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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten
Autoren: Knut Krueger
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Bekleidet ist es vermutlich mit einer blauen Jeans und einer dunkelblauen Windjacke. Hinweise über den möglichen Verbleib des Mädchens nimmt die Polizei in Oslo oder jede andere Dienststelle entgegen.«
    Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Franziska? Wie konnte das sein? Franziska hatte noch im Bett gelegen, als er gestern die Wohnung verlassen hatte. Was würde Claudia jetzt von ihm denken? Vielleicht verdächtigte sie ihn gar, Franziska entführt zu haben. Aber dann würde die Polizei nach ihm suchen. Nach seinem Fahrzeug. Dann konnte es nicht mehr lange dauern, bis er in eine Verkehrskontrolle geriet und sein Wagen von einer bewaffneten Polizeieinheit umstellt wurde …
    Tausend Gedanken konkurrierten um die Vorherrschaft in Leifs Kopf. Er zermarterte sich den Schädel, was das zu bedeuten hatte und was er jetzt tun sollte. Da kam ihm eine furchtbare Möglichkeit in den Sinn. Und wenn Franziska, die ihm ständig hinterherspionierte, sein Telefongespräch mit Morten belauscht hatte? Wenn sie auf die tollkühne, wahnwitzige Idee gekommen wäre, sich an seine Fersen zu heften und auf den Weg zu Mortens Hütte zu machen, während er selbst bereits über alle Berge war?
    Verzweifelt versuchte Leif, sich an Mortens Wegbeschreibung zu erinnern. Doch er hatte ihm überhaupt nicht richtig zugehört. Hatte nur so getan, als schriebe er alles mit, während er in Wahrheit bereits seine Flucht geplant hatte. Plötzlich zuckte das Wort »Maridalsvannet« durch sein Hirn. Morten hatte vom Maridalsvannet gesprochen, dem großen See im Norden der Stadt, da war er ganz sicher. Der Rest der Beschreibung war von der Festplatte, die sich unter seiner Schädeldecke befand, gelöscht worden. Aber das war doch zumindest ein Anhaltspunkt.
    In diesem Moment fasste Leif einen Entschluss. Und er wusste, dass es der vernünftigste, vielleicht der einzig vernünftige Entschluss seines bisherigen Lebens war. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel riss er das Steuer herum und wendete mit quietschenden Reifen mitten auf der Straße. Er ignorierte das wütende Hupen seines Hintermanns und trat das Gaspedal durch. Jetzt hatte er ein Ziel. Er musste schnellstmöglich nach Oslo zurückkehren.
    Er schaltete sein Handy ein und wählte Claudias Nummer. Sie war sofort am Apparat.
    »Ich bin’s, Leif.«
    »Leif!«, schrie sie in den Hörer. »Was ist los? Wo ist Franziska?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was … wieso …?«
    »Hör zu, wir haben keine Zeit zu verlieren. Sag der Polizei, sie soll nach einer Hütte am Maridalsvannet suchen. Genaueres weiß ich auch nicht.«
    »Was hat das alles zu bedeuten, Leif?«, schrie sie hysterisch.
    »Am Maridalsvannet, beeilt euch! Ich erklär dir alles später.«

Kapitel 41
    Irgendwann war sie vor Erschöpfung eingeschlafen. Hatte sich in den Schlaf geweint.
    »Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst«, hatte der Mann gesagt, bevor er sie in den stinkenden, staubigen Schuppen gestoßen und den Schlüssel herumgedreht hatte.
    Franziska vermutete, dass es ein Vorratsraum war. Er besaß einen eigenen Ausgang nach draußen, grenzte aber unmittelbar an die Hütte an. Wenn ihre Orientierung stimmte, verlief die rechte Wand des Schuppens parallel zu dem Zimmer, in dem ihr Peiniger schlief. An den kaum merklichen Schwingungen des Fußbodens spürte sie, wenn er sich in Bewegung setzte und mit schweren Schritten umherging.
    Da der Raum in völliger Dunkelheit lag, hatte sie versucht, die Innenausstattung des Schuppens zu ertasten. Hatte ihre Hände vorsichtig über die leeren Regalbretter gleiten lassen, die sich an der linken Wand entlangzogen. Dieser Raum war offenbar schon lange nicht mehr benutzt worden. Hier lagerten weder Essensvorräte noch Werkzeuge oder andere Gerätschaften, mit denen sie hätte versuchen können, die Tür aufzuhebeln.
    Frierend und mit knurrendem Magen hatte sie sich in der Ecke, die am weitesten von der zugigen Tür entfernt lag, zusammengerollt und ihren Tränen freien Lauf gelassen. Wie verzweifelt ihre Mutter und Lukas jetzt sein mussten. Der Gedanke daran war fast schlimmer als ihr eigenes Elend.
    Inständig bat sie ihren toten Vater um Hilfe, versuchte all ihre Zuversicht in die Vorstellung zu legen, dass er ihr irgendwie helfen konnte. Dass er sie retten und aus diesem dunklen Schuppen befreien würde. Sein Gesicht stand ihr mit einem Mal so nah und lebendig vor Augen wie schon lange nicht mehr. Es lächelte sie an. Dieses Bild war das Letzte, was sie mit in den Schlaf
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