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Tatort Doppelbett

Tatort Doppelbett

Titel: Tatort Doppelbett
Autoren: A. A. Fair
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Zimmer gerannt. Daraufhin hätte er seine Frau gepackt, und als er merkte, daß sie vollkommen hysterisch war, hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben, um sie zur Vernunft zu bringen. Dann hätte sie die Waffe auf ihn gerichtet und abgedrückt und ihn leicht am Arm verletzt. Er hätte versucht, ihr den Revolver wegzunehmen, und bei der nun folgenden Balgerei hätte sich ein Schuß gelöst und seine Frau getötet. Er bedauerte das alles zutiefst, wäre aber ganz unschuldig daran.
    Cliffs wirkte sehr sicher. Er deutete an, daß er ein normaler Mann, seine Frau aber frigide gewesen wäre und ihn gezwungen hätte, seine Befriedigung außerhalb der Ehe zu suchen. Als er schließlich eine kongeniale Gefährtin in Marilene Curtis gefunden hätte, wäre seine Frau neidisch und beleidigt gewesen und hätte die Scheidung verweigert.
    Währenddessen saß seine Mitangeklagte Marilene Curtis neben ihrem Verteidiger, ließ kein Auge von ihrem Liebhaber im Zeugenstand, nickte dann und wann zustimmend und gab mit hocherhobenem Kopf und leuchtendem Blick zu verstehen, daß sie sich ihrer Liebe nicht schämte, weil dieses Gefühl normal, natürlich und unvermeidlich war.
    Die Stimmung im Gerichtssaal ließ erkennen, daß keine Chance für eine Verurteilung bestand. Die Anklage konnte bestenfalls darauf hoffen, daß die Geschworenen keine Einigung erzielten, aber eigentlich lag ein glatter Freispruch in der Luft.
    »Kreuzverhör«, sagte der Verteidiger.
    Parker erhob sich und begann den Zeugen mit Fragen zu bombardieren. Cliffs parierte sehr gewandt. Natürlich war Marilene Curtis seine Geliebte. Sie liebten sich und wollten heiraten. Sie hatten ein Recht auf ihr Glück. Er hatte seiner Frau geraten, wegen ihrer ständig zunehmenden Frigidität einen Psychiater aufzusuchen. Sie hatte sich geweigert. Schon seit Jahren war sie ihren ehelichen Pflichten nicht mehr nachgekommen. Sie war für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich, und zwar schon lange, bevor Marilene Curtis in sein Leben getreten war. Seine Frau hatte ihm gesagt, er sollte sich anderweitig schadlos halten; sie hatte sich über seine natürlichen Wünsche und Begierden lustig gemacht.
    Parker drehte sich im Kreise und wußte es. Die Zuschauer wußten es. Der Richter wußte es.
    Die Verhandlung wurde für fünfzehn Minuten unterbrochen.
    Ich zwängte mich bis zu Parker durch. »Haben Sie eine Minute Zeit für mich?«
    Parker musterte mich abschätzend. »Was wollen Sie?«
    »Ich habe ein paar Informationen für Sie.«
    »Das ist was anderes. Kommen Sie her. Wer sind Sie, und was wissen Sie?«
    »Mein Name ist Donald Lam. Ich bin Privatdetektiv. Viel weiß ich nicht, aber ich hab' so meine Vermutungen.«
    »Vermutungen nützen mir nichts. Gehen Sie damit zur Polizei. Die Polizei führt die Ermittlungen durch, ich vertrete die Fälle nur vor Gericht.«
    »Ich war bei der Polizei. Die hält mich für verrückt.«
    »Dann sind Sie's wahrscheinlich auch.«
    »All right. Wollen Sie dem Angeklagten wenigstens eine Frage stellen?«
    »Das kommt darauf an. Welche?«
    »Fragen Sie ihn, ob er Carlotta Shelton kennt.«
    Parkers Augen leuchteten auf. »Hatte er vielleicht eine Affäre mit ihr?«
    »Keine Ahnung. Fragen Sie ihn, ob er sie kennt. Fragen Sie ihn weiter, ob es nicht zutrifft, daß er auf einer Party war, an der auch Carlotta Shelton und ein Freund von Carlotta teilnahmen, und ob bei dieser Gelegenheit nicht über seine ehelichen Probleme gesprochen wurde. Fragen Sie ihn ferner, ob nicht auch Marilene Curtis dabei war und ob nicht die Äußerung fiel, daß seine Frau abkratzen müsse, falls sie sich nicht scheiden ließ.«
    Parker strahlte wie ein Weihnachtsbaum. »Und das können Sie beweisen?«
    »Nein, aber Sie können's.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ohne Beweise darf ich noch nicht mal Fragen stellen.«
    »Versuchen Sie eine Vertagung herauszuschinden, und ich werde Ihnen die nötigen Beweise verschaffen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Wie lange wird Ihr Kreuzverhör noch dauern?«
    »Nicht sehr lange. Ehrlich gesagt, es klappt mit dem Zeugen nicht recht. Danach müssen sie Marilene Curtis aufrufen, und ich kann nur hoffen, daß sie nicht so gut ist wie Staunton Cliffs.«
    »Bei Cliffs erreichen Sie überhaupt nichts. Die Geschworenen fressen ihm aus der Hand.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen, das weiß ich selber.«
    »Na schön«, sagte ich und wandte mich schulterzuckend ab.
    »He, warten Sie, Lam, ich hab's nicht so gemeint. Aber die Sache ist so verdammt
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