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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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Vertrauter, der Jhereg Loiosh. Daneben seine Gefährtin Rocza. Wie man sich das Eheleben halt so vorstellt.
    Ich räusperte mich und sagte: »Letzte Woche habe ich ein Orakel aufgesucht.«
    Cawti drehte sich zu mir um und glotzte. »Du? Ein Orakel aufgesucht? Was ist nur aus der Welt geworden? Weshalb?«
    Auf ihre letzte Frage antwortete ich: »Weil ich wissen wollte, was passiert, wenn ich das ganze Geld nehmen und ins Geschäft stecken würde.«
    »Ach, das schon wieder. Vermutlich hat er dir irgendwas Schwammiges und Mystisches erzählt, zum Beispiel daß du innerhalb einer Woche tot sein wirst, wenn du es tust.«
    »Nicht ganz.« Ich erzählte ihr von der Sitzung. Der neckische Ausdruck wich aus ihrem Gesicht. Ich mag diesen neckischen Gesichtsausdruck. Die meisten anderen allerdings auch.
    »Was folgerst du daraus?« fragte sie, nachdem ich fertig war.
    »Keine Ahnung. Du nimmst dieses Zeug doch viel ernster als ich, was folgerst du daraus?«
    Eine Weile kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Währenddessen verließen Loiosh und Rocza die Anrichte und flogen durch die Diele in eine kleine Nische, die nur für die beiden bestimmt ist. Das brachte mich auf Gedanken, die ich gleich wieder unterdrückte, denn ich mag es nicht, wenn mir meine Handlungen von einem fliegenden Reptil eingeflüstert werden.
    Schließlich meinte Cawti: »Ich weiß nicht, Vladimir. Wahrscheinlich müssen wir es einfach abwarten.«
    »Tja. Also noch ein Grund zur Sorge mehr. Als hätten wir nicht schon genug –«
    Etwas rumste, als würde jemand mit einem stumpfen Gegenstand gegen die Tür hämmern. Beinahe gleichzeitig waren Cawti und ich auf den Beinen, ich mit einem Dolch, sie mit zweien in den Händen. Das Weinglas fiel zu Boden, und ich schüttelte ein paar Tropfen vom Handgelenk. Wir sahen einander an und warteten. Erneut rumste es. Loiosh kam aus der Nische gezischt und landete auf meiner Schulter, gefolgt von Rocza, die sich lauthals beschwerte. Gerade wollte ich ihm sagen, er solle sie zum Schweigen bringen, doch das muß er selbst schon getan haben, denn sie verstummte. Ich wußte, dies konnte kein Angriff des Jhereg sein, weil die Organisation einen nicht im eigenen Haus behelligt, aber außerhalb des Jhereg hatte ich mir mehr als nur einen Feind gemacht.
    Wir näherten uns der Tür. Ich stand auf der Seite, an der sie sich öffnen würde, Cawti frontal davor. Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, legte ich die Hand um den Knauf. Loiosh machte sich bereit. Cawti nickte. Auf der anderen Seite erklang eine Stimme: »Hallo? Ist jemand da?«
    Ich hielt inne.
    Cawti zog die Brauen zusammen. Zaghaft fragte sie: »Gregori?«
    Wieder die Stimme: »Ja. Bist du das, Cawti?«
    »Ja«, antwortete sie.
    Ich sagte: »Was zum –«
    »Schon gut«, unterbrach Cawti, aber ihrer Stimme fehlte es an Gewißheit, und sie steckte die Dolche nicht weg.
    Ein paarmal blinzelte ich. Dann fiel mir auf, daß Gregori ein ostländischer Name ist. Außerdem war es im Ostreich üblich, mit der Faust an die Tür zu schlagen, um sein Kommen anzukündigen. »Oh«, machte ich und entspannte mich ein wenig. Dann rief ich: »Herein.«
    Ein Mann, der so sehr Mensch war wie ich, wollte eintreten, sah uns und blieb stehen. Er war klein, in mittlerem Alter, mit Halbglatze und erschrocken. Ich nehme an, wenn man über eine Schwelle tritt und sich drei Waffen gegenüber sieht, wäre jeder etwas verdutzt, der an so etwas nicht gewöhnt ist.
    Lächelnd sagte ich: »Komm nur rein, Gregori.« Dabei zeigte mein Dolch noch immer auf seine Brust. »Etwas zu trinken?«
    »Vladimir«, sagte Cawti, vermutlich weil sie den angespannten Klang meiner Stimme wahrnahm. Gregori rührte sich nicht und sagte keinen Ton.
    »Es ist in Ordnung, Vladimir«, sagte Cawti nur zu mir.
    »Für wen?« gab ich zurück, ließ meine Klinge aber verschwinden und trat zur Seite. Gregori ging etwas vorsichtig an mir vorbei, hielt sich aber recht wacker, wenn man die Umstände bedenkt.
    »Ich mag ihn nicht, Boß«, sagte Loiosh.
    »Wieso nicht?«
    »Er ist doch Ostländer, da sollte er einen Bart haben.«
    Darauf habe ich nicht geantwortet, weil ich irgendwie seiner Ansicht war; Gesichtsbehaarung gehört zu den Dingen, die uns von den Dragaeranern unterscheiden, deshalb habe ich mir einen Schnurrbart wachsen lassen. Als ich mich einmal gar nicht mehr rasiert hatte, hat Cawti gedroht, mir alles mit einem rostigen Dolch abzuschaben, weil ihr mein Gesicht zu kratzig geworden war.
    Gregori wurde ein Sitzkissen
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