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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön
Autoren: K Ohlsson
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Thema. » Seht zu, dass ihr so schnell wie möglich diese Tochter findet. Niemand sollte aus der Abendpresse erfahren müssen, dass seine Eltern gestorben sind.«

Bangkok
    Die Sonne war soeben im Begriff, hinter den Hochhäusern zu verschwinden. Es war ein unbeschreiblich schwüler Tag mit Temperaturen weit über dem Durchschnitt gewesen, und sie hatte sich schon seit den frühen Morgenstunden klebrig gefühlt. Die Sitzungen in verschiedenen Räumen ohne Klimaanlage hatten einander abgelöst, und ein Bild – oder vielleicht eher ein misstrauischer Gedanke – hatte sich herauskristallisiert. Sie konnte noch nicht recht entscheiden, was es war. Die Nacharbeit zu Hause würde sicherlich alle Fragezeichen auslöschen.
    Die Heimreise nach Schweden stand, wenn man in Tagen rechnete, kurz bevor. Viel zu kurz. Der ursprüngliche Plan war gewesen, die weite Reise mit ein paar Tagen Strandurlaub in Cha-am abzuschließen, doch Umstände, die nicht in ihrer Hand lagen, hatten dieses Vorhaben unmöglich gemacht. Sie erkannte, dass es wohl am praktischsten war, in Bangkok zu bleiben, bis sie nach Hause fahren konnte. Außerdem hatte die letzte Mail ihres Vaters ihr Sorgen bereitet: » Du musst vorsichtig sein. Verlängere deine Reise nicht, und sei bei den Nachforschungen diskret. Papa.«
    Nachdem sie die letzte Sitzung für diesen Tag abgeschlossen hatte, bat sie darum, ein Telefon ausleihen zu dürfen. » Ich muss meinen Rückflug bestätigen«, erklärte sie dem Mann, den sie eben befragt hatte, und holte die Plastikmappe mit der Buchung hervor.
    Es klingelte ein paarmal, bis sie jemanden von der Fluggesellschaft in der Leitung hatte.
    » Ich möchte gern meinen Rückflug am Freitag bestätigen«, erklärte sie und spielte mit einer kleinen Buddhastatue, die auf dem Schreibtisch vor ihr stand.
    » Buchungsnummer?«
    Sie gab ihre Buchungsdaten an und wartete, während der Mann sie in die Warteschleife stellte. Pausenmusik dudelte ihr ins Ohr, und sie sah aus dem Fenster. Da draußen kochte Bangkok und machte sich für Abend und Nacht bereit. Ein unbegrenztes Angebot an Diskotheken und Nachtclubs, Bars und Restaurants. Nie verstummender Lärm und ein ewiger Strom von Menschen auf dem Weg in unterschiedliche Richtungen. Schmutz und Staub, mit den erstaunlichsten Düften und Sinneseindrücken vermischt. Unmengen von Verkäufern und ab und zu Elefanten mitten in der Stadt, obwohl das verboten war. Und zwischen all den Gebäuden schnitt der Fluss die Stadt mitten entzwei.
    Ich muss einfach noch mal herkommen, stellte sie fest. Richtig als Tourist und nicht zum Arbeiten.
    Die Pausenmusik verstummte, und der Mann von der Fluggesellschaft war wieder am Apparat. » I’m sorry, Miss, aber wir können Ihre Buchung nicht finden. Würden Sie die Buchungsnummer bitte wiederholen?«
    Sie seufzte und gab die Nummer erneut durch. Der Mann, der ihr den Raum zur Verfügung gestellt hatte, war offensichtlich ebenso ungeduldig. Ein diskretes Klopfen an der Tür bedeutete ihr, dass er den Raum alsbald benötigte.
    » Bin gleich so weit!«, rief sie.
    Das Klopfen hörte auf, und sie hörte wieder die Pausenmusik. Diesmal musste sie lange warten und war schon tief in ihre Fantasien über zukünftige Thailandurlaube versunken, als der Mann sich zurück in die Leitung schaltete.
    » Es tut mir wirklich leid, Miss, aber wir können Ihre Buchung nicht finden.«
    » Ich habe die Buchungsbestätigung in der Hand«, antwortete sie verärgert und sah auf den Ausdruck. » Ich soll mit Thai Airways am Freitag von Bangkok nach Stockholm fliegen. Dafür habe ich 4 567 schwedische Kronen bezahlt. Das Geld ist am zehnten Januar dieses Jahres abgebucht worden.«
    Sie konnte hören, wie der Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung tippte. Diesmal machte er sich nicht die Mühe mit der Pausenmusik.
    » Darf ich fragen, wie Sie nach Thailand gereist sind, Miss?«, fragte er. » War das auch mit uns?«
    Sie zögerte, erinnerte sich an die ersten Abschnitte ihrer Reise und wollte davon nichts preisgeben.
    » Nein«, antwortete sie. » Nein, ich bin nicht mit Ihnen hierhergekommen. Und ich bin auch nicht aus Stockholm nach Thailand gereist.«
    In ihrem Bewusstsein schienen die Namen von verschiedenen Städten auf und versanken wieder im Dunkel. Athen, Istanbul, Amman, Damaskus. Dies waren keine Informationen, die sie weitergeben wollte.
    Es folgten einige Minuten der Stille, während der Mann draußen wieder an die Bürotür klopfte. » Sind Sie so weit?«
    » Nur ein
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