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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön
Autoren: K Ohlsson
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Karolina. Zu Anfang war das kein Problem, denn sie wollte von keinem der beiden etwas wissen. Erst später, als sie von zu Hause auszog und anfing zu studieren, verliebte sie sich in Måns. In dem verzweifelten Versuch, seinen Bruder auszustechen, hat Viggo sich da auf die Suche nach dem Typen gemacht, der Karolina damals vergewaltigt hatte.«
    Eine Windbö packte den Polizeibus und drückte ihn fast von der Straße. Alex musste sich anstrengen, um hören zu können, was Fredrika sagte.
    » Die Begegnung mit dem Täter nahm ein katastrophales Ende. Viggo wurde mit einem Messer schwer im Gesicht verletzt und musste fliehen. Scheinbar hat er seither eine sehr hässliche Narbe.«
    » Und ich dachte, das wäre eine missglückte Gaumenspaltenoperation«, sagte Alex beschämt und wiederholte nochmals das, was Tony Svensson im Verhör mit Peder und Joar gesagt hatte: Ihr sucht nicht nach so einem wie mir … Außerdem habe ich keinen Namen. Nur ein hässliches, widerliches Gesicht.
    » Das dachten alle, die ihn später erst kennenlernten«, warf Fredrika ein. » Und die Familie ließ sie in dem Glauben. Sie schämten sich zu erzählen, woher die Narbe wirklich stammte. Viggo hat den Angreifer nie angezeigt, und der hatte selbst ja auch einige Gründe, sich unterhalb des Radars der Justiz zu halten.«
    » Karolina war von Viggos Tat wahrscheinlich nicht sonderlich beeindruckt«, riet Alex.
    » Nein, und das scheint ein entscheidender Grund für seine Motivation zu sein, Johanna bei ihrem Plan zu helfen. Er hat weder seiner eigenen noch Karolinas Familie je verziehen, dass sie ihn für seine Tat verurteilten. Johanna war übrigens auch ein Teil des Netzwerks von Ragnar Vinterman, und es gelang ihm sogar, Marja Ahlbin für sich zu gewinnen, die große Vorbehalte gegen die Pläne ihres Mannes hatte. Sie meinte, die Flüchtlinge hätten ihr schon so viel genommen, dass sie ihnen nie wieder helfen wollte – zumindest nicht vollkommen uneigennützig. Ragnar lockte sie mit Geld, und Johanna hatte sicher auch schlagende Argumente.« Fredrika schluckte. » An diesem Mittsommerabend sind viele Menschen fürs Leben gezeichnet worden.«
    » Und all das wussten Sven und Elsie Ljung die ganze Zeit«, sagte Alex resigniert.
    » Dass sie geschwiegen haben, ist allerdings verständlich«, entgegnete Fredrika leise. » Seit sie Jakob und Marja Ahlbin gefunden hatten, fürchteten sie um ihr eigenes Leben. Das Einzige, was sie uns zu geben wagten, war ihre Überzeugung, dass es kein Doppelselbstmord war. Sie hofften, dass wir uns den Rest selbst zusammenreimen würden.«
    Alex schwieg.
    » Was für eine verdammte Rolle Marja Ahlbin da eingenommen hat«, sagte er schließlich mit einer Stimme, die Fredrika bei ihm noch nicht gehört hatte.
    » Glaub nur nicht, Alex«, sagte Fredrika, » dass Johanna sie nicht davon überzeugt hätte, dass es sich um ein risikoloses Projekt handelte. Vielleicht hat sie auch auf alte Schuldgefühle angespielt.«
    » Und als sie dann begriff, wie verflucht das alles war …«
    » … da war es schon zu spät. Aber sie hat es wenigstens versucht. Wir wissen schließlich, dass sie die Drohmails an Jakob geschickt hat, und ich glaube, wir dürfen annehmen, dass sie das in bester Absicht tat. Sie hat versucht zu retten, was zu retten war.«
    Alex starrte aus dem Autofenster auf den Schnee, der draußen durch die Luft stob. Seine Gedanken wanderten zu dem Haus auf Ekerö und zu den Schwestern, die sich aufs Äußerste vorbereiteten.
    » Sie hätte mehr tun können«, sagte er verbissen. » Sie und Jakob könnten noch leben.«
    » Oder auch nicht. Sie waren nur Figuren in Johannas Spiel, und die wünschte sich wahrscheinlich nichts mehr, als ihre Eltern tot zu sehen. Sie hat nur auf den richtigen Moment gewartet.«
    Zuerst war Karolina unsicher, ob es wirklich ihre Schwester war, die da den Weg entlangkam. Sie presste die Stirn an die Fensterscheibe, um besser sehen zu können. Als die Gestalt in die Auffahrt schwenkte, schlug Karolinas Herz schneller. Sie war es und niemand sonst.
    Sie schritt mit geradem Rücken und offenem Haar über das Grundstück und die Veranda auf die Tür zu. Dort merkte Karolina, wie sie zögerte, sah, wie die Klinke langsam heruntergedrückt wurde. Dann glitt die Tür auf, und Johanna kam herein, groß und grazil, von Schnee bedeckt. Als hätte sie die ganze Zeit gewusst, dass Karolina auf dem Boden am großen Fenster saß, wandte sie sich ihr langsam zu.
    Die Deckenlampe flammte auf.
    » Du
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