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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten
Autoren: Knut Krueger
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Ruhe das Ende des Unwetters abzuwarten und gleich darauf den Heimweg anzutreten. Und dass man mit seinem Handy Verbindungsprobleme habe, sei doch eher die Regel als die Ausnahme. Sie solle sich bitte nicht allzu sehr beunruhigen, obgleich er ihre Sorge natürlich verstehen könne.
    Schließlich nahm er ihr das Versprechen ab, sich umgehend zu melden, sollte Franziska nach Hause kommen oder anderweitig von sich hören lassen, und versprach seinerseits, Kommissar Ohlsen zu informieren, der ja gewissermaßen ein Freund der Familie sei.
    Claudia Fischer bedankte sich mit dünner Stimme für seine Bemühungen, doch er hörte ihr an, dass seine Worte sie nicht hatten beruhigen können. Ebenso wenig wie ihn selbst.
    Was er gesagt hatte, war reine Routine gewesen und unterschied sich nicht im Geringsten von dem, was er jeder x-beliebigen Person erzählt hätte. Vielleicht lag es an seiner persönlichen Bekanntschaft mit Franziska oder an den unheilvollen Wetterbedingungen, dass ihm Böses schwante.
    Er wählte erneut Ohlsens Nummer, ohne jemand anderen als Alexander in der Leitung zu erwarten. Doch es geschahen noch Zeichen und Wunder.
    »Hallo, Magnus, was gibt’s?«
    Die Stimme des Hauptkommissars klang so überschwänglich, als hätte er gerade im Lotto gewonnen.
    Aber das sollte sich schlagartig ändern.

Kapitel 37
    Leif fuhr gen Norden. In Richtung Lillehammer.
    Warum ausgerechnet Lillehammer?
    Warum nicht?
    Er hatte kein bestimmtes Ziel.
    Nur weg aus Oslo, möglichst schnell und möglichst weit, das war sein Ziel.
    Das Trommelfeuer des prasselnden Regens auf dem Autodach war ohrenbetäubend laut. Während die quietschenden Scheibenwischer Schwerstarbeit verrichteten und er die Augen zusammenkniff, um wenigstens den Mittelstreifen zu erkennen, kam er sich wie der einsamste Mensch auf diesem Planeten vor. Wen würde es schon kümmern, wenn er von der Straße abkam und die norwegische Verkehrstatistik um einen Toten bereicherte?
    Im Geiste entschuldigte er sich bei Claudia für diesen Gedanken. Sie zumindest würde um ihn trauern. Ein klein bisschen. Vielleicht auch Lukas, der immerhin von ihm gelernt hatte, wie man Feuer macht und mit einem Luftgewehr schießt. Und wer weiß, vielleicht würde sogar die kratzbürstige Franziska im hintersten Winkel ihres unergründlichen Herzens ein wenig Mitleid für ihn mobilisieren.
    Eine Zeit lang hatte er sich wirklich eingebildet, in ihnen so etwas wie eine Familie gefunden zu haben. Ein Zuhause, das er nie gehabt, eine Heimat, die er nie besessen hatte. Dass Claudia, eine attraktive Augenärztin, die mit beiden Beinen fest im Leben stand, einem Loser wie ihm überhaupt Beachtung schenkte, hatte ihn von Anfang an gewundert. Doch damals, in der kleinen Bar in Grünerløkka, war es ihm nicht schwergefallen, den Mann von Welt zu spielen und mächtig Eindruck zu schinden.
    Claudia war mit einer Kollegin dort gewesen, sie waren locker miteinander ins Gespräch gekommen, und irgendwann hatte sich die Kollegin verabschiedet und ihm das Feld überlassen. Glücklicherweise hatte er Claudia zu einem zweiten Glas Wein überreden können, dem ein drittes gefolgt war. Ihr großes Redebedürfnis und ihre Vertrauensseligkeit waren ihm sofort aufgefallen. Wie aus einer nie versiegenden Quelle waren die Worte aus ihrem Mund geplätschert. Er hatte zwar nicht alles verstanden, sich aber auf der Stelle in ihren niedlichen deutschen Akzent und ihr strahlendes Lächeln verliebt.
    Schon damals hatte er ihr den Quatsch vom brasilianischen Urwald und dem angeblichen Import-Export-Handelerzählt. Wie kam er überhaupt auf solches Zeug? Ein guter Geschichtenerzähler war er schon immer gewesen und nie hatte er eine hingebungsvollere Zuhörerin gehabt als an diesem Abend. Seine einzige Befürchtung war gewesen, dass plötzlich einer seiner alten Kumpel hereinkäme, ihm auf die Schulter haute und sagte: »Na, Petter, armer Schlucker, immer noch arbeitslos?«
    Was bin ich doch für ein Traumtyp, dachte er bitter. Das As im Ärmel jeder Partnerschaftsvermittlung: Leif Petter Halvorsen, 40 Jahre alt, Lügner, Einbrecher und Hochstapler. In der Schule gescheitert. Die Ausbildung zum Elektriker abgebrochen. Schütteres Haar, zerrüttete Nerven, angekratztes Selbstbewusstsein. Notorisch pleite. Pleite? Verschuldet! Alles auf Pump oder geleast, auch der Sportwagen, dieses sinnlose Prestigeobjekt. Nur wegen dieser Schulden hatte er sich überhaupt von Morten zu den Einbrüchen überreden lassen. Idiot! Und jetzt
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