Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg
Autoren: S Lüpkes
Vom Netzwerk:
Amphetamin-Markt zusammenschrumpfen lassen zu einem kleinen, stinknormalen Totschlag. Und zwar allein auf der Basis von zwei Wasserflaschen und acht ausgerauchten Zigaretten.
    Dass die sich so etwas traute! Allzu lang war Wencke Tydmers noch nicht bei ihnen, knapp zwei Jahre erst. Und ihre |28| Methoden bei der Operativen Fallanalyse waren immer wieder Anlass für schlechte Stimmung in der Abteilung. Besonders die Chefin hatte große Schwierigkeiten mit dieser Frau. Wenn man ehrlich war: Seit Wencke Tydmers zum LKA gekommen war, hatte sich das Betriebsklima deutlich verschlechtert. Doch trotz seiner ausgeprägten Harmoniesucht konnte Boris nicht anders, als sich jedes Mal zu freuen, wenn er Wencke in ihren Turnschuhen und mit ihrem witzig roten Haar durch den mausgrauen Büroflur laufen sah.
    »Oder sehen Sie das etwa anders?«, holte die Staatsanwältin ihn aus seinen Gedanken. »Sagen Sie bloß nicht, Sie tischen uns gleich auch diese alberne Geschichte von den beiden Männern im Bootsschuppen auf   …«
    Er schluckte statt einer Antwort. Dann registrierte er mit Erleichterung, dass der Sprecher der Polizei sich hinter das Mikrofon setzte und die Anwesenden zur Pressekonferenz begrüßte. Der Saal war bis in die letzte Ritze besetzt, Blitzlichter verbreiteten Hektik, Mikrofone wurden an langen Stäben näher zum Podest gehalten.
    Die ersten einleitenden Worte, die an das Publikum gerichtet wurden, brachten für Boris nichts Neues: Notruf in der Nacht von Sonntag auf Montag, Verwüstungen auf dem Clubgelände des »MC
Devil Doves
Chapter* Nordost«, Blutlache im Bootsschuppen von geschätzten drei Litern, weswegen von einem Tötungsdelikt ausgegangen werden musste.
    »Weiß man schon, wer der Tote ist?«, rief ein übereifriger Reporter dazwischen.
    »Ich bitte Sie, sich Ihre Fragen für später aufzuheben, es wird ausreichend Gelegenheit sein.« Der Pressesprecher trug Sakko und Hemd und schwitzte offensichtlich von allen Anwesenden am meisten. »Doch da die Sache schon mal im Raum steht: Die Labore arbeiten auf Hochtouren, und wir können bereits sagen, dass es sich um einen Mann handelt. |29| Die spezifischen Ergebnisse der DN A-Analyse erwarten wir morgen im Laufe des Vormittags.«
    »Warum dauert das so lange?«, beschwerte sich einer vom Regionalfernsehen. »Mit so einer Menge frischem Blut haben Sie doch 1a-Trägermaterial geliefert bekommen.«
    »Es müssen entsprechende Kulturen angelegt werden, und deren Reifeprozess dauert eben seine Zeit. Da kann man nichts beschleunigen.« Nun ließ der Pressemann sich auf seinen Platz fallen, als wäre er bereits einige Kilometer gegen den Wind gejoggt. »Wir begrüßen hier oben auf dem Podium den leitenden Kriminalhauptkommissar Eberhard Wachtel   …« Der Genannte stand auf und nickte leicht und sehr ernsthaft in die Runde. »Außerdem als Vertreterin der Staatsanwaltschaft Frau Dr.   Sieglind Maschler   …« Boris’ Nachbarin verschenkte ihr freundliches Lächeln im Sitzen. »Ebenfalls anwesend, wenn auch im Publikum, ist der Präsident des Motorradclubs, auf dessen Gelände die Tat passiert ist, Herr Maximilian Brunken   …« Der Applaus aus den hinteren Rängen, von starken, tätowierten Armen geklatscht, übertönte die Vorstellung, die Boris Bellhorn und seiner Funktion zuteil wurde. Das war ihm eigentlich ganz recht so. »Und dann ist da unten in der ersten Reihe noch ein Platz frei für Herrn Kellerbach   …«
    »Keine Ahnung, wo der steckt«, gab der Rockerchef Auskunft. »Wir haben ihm x-mal auf ’s Handy gequatscht, dass er kommen soll. Wir wollen nämlich sofort wieder in unser Clubhaus, verstanden?« Wieder erntete er Beifall und Gejohle. »Sobald unser schlauer Rechtsverdreher da ist, werden wir euch die Hölle heiß machen. Durchsuchungen sind für euch tabu, klar? Und keiner jagt einen
DD
von seinem Grundstück, kapiert?« Er blickte gekonnt diabolisch in Richtung Wachtel.
    Diese Gesten, diese Ausdrucksweisen kannte Boris zu Genüge. Und er wusste auch, Zurechtweisungen oder ein Appell an das gutes Benehmen wären hier völlig fehl am Platz. Der |30| Rocker hat keinen Zweifel daran, dass um ihn und seine Brüder das Universum kreist. Und Schlips tragende Bullen sind nur Mücken im Weltall, haben nichts zu melden, basta! Zum Glück wusste der Pressemann das anscheinend auch, denn er verzichtete auf eine Reaktion in Richtung
Mighty Mäxx
. Stattdessen erteilte er Wachtel das Wort.
    Der erhob sich abermals. Zugegeben, er gab ein stimmiges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher