierte und wusch, hatte er sich seine ersten Aktivitäten und Entscheidungen zurechtgelegt. Er wusste, dass ihm nichts Angenehmes bevorstand, wenngleich er sich eingestand, dass alles, was er als angenehm empfand, für viele in seiner unmittelbaren Umgebung eher das Gegenteil bedeutete. Doch heute war es besonders schlimm für ihn, denn er war gezwungen, jemanden zu belobigen und ihm den höchsten Tapferkeitsorden der Irdischen Sphäre zu überreichen, den er mit aller Kraft hasste, noch mehr als sich selbst oder jeden anderen. Und die Tatsache allein, dass er sich gegen diese Zeremonie nicht hatte wehren können, dass er keine Kontrolle darüber hatte,
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