Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
wartete auf Fürst Nathans Zeichen.
    Als wäre es ein Signal, ertönte Hörnerklang vom Rand des Lagers, hoch und tutend, nicht wie das Schmettern der Trompeten, das ich des öfteren gehört hatte. Köpfe drehten sich. Die Tonfolge wiederholte sich, näher jetzt.
    Viele wandten nun die Köpfe, und ein Murmeln ging durch die Menge und verstärkte sich zu einer gewissen Unruhe. Etwas geschah hinter ihnen und in der Richtung, in die ich blickte. Dort war jetzt Bewegung zu erkennen, und ich hatte den besten Platz im Theater. Einen noch besseren als Nathan, der sein Pferd gewendet hatte, um die Ursache der Störung zu sehen. Seine Leibwache formierte sich um ihn. Offensichtlich hatte er dies nicht angeordnet.
    Soldaten strömten auf den Platz und es bildete sich eine Gasse. Leute machten Platz. Aufgeregtes Stimmengewirr wurde laut. Teska blieb mit seiner emporgereckten Fackel allein vor dem Schafott und gab eine lächerliche Figur ab. Niemand schenkte ihm in diesen Augenblicken Beachtung.
    Zwischen den Zelten kam ein Trupp von Unterirdischen in Sicht, fünf Mann stark. Einer trug ein Horn, dem er die tutenden Töne entlockte. Ein Zweiter trug eine weiße Fahne. Die drei in der Mitte gehörten zum Kollegium der Ältesten.
    Und als sie näherkamen, konnte ich sie zunehmend deutlicher hören. Ich sandte ihnen meine Verwirrung und meine Warnung: Nein, nein. Ihr dürft euch auf nichts einlassen. Bitte. Er wird euch versklaven. Dazu Bilder von Unterirdischen, die unter den Peitschen von Aufsehern im Bergwerk arbeiteten, von Truppen ihrer Artgenossen, die weit von daheim gegen Nathans Feinde kämpfen mussten…
    Aber auch ich hörte sie. Sie lenkten ihre Gedanken auf mich. Ich konnte die Ältesten vernehmen, und durch sie andere, mehr und mehr. Ich hätte sie alle mit jeder Empfindung füllen können, die wichtig erschien, hätte sie bewegen können, alles zu tun. Ihr vernetztes Allgemeinbewusstsein stand mir offen, sie stellten sich mir zur Verfügung. Das Verlangen, vom Dunkel Gebrauch zu machen und Nathan niederzuwerfen war sehr stark in mir.
    Nein. Ich würde ihr Leben nicht vergeuden. Es wäre das Dunkel. Arienne hatte es gesagt und ihr konnte ich trauen. Es war das Dunkel, die offene Flasche, das Verlangen, das gleiche wie Sarts, und der Schmerz der gleiche wie seiner. Ich würde das Dunkel nicht gebrauchen. Dazu war ich fest entschlossen.
    Das Allgemeinbewusstsein zog sich wie in Ketten trüber kleiner Lichter durch die Gänge und Stollen des Baues und flimmerte in meinem Kopf wie eine vom Blitz erhellte Landschaft. Der ganze Bau lag offen vor mir, mit allen Schächten, Höhlen, Galerien, allen ungezählten Stollen und Gängen, ohne Geheimnis und Vorbehalt. Die Ketten der individuellen Bewusstseine führten durch die Schwärze der Tunnel bis zu den geheimsten Orten, und alle schienen sich auf einen, auf diesen Ort zu richten, auf ein Bewusstsein, das den Kreis schloss und sich gleich unter mir im Dunkeln befand.
    Die Ältesten erreichten die freie Fläche vor Nathan, wo er auf seinem Schimmel saß. Ich überlegte flüchtig, was er mit meinem Einhorn getan haben mochte. Und Nathan musste an mich gedacht haben, denn er warf mir einen Blick zu, der gleichzeitig hart und anerkennend war. Nun kommst du doch noch zur Vernunft. Ein guter Schachzug, und gerade noch rechtzeitig.
    Ich lächelte ihm zu und lauschte dem Bewusstsein unter mir. Ein letzter Stoß, und der Unterirdische war durch. Er hob den schweren Bolzenschneider auf, stieß Reisigbündel beiseite und arbeitete sich aufwärts. Zwischen den aufgestapelten Holz- und Reisigbündeln und in den Schatten unter der Plattform war er schwer zu sehen – und niemand sah hin.
    Die drei Ältesten knieten vor Nathan nieder. Er lächelte in huldvoller Herablassung und lenkte sein Pferd auf sie zu. Eine einzige Reihe von Leibwächtern blieb vor ihm, aber die Ältesten zogen ihre Dolche und legten sie so vor sich auf die staubige Erde, dass die Spitzen auf sie selbst zeigten.
    Nathan bedeutete ihnen aufzustehen. Sie folgten der Aufforderung, starrten ihn an und wandten sich dann alle zugleich dem Scheiterhaufen zu und starrten zu mir. Er folgte ihrem Blick und nickte, neigte den Kopf zur Seite und sprach zu einem seiner Leibgardisten. Der eilte davon und holte den Herold, der hinter der Absperrung am Rand der freigehaltenen Fläche gewartet hatte und nun eilfertig an die Seite des Fürsten trat. Nathan beugte sich aus dem Sattel und sprach zu ihm.
    Es dauerte einen Augenblick,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher