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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön
Autoren: K Ohlsson
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dann sich selbst erschossen haben.«
    Endlich zeigte sich der Computer zur Zusammenarbeit bereit, und auf der weißen Leinwand hinter Alex blitzten Bilder vom Tatort auf. Ellen und Joar zuckten bei dem Anblick des erschossenen Paares zusammen, während Peder beinahe begeistert wirkte.
    Er hat sich verändert, dachte Alex. Früher war er nicht so.
    » In dem Abschiedsbrief steht, der Mann habe zwei Tage zuvor erfahren, dass ihre älteste Tochter, Karolina, an einer Überdosis Heroin gestorben sei und dass er deshalb keinen Sinn mehr im Leben sehe. Der Mann selbst ist wohl sein ganzes Erwachsenenleben lang immer wieder wegen schwerer Depressionen in Behandlung gewesen. Erst im Januar vorigen Jahres hatte er eine ECT -Behandlung erhalten, außerdem nahm er Psychopharmaka. Er war also chronisch depressiv.«
    » Was ist ETC ?«, fragte Peder.
    » ECT «, berichtigte Alex, » Electroconvulsive therapy. Wird bei besonders schweren Fällen von Depression angewandt. So eine Art Kickstart fürs Gehirn.«
    » Elektroschocks?«, rief Peder. » Ist das nicht verboten?«
    » Wie Alex schon sagte, hat sich das bei der Behandlung schwerkranker Patienten in eingeschränkter Form bewährt«, schaltete sich Joar mit sachlicher Stimme ein. » Der Patient ist während der Behandlung unter Narkose. Die allermeisten fühlen sich danach besser.«
    Peder starrte Joar an, sagte aber nichts. Stattdessen wandte er sich an Alex. » Warum ist dieser Fall bei uns gelandet? Er ist doch schon gelöst.«
    » Das weiß man nicht«, antwortete Alex. »Die Leute, die das Paar gefunden haben, wollen nämlich überhaupt nicht glauben, dass der Mann erst seine Ehefrau und dann sich selbst erschossen haben soll. Die Tatwaffe, eine Jagdpistole vom Kaliber .22, haben die beiden von früher her identifizieren können, da die Männer eine Zeit lang gemeinsam zur Jagd gegangen sind. Doch sie haben den Polizisten gegenüber mit Nachdruck versichert, es sei undenkbar, dass der Mann so krank vor Trauer gewesen sein könnte, dass er eine solche Tat begeht.«
    » Was ist denn nach Meinung der Freunde geschehen?«, meldete Fredrika sich zu Wort.
    » Ihrer Meinung nach müssen die beiden ermordet worden sein«, antwortete Alex und sah sie an. » Beide waren offenbar bei der Schwedischen Kirche angestellt, er als Pfarrer und sie als Kantorin. Jakob Ahlbin ist in den letzten Jahren recht häufig öffentlich in Einwanderungsdebatten aufgetreten. Wie auch immer behaupten ihre Bekannten, dass der Glaube der Eheleute so stark gewesen sei, dass der ihnen in einem solchen Fall als Trost gedient hätte. Sie halten es für völlig unvorstellbar, dass Jakob Ahlbin, ohne darüber zu sprechen, die Nachricht vom Tod der Tochter entgegengenommen und sich dann umgebracht hätte.«
    » Das heißt, die Ehefrau wusste nichts davon?«, fragte Joar.
    » So geht es aus dem Abschiedsbrief hervor. Und das finden die Freunde noch unwahrscheinlicher: dass der Mann seiner Frau nicht erzählt haben soll, dass die Tochter tot ist.«
    » Und was machen wir jetzt?«, fragte Peder, der immer noch nicht überzeugt war, dass dies wirklich ein Fall für die Gruppe war.
    » Wir werden die beiden Freunde noch einmal verhören«, entschied Alex. » Und dann müssen wir versuchen, die jüngste Tochter zu finden, Johanna, die wahrscheinlich noch gar nicht weiß, dass ihre Schwester und die Eltern tot sind. Dieser Teil könnte schwierig werden, denn man hat die Frau noch nicht aufspüren können. Hoffentlich bringen die Zeitungen keine Fotos und Namen von den Toten, ehe wir sie informiert haben.« Er sah zunächst Joar und dann Peder an. » Ich möchte, dass ihr den Tatort begeht und dann noch einmal das befreundete Ehepaar befragt. Prüft nach, ob es sonst noch Gründe gibt, mit der Sache hier weiterzumachen. Wenn es sein muss, teilt euch auf, und befragt noch mehr Leute. Besucht weitere Bekannte aus den Kirchenkreisen.«
    Für einen Moment schien es, als sei hiermit die Besprechung beendet, bis Peder fragte: » Hattest du nicht gesagt, du hättest zwei Fälle? Was ist mit dem anderen?«
    Alex runzelte die Stirn. » Das andere ist eine Sache, die ich schon Fredrika übertragen habe«, erklärte er. » Eine Routinesache, ein bislang unbekannter Mann, der heute Morgen überfahren wurde. Wahrscheinlich ist er im Dunkeln auf die Straße gelaufen und von jemandem angefahren worden, der nicht gewagt hat anzuhalten und sich der Polizei anzuzeigen. Vergesst nicht, was ich gesagt habe«, wechselte er abrupt das
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