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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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zusammen und runzelte die Stirn.
      Das Schwert hing zum Zuschlagen bereit in der erhobenen Faust, kam aber nicht herab.
    Ruane lächelte matt. »Sie fühlen es auch«, flüsterte er.
    Silvus' Arm spannte die Muskeln. Die Klinge zitterte.
    Ruane beachtete sie nicht. »Die Kraft. Die Notwendigkeit. Ich schätzte Sie von Anfang an richtig ein, Silvus de Castro aus altem Geschlecht. Sie hatten immer schon die Gabe. Sie können die Kraft haben. Sie brauchen nur danach zu greifen…«
    Das Schwert schwebte über Silvus' Kopf. Einen Augenblick schienen wir in einer Blase unmöglichen Friedens abgeschlossen gegen diesen schmutzigen, nach Brand und Tod riechenden Ort. Dann brach eine Horde von Kobolden über uns herein und der magische Augenblick zerbrach. Ich steckte einen Hieb auf den Helm ein, stieß meinem Gegner aber das Schwert durch den Leib und fuhr herum, um einen anderen abzuwehren. Silvus hatte sich nicht bewegt, obwohl sich jetzt Feinde zwischen uns befanden.
    »Sie fühlen es auch, de Castro. Sie können die Kraft haben, wie ich oder wie der andere. Sie brauchen nur danach zu greifen. Tun Sie es… Ich kann Ihnen zeigen, wie…«
    Das Schwert sank herab. Schweißperlen rollten Silvus über das rauchgeschwärzte Gesicht. Wütend schüttelte er den Kopf. Seine Hand hob das Schwert ein zweites Mal.
    Ruane lächelte wieder, zuversichtlicher jetzt. »Ach, Sie wollen es nicht annehmen. Aber gleichwohl haben Sie mir den Treueid geschworen, de Castro. Er gibt mir Macht über Sie. Für Sie hat ein Eid Gewicht, und ich kann dieses Gewicht brauchen… Sie können mich nicht erschlagen.«
    Silvus verzog das Gesicht. Ein starres Grinsen zog die Lippen von den zusammengebissenen Zähnen zurück. Dann erschlafften seine Züge. Das Schwert zitterte in seiner Hand, sank herab.
      »Nein«, sagte Ruane in beinahe träumerischem Ton. »Nein, Silvus de Castro, Sie können mich nicht töten…«
    »Aber ich kann es.«
    Raol. Er war uns gefolgt und stand zwanzig Schritte entfernt. Der nordische Akzent war unverwechselbar seiner, ebenso wie der Bogen, den er bis zum Ohr gespannt hatte. »Zwischen uns gibt es keinen Eid, Ausländer, und ich habe dieses Spiel satt.« Er ließ den Pfeil fliegen, und der Langbogen schwirrte wie eine Harfe. Der Pfeil traf Ruane durch die Halsberge in die Kehle. So unmöglich es schien, er wankte nicht einmal, stand da, während ihm das Blut aus dem Mund floss, und formte Worte ohne Ton. Dann wankte er, aber seine Hände hoben sich zum Pfeil und rissen ihn heraus.
    »Sie denken, ich sei so leicht zu töten?« Es war noch seine Stimme, obwohl das Blut schrecklich in seinen Worten gurgelte. Er schnitt ein Gesicht.
    Weitere Kobolde kamen herbei, andere jetzt, Arbeiter, die nur mit Dolchen bewaffnet waren, und Raol wurde niedergeworfen und verschwand unter einem Rudel von ihnen, die auf ihn einstachen.
    »Und Sie, Silvus, Sie können Ihren Eid nicht brechen. Ich werde es nicht zulassen.« Er lächelte, und das Blut rann ihm aus den Mundwinkeln.
    Zu meiner Linken brüllte Eumas auf, als hätte er einen tödlichen Stoß empfangen. Mit meinem eigenen Abwehrkampf vollauf beschäftigt, riskierte ich einen schnellen Blick, aber er war noch auf den Beinen, und sein Bihänder kreiste sausend in einem Achterbogen. Die Kobolde wichen vor ihm zurück, und er sprang unter sie und jagte sie auseinander. Nun schlug er einen nieder, flog herum und hieb einen zweiten in der Mitte durch. Das ließ einen hinter ihm, der zustieß. Schwester Winterridge köpfte den Kobold im nächsten Augenblick mit der Hellebarde und wurde selbst beinahe überwältigt. Ich musste ihr helfen, als Eumas allein auf Ruane zuwankte.
      Der Graf begrüßte ihn mit dem gleichen Lächeln und derselben grässlich blubbernden, pfeifenden Stimme. »Und Sie, Eumas. Sie verzehrten sich beinahe vor Kummer, als Sie dachten, Sie hätten mich verloren. Auch für Sie ist ein Eid etwas Lebendiges. Nun, hier bin ich, lebendig. Willkommen in meinen Diensten.«
    Eumas blickte auf sein Schwert. Er nickte und ließ es sinken.
    Dann flog es hoch, traf in einen weit ausholenden Schlag blitzenden Stahls, in den er sein ganzes Gewicht legte. Die schwere Klinge des Bihänders durchschlug den Harnisch von der rechten Hüfte bis zur linken Brustseite und spaltete das pochende Herz.
    Ruane blickte überrascht, dann verärgert. Plötzlich entsetzt. Er brach in die Knie, fiel vornüber, und ein Beben durchlief seinen Körper. Dann war er tot, und ein Wispern stieg von der Erde

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