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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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unsichtbare Last, die er mit sich schleppte, wich auch in Gesellschaft anderer nicht von ihm. In manchem Blick, dem er während der täglichen Arbeit auf dem Feld begegnete, glaubte er Arg-wohn und Mißtrauen zu lesen. Die Fragen nach Viejo wiegelte er mit dem Hinweis ab, sie habe sich unwohl gefühlt und sei deshalb zu Hause geblieben. So etwas kam vor und wurde in aller Regel auch nicht angezweifelt. Dennoch fühlte sich Tikal bei seiner Lüge ertappt und nutzte die erstbeste Gelegenheit, um heimzukehren.
    So froh er am Morgen gewesen war, Viejo entfliehen zu können, so erleichtert fühlte er sich jetzt, ihr wieder nahe zu kommen.
    Dieses Gefühl hielt genau solange an, wie er brauchte, um durch die Tür ins Innere der Adobehütte zu gelangen und die dortige Verwüstung zu erkennen, ein Chaos, das nur Viejo angerichtet haben konnte.
    Offenbar hatte sie ihm mit ihrem scheinbaren Sich-in-ihr-Schick-sal-Fügen nur Sand in die Augen streuen wollen und die erstbeste Gelegenheit abgewartet, um auszubrechen.
    Die Stärke, die nötig gewesen war, um der Grube zu entkommen, entfremdete Viejo ihrem Bruder endgültig.
    Viejo lebte nicht mehr - sie war oben auf der Tempelplattform gestorben! Das, was jetzt irgendwo unterwegs war - unterwegs zu IHNEN -, würde keinen Moment zögern zu verraten, was Tikal versucht hatte.
    Was habe ich getan?
    Er sank auf die Knie und riß die Arme nach oben. Doch rasch kam er wieder auf die Beine, um die vielleicht einzige Chance zu nutzen, die ihm noch blieb .
    *
    Pomona zog sich die Dornenschnur durch die Zunge und sah zu, wie das Blut aus ihrem offenen Mund quoll.
    Nach einer Weile wanderte ihr Leidensblick aus dem Fenster hinaus zur nächtlichen Sonne, und die Schmerzen, die sie sich zufügte, erreichten einen ersten Höhepunkt.
    Harziger Duft aus Räuchergefäßen legte sich wie Kleister auf ihre Atemwege.
    Ich ersticke! dachte sie.
    Auch diese Qual opferte sie dem Volk, über das sie in ihres Vaters Abwesenheit herrschen durften .
    Zapata erlöste seine Blutsverwandte auf dem Höhepunkt ihrer Schmerzen - sie hätte dasselbe für ihn getan.
    Er entfernte die Schnur, schälte den auch jetzt noch ekstatisch zuckenden Körper aus seiner Kleidung, hob ihn auf, trug ihn hin zu dem steinernen Becken, das in den Boden eingelassen war, und versenkte Pomona in dem vorbereiteten Bad, das ihr Linderung schenken sollte.
    Pomonas geschmeidiger Körper verschwand vorübergehend komplett in der zähen Blutmasse, deren Oberfläche sich augenblicklich schloß. Zapata murmelte eine Beschwörung, deren Klang schon nicht mehr an Pomonas Ohren drang. Doch dann durchstieß ihr Kopf zeitlupenhaft die spiegelglatte Fläche - so langsam, daß sich nicht einmal eine leicht kräuselnde Bewegung darauf abzeichnete.
    »Es ist . wunderbar«, sagte sie. Neben ihrem Kopf erschien eine Faust, die sich öffnete und Zapata entgegenstreckte. »Komm doch auch. Du weißt, wie sehr ich dich allen anderen vorziehe ...«
    Zapata lächelte. Er kauerte neben dem Beckenrand und betrachtete die ihm entgegengehaltene Hand. »Du bist erschöpft. Du hast dir eine Tortur zugemutet, die deinen Körper geradezu nach etwas Ruhe und Entspannung schreien läßt .«
    »Ich entspanne am besten, wenn du bei mir bist«, versicherte Pomona. »Warum läßt du mich so betteln? Bin ich über Nacht häßlich geworden?«
    Zapata richtete sich neben dem Becken zur vollen Größe auf. Wenige Handgriffe genügten, um aus der handgewebten Herrschertracht zu steigen und sie neben sich auf den Steinboden sinken zu lassen.
    »Du bist von allen am besten gewachsen .«
    Pomonas Bemerkung schien an ihm abzuperlen wie das Blut von ihrer Haut. Sie badete bis zum Hals darin und hatte dennoch das Gefühl, es gäbe eine unsichtbare Trennschicht, die eine Kluft zwischen ihr und dem »kostbaren Wasser« aufrecht erhielt. Pomona spürte durchaus die belebende Labsal dieses Bades, für das etliche Untertanen ihr Leben hatten geben müssen - zugleich war der Kontakt mit dem klebrigen Naß seltsam gedämpft. Es mochte an den ätherischen Ölen liegen, mit denen sie sich salbte, aber die Möglichkeit, daß auch etwas gänzlich anderes hinter diesem Empfinden lauern könnte, beunruhigte sie so sehr, daß sie abwartete, bis Zapata zu ihr herabgestiegen war. Dann fragte sie ihn: »Spürst du es auch?«
    Er blickte sie fragend an, während es den Anschein hatte, als ließe er sich von einer imaginären Strömung auf sie zutreiben.
    »Es kommt mir vor«, fügte sie erklärend
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