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Tatort www

Tatort www

Titel: Tatort www
Autoren: Goetz Schartner
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Hauptgang überreichte Till seiner Tochter ein Geschenkin einer kleinen Box. Neugierig packte sie es aus. „Mensch Papa, du bist der Beste! Ein iPhone!“, rief Emma mit leuchtenden Augen. „Die werden alle Augen machen.“
    „Noch ein Geschenk“, schimpfte Susan. „Heute Morgen ein Notebook, was schon teuer genug war. Und jetzt noch das neue iPhone“, beklagte sich Susan weiter. „Du weißt genau, dass wir zurzeit sparen müssen.“
    „Ach Susan, stimmt ja. Aber heute geht es nicht nur um Emmas Geburtstag. Sie ist heute auch noch zur Schulsprecherin gewählt worden“, und man konnte Till den Stolz auf seine Tochter deutlich ansehen.
    „Oh, echt? Äh ja, das ist super, Schatz!“
    „Mama, ein bisschen mehr Begeisterung, bitte“, erwiderte Emma enttäuscht über die verhaltene Reaktion ihrer Mutter.
    „Emma, ich freue mich ja für dich! Aber da wird Linda wenig begeistert sein.“
    Seit die Familie Weber vor drei Jahren in das Haus neben Linda und ihre Mutter Claudia Vogel gezogen waren, knirschte es ständig zwischen Emma und Linda. Die Mädchen besuchten die gleiche Klasse des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Im vorletzten Schuljahr hatten nur Emma und Linda als Klassensprecherinnen kandidiert. Linda hatte haushoch gegen Emma verloren. Seitdem ließ Linda keine Gelegenheit aus, Emma eins auszuwischen.
    „Ja, ja“, erwidert Emma, „aber inzwischen hat sich das gelegt. Linda hängt jetzt dauernd mit den Typen aus dem zwölften Jahrgang rum. Für die ist Mobbing kein Thema mehr“, beruhigte Emma ihre Mutter.
    Wenig später zahlte Till und die Familie fuhr nach Hause, nachdem sie noch Paul bei Björn abgeholt hatte. Als Till schließlich auf dem Weg ins Schlafzimmer war, hielt Emma ihn auf: „Papa, du kannst noch nicht schlafen gehen. Erst musst du mir das WLAN einrichten.Sonst kann ich mit dem iPhone nicht ins Internet und über Mobilfunk kann ich nicht alle Apps runterladen.“
    „Kann das nicht bis morgen warten?“, fragte Till gähnend.
    „Nein“, antwortete Susan für ihre Tochter. „Du musstest ihr ja unbedingt das iPhone schenken. Dafür richtest du ihr jetzt auch das WLAN ein. Das wird ja wohl nicht ewig dauern“, erwiderte Susan und verschwand ins Schlafzimmer. Till resignierte und schlurfte müde ins Arbeitszimmer, um das WLAN für seine Tochter einzurichten.
    Am nächsten Morgen weckte Susan Till mit der Frage: „Wie lange hast du gestern noch am WLAN gesessen? Ich habe dich gar nicht mehr ins Schlafzimmer kommen hören.“
    Gähnend nuschelte Till: „Bis drei Uhr morgens. Emma wollte einfach keine Ruhe geben. Zuerst hatte ich Probleme, überhaupt das Kennwort für den Zugriff auf das Verwaltungsmenü des WLAN-Routers zu finden. Dann habe ich verschiedene Kennwörter für die Verschlüsselung getestet, aber keins hat bei Emmas iPhone funktioniert. Deshalb habe ich es vorübergehend ohne Verschlüsselung eingerichtet, aber dafür einen MAC-Filter eingerichtet. Damit kann nur das iPhone von Emma auf das WLAN zugreifen. Die Verschlüsselung stelle ich heute Vormittag ein, sobald mein Lieblingstyrann wachgeworden ist“, sagte er zu seiner Frau.
    „Na ja, Emma kommt halt nach ihrem Vater“, lächelte Susan. „Und jetzt ab mit dir. Paul wartet schon. Sein Fußballturnier aber nicht.“
    „Au, das hätte ich fast vergessen – Pauls Turnier.“ Till sprang aus dem Bett und eilte ins Badezimmer.
    An das ungesicherte WLAN dachte Till Weber in den nächsten Tagen nicht mehr.
    „Was’n los“, murrte Till schlaftrunken, als er von Susan ungefähr vier Wochen später an einem Freitagmorgen wachgerüttelt wurde.
    „Till! Till! Wach auf, da läutet jemand Sturm!“ Mit verquollenen Augen sah Till auf die Uhr, erst 6.15 Uhr. Jetzt vernahm auch er laute Schläge gegen die Tür.
    Till sprang aus dem Bett und rannte nur mit Boxershorts bekleidet die Treppe runter. Er riss die Haustür auf: „Was soll das? Was wollen Sie?“ Verwundert sah er sich einigen uniformierten Polizisten und Personen in Zivil gegenüber.
    „Kripo Hamburg, Hausdurchsuchung. Sie sind doch Dr. Till Weber?“, fragte einer der Zivilpolizisten und hielt ihm seinen Dienstausweis vors Gesicht.
    „Ja“, antwortete Till irritiert.
    „Mein Name ist Konrad Gruber von der Kripo Hamburg. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss vom Amtsgericht Hamburg. Gegen Sie besteht dringender Tatverdacht gemäß Paragraph 184b StGB wegen der Verbreitung, dem Erwerb und Besitz von kinderpornografischen Schriften. Wir werden Ihr Haus durchsuchen
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