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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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wobei sie einen kleinen Klecks Kirsch-Lipgloss auf meiner Haut hinterlässt, einen winzigen Schatz, den ich bei mir tragen werde, was auch immer als Nächstes kommen mag.
    »Ruf an, wenn du reden willst, okay?«, sagt sie. »Ich werde die nächsten drei Stunden mit Barbies spielen und kann wahrscheinlich eine Pause gebrauchen.«
    »Ich würde echt gerne mit dir tauschen.« Ich umarme sie, bin unfähig, sie loszulassen, und wünsche mir, ich könnte den ganzen Abend mit ihr in diesem geschlossenen Raum verbringen. Ihr Kuss ist süß. Ihre Hand in meinem Nacken ist so warm. Sie lächelt an meinen Lippen und legt ihre andere Hand auf meine Brust. Ich bin mir sicher, sie kann fühlen, wie mein Herz schlägt.
    »Jetzt drückst du dich nur davor reinzugehen«, wirft sie mir vor, aber es liegt keine Schärfe darin.
    Ich schließe die Augen und atme ihren Duft ein, Kirsche und Mandel. »Da wäre ich mir mal nicht so sicher.« Sie hat absolut recht.
    Sie berührt meine Nase mit ihrer. »Sehen wir uns morgen?«
    »Auf jeden Fall.«
    Und damit öffne ich die Tür und steige aus. Meine Tasche baumelt an meiner Hand, und ich stehe wie angewurzelt auf dem Gehweg und sehe ihr nach, als sie vom Bordstein wegfährt und sich in den Verkehr einfädelt. Ich lasse ihr Auto nicht aus den Augen, bis die Rücklichter hinter einer Kurve verschwun-den sind. Dann weiß ich, dass meine Zeit abgelaufen ist.
    Ich laufe den Flur entlang und nehme die Treppe, denn der Fahrstuhl ist nutzlos. Unsere Wohnung erstreckt sich über die unteren drei Etagen und die Eingangstür ist nur ein Stockwerk höher. Ein paar Augenblicke lang stehe ich draußen und weiß, dass ich ein totaler Schlappschwanz bin.
    Und natürlich wartet er nicht so lange, bis ich bereit bin, ihm gegenüberzutreten. Er mag es nicht, wenn man ihn warten lässt. Er macht die Tür auf.
    Groß und schlank, mit einem undurchdringlichen Ausdruck auf dem glatt rasierten Gesicht lässt mein Vater seinen schiefergrauen Blick von meinen Zehen bis zu meinen Schultern wandern. Er braucht weniger als eine Sekunde, um mein Versagen zu erfassen, abzuwägen, zu begreifen und zu analysieren. Ohne mir in die Augen zu sehen, sagt er: »Ich habe mit dem Abendessen auf dich gewartet. Eigentlich habe ich schon vor einer Stunde mit dir gerechnet.«
    Ich folge ihm ins Wohnzimmer und lasse meine Tasche auf die Couch fallen. Johnny Knoxville, unser reizbarer Kater – das Einzige, was von meiner Mum geblieben ist, als sie uns vor vier Jahren verlassen hat –, gibt ein mürrisches Miau von sich und springt von seinem Lieblingskissen. Er schleicht rüber zu meinem Dad und reibt sich an seinen Beinen, wobei er schwarze Haare auf Dads frischen kakifarbenen Hosen hinterlässt.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du zu Hause bist«, lüge ich. »Weil du doch zu dieser Vorstandssitzung nach Chicago musst.«
    Dads Mundwinkel zucken nach oben. »Zu der muss ich morgen , wie du ganz genau weißt.«
    Ich wende mich ab von seinem kühlen, prüfenden Blick, seinen ordentlichen und militärisch geschnittenen schwarz-braunen Haaren, seiner perfekten Körperhaltung. »Ich hab sowieso keinen richtigen Hunger.«
    Es ist, als würde er mich gar nicht hören. Er geht in die Küche und holt unsere Fertiggerichte aus dem Kühlschrank. Anhand des Etiketts auf der Schachtel sehe ich, was ich heute Abend bekomme. Gericht Nummer vierzehn. Zwei Schälchen Nudeln, zwei Scheiben Weizenbrot, einen großen Spinatsalat mit fünfzig Gramm Sonnenblumenkernen und einen Löffel fettarmes Salatdressing, zweihundert Gramm gegrillte Hähnchenbrust ohne Haut, zweihundert Milliliter zweiprozentige Milch. Alles sorgfältig abgewogen, bis auf das Milligramm. Zugeschnitten auf meinen einzigartigen Nährstoffbedarf, der von Frederick Archer festgelegt wurde, auch bekannt als der Typ, der mein Leben bestimmt, auch bekannt als mein Dad.
    Mit einer Gabel sticht er Löcher in die Plastikfolie über dem Nudelfach, bevor er die Schale in die Mikrowelle stellt. »Hast du deine Proteine zur Nahrungsergänzung nach dem letzten Match genommen?«, fragt er mit völlig beherrschter Stimme.
    »Ja, natürlich.« Die Zusatzstoffe sind immer noch in meiner Tasche … unangetastet. Ich war zu sehr damit beschäftigt, in meiner Niederlage zu ertrinken, um daran zu denken.
    Er hebt den Kopf und bedenkt mich mit einem eindringlichen Laber-keinen-Scheiß-Blick. Doch er sagt bloß: »Wenn Wettkämpfe anstehen, isst du nie genug, und jetzt musst du wieder auffüllen.
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