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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht
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nicht jeder Dreck ist ein Kuchen, und nicht immer kommt der Krug ganz davon. Mir ahnt, die Alte hat ihrer Gebieterin erzählt, wie sie uns getroffen hat, und ist mit Masrur in Streit geraten; sie haben nun auf unsern Tod gewettet und sind selbst gekommen, der Kalif, die Frau Subeida, der Diener und die Alte.« Rushat Alfuad erhob sich von ihrem Lager und sprach: »Was ist nun zu tun?« Abul Hasan erwiderte: »Wir müssen uns nun beide tot stellen; wir wollen uns ausstrecken und den Atem zurückhalten.« Rushat Alfuad befolgte seinen Rat, und sie streckten sich beide hin, banden ihre Füße zusammen, drückten ihre Augen zu, hielten den Atem zurück und bedeckten sich der Länge nach mit einem Tuch.
    Als der Kalif, die Frau Subeida, Masrur und die Alte in Abul Hasans Haus kamen und diesen neben seiner Frau tot ausgestreckt sahen, da weinte die Frau Subeida und sagte: »Sie haben solange Böses von meiner Sklavin gesagt, bis sie wirklich gestorben ist. Doch glaube ich, daß der Tod Abul Hasans sie so geschmerzt hat, daß sie auch starb.« Der Kalif sagte: »Komme mir nicht mit deinen Worten zuvor, sie ist vor Abul Hasan gestorben, denn Abul Hasan ist mit zerrissenen Kleidern und ausgerauftem Bart, mit Ziegelsteinen seine Brust zerschlagend, zu mir gekommen, und ich habe ihm hundert Dinare und ein Stück Seidenzeug geben lassen und ihm gesagt: Geh, laß sie beerdigen! ich will dir noch eine bessere Sklavin geben, die sie dir leicht ersetzt. Es scheint daher, daß er das nicht verschmerzen konnte und nach ihr gestorben ist. Ich habe also die Wette gewonnen.« Die Frau Subeida aber widersprach lange dem Kalifen, und sie stritten so heftig, daß zuletzt der Kalif, der den beiden Toten zur Seite saß, sagte: »Bei dem Grabe des Gesandten Gottes (Gott sei ihm gnädig und bewahre ihn!) und bei dem Grabe meiner Väter und Vorväter! wenn jemand mir sagt, wer von ihnen beiden zuerst gestorben ist, will ich ihm tausend Dinare geben!« Als Abul Hasan dies hörte, sprang er schnell auf und sagte: »Ich war es der zuerst starb, Fürst der Gläubigen, halte nun deinen Eid und gib die tausend Dinare her!« Dann stand auch Rushat Alfuad auf und trat zum Kalifen und zu der Frau Subeida vor, die sich sehr freuten, beide wohl zu sehen; sie wünschten ihnen Glück zu ihrer Genesung und merkten wohl, daß ihr Tod nur eine List war, um Geld zu bekommen. Aber die Frau Subeida machte Rushat Alfuad Vorwürfe und sagte ihr: »Du hättest ja auf eine andere Weise von mir fordern können, was du brauchtest, ohne mein Herz so zu betrüben.« Rushat Alfuad antwortete: »Ich schämte mich, meine Gebieterin!« Der Kalif fiel aber vor Lachen fast in Ohnmacht und sagte: »Abul Hasan! Du bist einer der Ausgelassenen und machst immer tolles Zeug!« Abul Hasan antwortete: »Fürst der Gläubigen! Ich habe nach dieser List gegriffen, weil alles Geld, das du mir gegeben, dahin war; denn ich schämte mich, wieder von dir zu fordern; schon wie ich allein war, sparte ich kein Geld; nun, da du mir diese Sklavin zur Frau gegeben, würde ich dein ganzes Vermögen durchbringen, wenn ich es besäße. Ich habe daher, als alles aufgezehrt war, diese List gebraucht, um hundert Dinare und ein Stück Seidenzeug zu erlangen; alles als Mildtätigkeit unseres Herrn (des Kalifen)! Nun aber halte schnell deinen Eid und gib mir tausend Dinare!« Der Kalif und die Frau Subeida lachten und kehrten wieder ins Schloß zurück; der Kalif gab dem Abul Hasan die tausend Dinare und setzte hinzu: »Nimm sie als Geschenk deiner Wiederauferstehung vom Tode!« Dann ließ der Kalif die Einkünfte und Besoldung von Abul Hasan erhöhen, und sie lebten in Lust und Freuden fort, bis der Zerstörer alles Vergnügens, der Trenner aller Vereinigung, der Verwüster aller Schlösser, und der, der die Gräber bevölkert, sie überfiel.
    Hier endigte Schehersad ihre Erzählung, und in der folgenden Nacht begann sie von neuem.
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    1 “ Dsanb ” heißt Verbrechen und zugleich auch Schweif
    2 Die Säle im Orient sind in zwei Teile geteilt; der Türe gegenüber ist ein niederer Raum, dann auf beiden Seiten ein erhöhter, zu welchem eine oder mehrere Stufen hinaufführen.
    3 Haschim war der Stammvater der Kalifen von Bagdad.
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