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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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Ungewissen, dennoch sagte er schließlich: »In Ordnung«, und ging.
    Ich nahm einen Dolch und wirbelte damit herum. Nach einer Weile sagte ich zu Loiosh: »Trotzdem hätte sie mir davon erzählen können.«
    »Hat sie ja versucht. Du wolltest nichts hören.«
    »Dann hätte sie es eben öfter versuchen sollen.«
    »Wenn diese Sache nicht passiert wäre, wäre es nie ans Licht gekommen. Und es ist doch ihr Leben. Wenn sie die Hälfte davon im Ostländerghetto beim Aufwiegeln der Leute verbringen will, ist es ihre –«
    »Das hört sich für mich aber nicht wie Aufwiegelei an.«
    »Ach.«
    Was wieder einmal zeigt, wie wenig Sinn es hat, wenn man versucht, seinen Vertrauten zu übertrumpfen.
     
     
    Die nächsten paar Tage würde ich lieber überspringen, aber schließlich mußte ich sie durchleben, also könnt ihr euch auch eine grobe Schilderung antun. Zwei komplette Tage lang sprachen Cawti und ich kaum miteinander. Ich war wütend, weil sie mir nicht von dieser Ostländergruppe erzählt hatte, und sie war sauer, weil ich wütend war. Ein- oder zweimal habe ich so etwas wie: »Hättest du –«, gesagt und mich wieder zurückgehalten. Zwar fiel mir auf, daß sie mich dann hoffnungsvoll angeschaut hat, nur leider zu spät, und dann schlich ich aus dem Zimmer. Ein- oder zweimal hat sie so etwas gesagt wie: »Machst du dir denn gar keine Sorgen –«, und dann abgebrochen. Loiosh, die gute Seele, hat nichts gesagt. Bei manchen Dingen kann einem nicht einmal ein Vertrauter helfen, sie geradezubiegen.
    Aber solche Tage durchzumachen ist die Hölle. Und es hinterläßt Narben.
    Herth willigte in ein Treffen in einem meiner Läden, Zum Söller, ein. Er war ein ruhiger, kleiner Dragaeraner, nur einen halben Kopf größer als ich, und er hatte die Angewohnheit, den Blick fast verschüchtert zu senken. Zwei Vollstrecker hatte er dabei. Ich ebenfalls, einen Kerl, Stock, den man so nennt, weil er gerne Leute mit einem zusammenschlägt, und einen anderen, Glühkäfer, dessen Augen bei den seltsamsten Gelegenheiten aufleuchten. Die Vollstrecker suchten sich angemessene Plätze, damit sie tun konnten, wofür man sie bezahlte. Herth folgte meiner Empfehlung und bestellte die Pfefferwurst, die schwer zu beschreiben ist, besser, man probiert sie selbst.
    Während wir dann unseren Nachtisch, ostländische Pfannkuchen, aufaßen (die eigentlich niemand außer Valabar zubereiten sollte, aber diese hier waren in Ordnung), sagte Herth: »Also, was kann ich für Euch tun?«
    »Ich habe ein Problem«, antwortete ich.
    Er nickte und senkte wieder den Blick, als wollte er sagen: »Oh, wie könnte ein Nichts wie ich jemandem wie Euch helfen?«
    Ich redete weiter. »Vor ein paar Tagen ist ein Ostländer umgelegt worden, von einem Professionellen. Es ist in Eurem Gebiet geschehen, also habe ich mich gefragt, ob Ihr mir möglicherweise ein bißchen erzählen könntet, was vorgefallen ist und warum.«
    Nun gab es auf diesen Vorschlag verschiedene Antwortmöglichkeiten. Er hätte mir so viel er davon wußte erklären können, er hätte grinsen und Unwissenheit vorgaukeln können, er hätte nach dem Grund für meine Neugier fragen können. Statt dessen sah er mich an, stand auf und sagte: »Danke für die Mahlzeit. Vielleicht sehe ich Euch einmal wieder.« Dann verließ er den Laden.
    Eine Weile blieb ich so sitzen und trank meinen Klava aus. »Was hältst du davon, Loiosh?«
    »Keine Ahnung, Boß. Ich finde es komisch, daß er nicht gefragt hat, warum du das wissen willst. Und wenn er Bescheid weiß, warum hat er sich dann überhaupt auf dieses Treffen eingelassen?«
    »Eben.«
    Ich unterschrieb die Rechnung und machte mich auf, Stock und Glühkäfer gingen mir voraus. Als wir am Büro angekommen waren, sagte ich ihnen, sie sollten abzischen. Es war schon Abend, und für gewöhnlich war ich um diese Zeit fertig, aber ich wollte jetzt noch nicht nach Hause gehen. Also tauschte ich meine Waffen aus, um Zeit totzuschlagen. Das mache ich alle zwei, drei Tage, das Waffenaustauschen, damit sich keine lange genug an meiner Person befindet, daß sie meine Aura aufnehmen kann. Dragaeranische Zauberei kann so etwas nicht identifizieren, aber ostländische Hexerei, und wenn das Imperium je auf die Idee kommen sollte, einen Hexer anzustellen –
    »Ich bin ein Trottel, Loiosh.«
    »Jau, Boß. Ich auch.«
    Ich brachte das Austauschen der Waffen zu Ende und rannte nach Hause.
    »Cawti!« rief ich.
    Sie saß im Eßzimmer und kraulte Rocza am Kinn. Die sprang auf
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