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Tascosa (German Edition)

Tascosa (German Edition)

Titel: Tascosa (German Edition)
Autoren: Magnolia Belle
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unterhielten sich unbeschwert,
während Amanda frühstückte. Sie fing die Blicke zwischen den jungen Leuten auf.
Als sie fertig war, trug Joey ihr Tablett zum Restaurant zurück. Sylvia setzte
sich in einen Sessel und fragte sich, was sie als nächstes tun sollte.
    "Spielen Sie Poker?" fragte sie
Amanda und brach damit das Schweigen.
    "Nein. Leider." Amanda sah auf ihre
Hände. Nach einer Weile fragte sie, "Liest du gerne?"
    "Nein. Eigentlich kann ich's nicht."
Sylvia sah verlegen aus, aber sie lächelte. "Aber ich lass mir gern
Geschichten vorlesen."
    "Willst du gern lesen lernen? Vielleicht
so viel dass du deinen Namen schreiben kannst?"
    "Oh, das wär toll."
    Amanda sagte ihr, wo sie Papier und Bleistift
finden konnte und sie verbrachte Stunden damit, Sylvia die Buchstaben ihres
Namens zu zeigen. Sie hörten erst auf, als Joey mit dem Mittagessen kam. Als
Sylvia sagte, sie hätte nie zuvor einen besseren Apfelkuchen gegessen, wurde
Joey rot und versprach, am nächsten Tag noch mehr zu bringen. Er nahm das
Tablett und überließ sie wieder ihrem Unterricht.
    Als Sylvia sich bemühte, das Häkchen vom y in
ihrem Namen zu üben und mit dem Bleistift fest aufdrücken musste, fragte sie
plötzlich, "Warum haben Sie jemand wie McLeod geheiratet?"
    "Was?"
    Sie blickte vom Papier auf. "Ich mein Sie
sind doch so nett und alles, und er ist …" Sie schüttelte den Kopf, weil
sie den Satz nicht beenden wollte.
    "Das ist eine lange Geschichte. Sagen wir
mal, zu der Zeit dachte ich, es wär das richtige für mich. Ich kannte sein
wahres Ich nicht."
    Sylvia nickte bei der Erklärung und wandte
sich wieder dem schweren, verhassten y zu.
    "Woher kennst du Brian?"
    Sie blickte kurz auf und antwortete, "Er
ist von Zeit zu Zeit im Saloon. Er ist ein mieser Trinker."
    "Ja, das ist er."
    Etwas in Amanda's Stimme ließ Sylvia den
Bleistift hinlegen und die Lektion unterbrechen. "Hat er Sie auch
verletzt?"
    "Mich auch verletzt?"
wiederholte Amanda. "Hat er dich denn verletzt?"
    Die junge Prostituierte sah Amanda lange an
und nickte schließlich zweimal.
    Amanda wurde ganz ruhig. "Wie konnte er
dir wehtun? Und, bitte, hab keine Angst. Du kannst mir alles sagen. Ich denk
ich weiß es sowieso."
    "Wie gesagt, er ist ein mieser Trinker.
Eines Abends kam er und ärgerte sich über irgendwas. Er hat die Schnäpse runter
geschüttet, als wären sie umsonst. Wir gingen nach oben, und, bevor ich wusste
was los war, schlug er mich und — und, naja, nahm sich Freiheiten heraus. Naja,
ich weiß das klingt komisch, wenn das eine wie ich sagt. Aber, ich war noch
nicht so weit und wollte, dass er aufhört."
    "Du meinst, er hat dich auch
vergewaltigt?"
    Sylvia ließ die Schulter sinken, als sie das
Wort "auch" hörte. Sie kam rüber, setzte sich zu Amanda und nahm ihre
Hände. "In meinem Gewerbe, da gibt es eigentlich keine Vergewaltigung. Ich
muss Ihnen also nicht leidtun. Ist es denn Ihnen neulich so passiert?"
    "Ja. Er hat mich innerlich und außen
gebrochen." Sie befühlte ihr Gesicht, als sie dran denken musste.
    "Er hat ein schlimmes Gemüt."
    Sie saßen einen Moment lang in stillem Mitleid
füreinander, fühlten sich nahe durch die gemeinsame schamvolle Erfahrung.
    "Wann ist das passiert?" fragte
Amanda.
    "Hmm. Vor ein paar Wochen — vielleicht
ist's ein Monat her." Sylvia legte den Kopf zur Seite, als ob ihr etwas
eingefallen wär. "Wissen Sie, es ist nicht ungewöhnlich, dass meine ähm — Kunden
von mir wollen, dass ich sie Honey nenne oder sage dass ich sie liebe."
Als sie schwieg, drückte Amanda ihre Hand.
    "Red weiter."
    "Als Ihr Mann — naja, Sie wissen schon.
Jedenfalls musste ich dauernd Dinge zu ihm sagen."
    "Was für Dinge?"
    "Dass ich ihn liebe… dass ich Bradford
hasse..."
    "Waas? Dass
du Bradford hasst? Das musstest du sagen?"
    "Immer wieder und wieder. Ich dachte, er
hat den Verstand verloren. Ich wusste gar nicht, wer Bradford war. Hab's grad
erst erfahren."
    Das bisschen Respekt, das Amanda für Brian
wegen seiner anfänglichen Freundlichkeit noch empfunden hatte, zerfiel, und es
blieb nichts als Abscheu. Ihre Augen fixierten die Wand während Ihr Kopf sich
bemühte, die neue Erkenntnis zu akzeptieren. Ihr Gesicht verlor jegliche Farbe
als sie sich seinen wahren Charakter eingestand. Brian hat wegen Amanda's Liebe
zu Nate eine andere Frau verletzt, und kam danach in derselben Nacht zu ihr ins
Bett gekrochen. Ein heftiger Schauer lief ihr den Rücken runter und ihre Nackenhaare
sträubten sich vor Ekel.
    Ihre Gedanken
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