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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön
Autoren: K Ohlsson
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dekoriert. Fredrika würde diese Wohnung lieben, dachte Peder, ohne jedoch die geringste Ahnung zu haben, wie es bei der Kollegin zu Hause aussah.
    Warum war das eigentlich so? Warum besuchte man sich heutzutage nicht mehr?
    Dass nun ausgerechnet er noch nie bei Fredrika zu Hause gewesen war, war vielleicht nicht sonderlich ungewöhnlich, aber in anderen Fällen schon. Er verabscheute die einsamen Abende in der kleinen Wohnung, die er im vorigen Herbst bezogen hatte. Obwohl es eine Eigentumswohnung war, hatte er kaum einen einzigen Quadratmeter renoviert. Seine Mutter hatte ihm Gardinen genäht und Kissen und Tischdecken gekauft, doch da er selbst nichts dazu beigetragen hatte, war ihr die Lust, sein Zuhause zu verschönern, schon bald vergangen. Und das konnte man ihr kaum übel nehmen.
    Die Wohnung des Paares hatte Fenster zu drei Seiten und war in vier Räume aufgeteilt. Zwischen Küche und Wohnraum gab es einen offenen Bereich. Wohnraum und Bibliothek ihrerseits waren durch eine Schiebetür getrennt. Darüber hinaus gab es ein Gästezimmer und das Schlafzimmer, in dem das Paar tot aufgefunden worden war.
    Peder und Joar blieben auf der Schwelle stehen. Sie hatten beide das Tatortprotokoll gelesen, das von den Polizisten, die zuerst vor Ort gewesen waren, erstellt worden war.
    Die erste Beurteilung würde wahrscheinlich auch nach der technischen Untersuchung Bestand haben. Jakob Ahlbin hatte seine Ehefrau im Schlafzimmer von hinten in den Kopf geschossen. Dabei musste sie mit dem Rücken zur Tür gestanden haben, wo sich aller Wahrscheinlichkeit nach Jakob befunden hatte. Sie war zunächst gerade aufs Bett gefallen, dann aber auf den Boden geglitten. Danach war der Mann wohl um das Bett herumgegangen, hatte sich hingelegt und sich selbst in die Schläfe geschossen. Der Abschiedsbrief lag auf dem Nachttisch.
    Nichts in dem Zimmer deutete darauf hin, dass einer der Eheleute Widerstand geleistet hatte, ehe er starb. Kein Möbelstück schien verschoben, nichts war kaputt oder zerschlagen. Die Frau war mit einem Morgenmantel bekleidet aufgefunden worden. Alles deutete darauf hin, dass sie dabei gewesen war, sich für die Gäste umzuziehen.
    » Wissen wir, wann sie gestorben sind?«, fragte Peder.
    » Die Bekannten des Paares haben sie um neunzehn Uhr gefunden. Der Rechtsmediziner geht davon aus, dass sie da bereits knapp zwei Stunden tot waren. Das heißt, sie sind so gegen siebzehn Uhr gestorben.«
    » Sind die Nachbarn schon befragt worden?«, fragte Joar. » Der Schuss muss doch durchs Haus gehallt haben.«
    Der Polizeikollege, der hinter ihnen gestanden hatte, nickte. » Ja, klar, wir haben mit allen, die zu Hause waren, gesprochen, und sie haben den Schuss auch gehört. Doch es ging alles so schnell, und es wohnen ausschließlich alte Leute im Haus. Die meisten waren unsicher, von wo genau der Schuss kam. Einer von ihnen hat tatsächlich die Polizei angerufen, doch als die Streife kam, konnte niemand mehr mit Sicherheit sagen, aus welcher Wohnung der Schuss zu hören gewesen war. Ansonsten war alles ganz still und ruhig. Es hat niemand bemerkt, dass irgendjemand gekommen oder gegangen wäre. Also ist die Streife wieder gefahren.«
    » Das Haus scheint also hellhörig zu sein – ich meine, wenn man bedenkt, dass die Leute sagen können, ob jemand gekommen ist oder nicht«, meinte Joar zögernd.
    » Ja, das scheint so zu sein«, antwortete der Kollege.
    In demselben Augenblick hörte man in der Wohnung einen Stock tiefer Möbel über den Fußboden schrammen.
    » Sehr hellhörig, wie gesagt«, bekräftigte der Kollege jetzt entschiedener.
    » Waren sie die ganze Zeit zu Hause?«, fragte Peder.
    » Wer denn?«
    » Die hier drunter, die wir gerade gehört haben.«
    Der Kollege sah verstohlen auf seinen Block. » Nein«, antwortete er. » Die sind gestern nicht vor acht Uhr nach Hause gekommen. Leider. Und auf dieser Etage gibt es ansonsten nur eine weitere Wohnung. Die Leute, die da wohnen, waren aber auch nicht daheim.«
    » Das heißt, keiner der nächsten Nachbarn war da, als der Schuss losging«, fasste Peder zusammen.
    » So ist es.«
    Joar sagte nichts, sondern ging nur mit gerunzelter Stirn im Zimmer herum. Manchmal sah er zu Peder und dem uniformierten Kollegen, schwieg aber.
    Irgendetwas ist komisch an ihm, dachte Peder. Abgesehen davon, dass er schwul ist, hat er noch irgendeine andere Leiche im Keller.
    » Wissen wir etwas über diesen Kratzer hier?«, fragte Joar plötzlich und riss Peder aus seinen
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