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Tatort www

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Titel: Tatort www
Autoren: Goetz Schartner
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vierstündige Übersicht der Prozessfehler und deren Ursachen im Unternehmen zu bekommen, die in den vergangenen Jahren den Unternehmenserfolg immer stärker gefährdet hatten.
    Zu Hause hörte Till zu seiner Erleichterung von Susan, dass beide Kinder einen verhältnismäßig ruhigen Schultag gehabt hatten. Nur Emma wurde von einigen Mitschülerinnen auf die Hausdurchsuchung und die Gerüchte angesprochen. Emma erklärte ihnen, dass ihre Familie Opfer einer Hacking-Attacke war.
    Am nächsten Tag fuhr Till in den Elektronikmarkt und besorgte sich ein neues Notebook, das er, wie üblich, mit seiner EC-Karte bezahlte. Anschließend erstellte er in mühevoller Kleinarbeit den Ausdruck des Projekts für die HEV Werks AG und die Rechnung dafür. Dr. Hansen hatte ihm am Vormittag Bescheid gegeben, dass er sich eine Kopie seiner Daten bei ihm abholen konnte. Die Erstellung der Rechnung war besonders aufwändig. Die HEV verlangte eine detaillierte Zeitabrechnung mit Tätigkeitsnachweis.
    „Bitte gib die Rechnung morgen früh bei HEV direkt in der Buchhaltung ab. Ich werde morgen früh die Bank informieren, dass das avisierte Geld am Montag eingeht“, sagte Susan zu Till.
    Nach dem Frühstück, als Till bereits zur HEV Werks AG unterwegs war, klingelte das Telefon.
    „Guten Morgen, Frau Weber. Mein Name ist Steffen Müller, Hamburgische Hanseatenbank, Rechtsabteilung. Ihr Kundenberater hat mir letzte Woche Mittwoch Ihren Fall übergeben.“
    Verdutzt entgegnete Susan: „Herr Müller, entschuldigen Sie, aber was für einen Fall hat unser Kundenberater an Sie übergeben?“
    „Frau Weber, Sie und Ihr Mann führen bei unserer Bank zum einem ein Girokonto, das seit fünf Monaten über das vereinbarte Kreditlimit hinaus überzogen ist. Dazu sind die Hausfinanzierungsraten seit drei Monaten überfällig. Trotz mehrfachen Versprechens Ihrerseits wurde das Konto nicht ausgeglichen und die Hausraten wurden nicht bezahlt. Wir haben ebenfalls festgestellt, dass Ihr Mann gestern mit seiner EC-Karte in einem Elektronikmarkt im Wert von etwas über eintausend Euro Ware bezahlt hat. Das Konto ist nicht gedeckt und wir haben den Betrag natürlich zurückgehen lassen. Die Kreditkartenabrechnung beläuft sich auf 4.584 Euro.“
    Susan hörte verzweifelt zu und versuchte den Anrufer zu beruhigen: „Herr Müller, das tut mir wirklich leid. Mein Mann hat vorige Woche ein großes Projekt abgeschlossen und ist gerade mit der Rechnung auf dem Weg zu …“
    Müller hörte ihr gar nicht weiter zu: „Das höre ich häufig. Frau Weber, wir haben Ihnen mehrere Fristen gesetzt, die Raten für Ihr Haus zu bezahlen und Ihr Konto auszugleichen. Wir hatten Ihnen bis gestern die letzte Frist zum Ausgleich Ihres Girokontos und zum Begleichen der offenen Raten gesetzt. Diese Frist ist wie die anderen zuvor verstrichen. Die letzte Frist lief gestern ab. Dazu kursieren äußerst beunruhigende Gerüchte über Ihren Mann. Letzte Woche hat es bei Ihnen eine Hausdurchsuchung gegeben. Als Familienvater bin ich wirklich schockiert, was Sie und Ihr Ehemann gemacht haben sollen, aber egal. Ich muss Ihnen nur mitteilen, dass wir mit sofortiger Wirkung unsere Geschäftsbeziehung mit Ihnen kündigen. Ihre EC-Karten und Kreditkarten sind seit heute morgen gesperrt.“
    Susan wurde schwindlig. Sie musste sich setzen. „Herr Müller, bitte, mein Mann hat das Projekt abgeschlossen. Wir erwarten bis spätestens Montag den Geldeingang von über hunderttausend Euro dafür. Sie können uns doch jetzt nicht einfach kündigen!“
    Der Banksyndikus fuhr ungerührt fort: „Ihr Girokonto ist mit 28.543 Euro und 82 Cent überzogen. Auf dem Hausfinanzierungskonto sind 488.321 Euro und 17 Cent zu tilgen. Beide Beträge sind hiermit sofort fällig. Wir geben Ihnen eine Frist, die 516.864 Euro und 99 Cent bis zum Mittwoch, den 6. März 2013, zu bezahlen. Danach werden wir eine Zwangsvollstreckung einleiten. Die schriftliche Kündigung unserer Geschäftsbeziehung geht Ihnen noch heute zu, Frau Weber. Ich erwarte den Eingang unseres Geldes bis Mittwoch, auf Wiederhören.“
    Wie vor den Kopf geschlagen saß Susan in der Küche. Panisch überlegte sie, wie sie die fälligen Rechnungen bezahlen sollte. Ihr Herz fing an zu rasen, als ihr einfiel, dass sie dringend Lebensmittel einkaufen musste, aber nur noch zwanzig Euro in bar besaß.
    Als Till einige Stunden später von der HEV Werks AG nach Hause kam, hatte er eine gute, aber leider auch eine sehr schlechte Nachricht. Die gute war,
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