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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter
Autoren: Dave Luckett
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Brauen argwöhnisch prüfend in Silvus' Augen. Er sagte etwas mit leiser Stimme, spuckte die Worte aus, sodass ich mich fragte, was sie bedeuten könnten. Dass Silvus ihn bestechen wollte, war auszuschließen - in der Pensionskasse der Stadtwache befand sich dafür nicht genug Geld.
    Silvus zuckte die Achseln, sagte etwas anderes. Barras presste die Lippen zusammen, ließ die Lider nachdenklich über die Augen sinken. Unbewusst hatte ich die Hand wieder an den Schwertknauf gelegt, und die Gardisten beäugten mich misstrauisch. Dann reagierte Barras mit einem knappen Kopfnicken.
    Silvus richtete sich auf, trat zurück. »Danke, Georghe.« Er lächelte nicht.
    Barras auch nicht, aber er winkte einem seiner Untergebenen. »Bring diese Leute zum Büro des Kammerherrn. Stelle fest, ob er sie hinausgeworfen haben will. Dann komm hierher zurück und sag es mir.«
    Silvus nickte ihm zu, und wir folgten dem Gardisten durch das Tor. Ein zweiter folgte uns, aber ich blieb etwas zurück, bis ich gleichauf mit ihm dahinschritt. Eher wollte ich verdammt sein als jemanden hinter meinem Rücken zu lassen. Hier ging etwas vor, was ich ganz und gar nicht verstand.
    Ich war bis dahin erst einmal innerhalb der Palasttore gewesen, und dieser Botengang hatte mich nicht weiter als bis zur Wachstube gleich hinter dem Eingang geführt. So hatte ich keine Ahnung, wie es im Inneren des Palastes aussah. Auf den Straßen war es noch heiß und staubig vom Tag, aber hier marschierten wir auf kiesbestreutem Weg durch eine Welt duftender Sträucher, blühender Stauden und frischem Grün, die vom weichen Licht farbiger Lampions beleuchtet war. In den Tiefen des Schlossparks sangen Nachtigallen und kleine Springbrunnen plätscherten kühl in der Nacht. Ich dachte an das untere Viertel der Stadt, nahe dem Fluss, wo es für die Anwohner von sechs dicht bevölkerten Straßen nur zwei Brunnen gab, deren Wasser Fiebersuppe genannt wurde und abgekocht werden musste. Niemand besaß Springbrunnen. Aber das war in Ordnung, weil ihr Fehlen dadurch nicht als Mangel empfunden wurde.
    Im Palast war entferntes Gelächter zu hören, fein und silbrig hell, wie man es auf Hofgesellschaften hört, wenn jemand eine witzige und geistreiche Bemerkung macht. Kein bisschen wie das Gelächter, das im Schankraum von Mutter Swecher dröhnt.
    Wir gingen um eine Baumgruppe und sahen uns dem Palast gegenüber, einem breit hingelagerten weißen Gebäude mit vielen hohen Fenstern entlang der Front, alle erstrahlend von Lichtern. Die für diesen Abend verbrauchten Kerzen mussten einen Handelsmann reich gemacht haben. Den prunkvollen Eingang flankierten zwei Freitreppen, die zu Terrassen hinaufführten. Wir erstiegen . eine davon.
    Später erfuhr ich, dass das Büro des Kammerherrn im obersten Geschoss liegt. Es gab Hintertreppen für das Personal, die wir benutzen sollten. Aber wir taten es nicht.
    Kaum hatten wir von der Terrasse kommend den Palast betreten, ließen Silvus und die Schwertjungfrau den Gardisten weitergehen und bogen scharf nach rechts in den Korridor, der zum zentralen Treppenhaus führte. Als der Gardist es merkte, stieß er einen halberstickten Ruf aus. Halberstickt war er aus zwei Gründen: Erstens befand er sich bereits im Palast, und Lärm und Aufhebens waren das Letzte, was er wollte; zweitens war ich bei ihm geblieben und gab ihm zu verstehen, dass er gut daran tun würde, mitzuspielen.
    Zu unserem Glück war der zweite Gardist auf der Terrasse zurückgeblieben, um dort den Eingang zu bewachen. Da wir von seinem Kameraden eskortiert wurden und der Palast von Bediensteten aller Art wimmelte, sah er keine Notwendigkeit, unsere verstärkte Bewachung aufrechtzuerhalten.
    Der Korridor führte uns in eine riesige hohe Eingangshalle in Weiß und Gold, durchflutet vom Licht mehrerer Kronleuchter. Eine breite, zweiläufige Treppe führte zum Obergeschoss hinauf, hohe Flügeltüren gingen von der Halle aus, flankiert von livrierten Lakaien. Hinter der Tür zur Linken hörte ich Musik, und jemand rief mit hoher, nach einem Haushofmeister klingender Stimme einen Titel.
    »Ah«, murmelte Silvus. »Also gehen wir doch noch auf den Ball.«
    Die Lakaien zu beiden Seiten der Flügeltür sahen einander verblüfft an. Silvus und seine Begleiterin blieben vor ihnen stehen. Silvus fixierte einen von ihnen mit hochmütigleidenschaftslosem Blick. »Sie mögen die Ordensjungfrau Hrudis Winterridge ankündigen«, sagte er mit ruhiger Selbstverständlichkeit, als ginge es um das
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