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Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Titel: Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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beraubt, die Clayton ihr nun bieten kann. Das hätte ich doch nicht tun dürfen – nicht wahr, Paul? Außerdem ist die Geburt für mich nicht von großer Bedeutung«, fuhr er fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »So wie ich aufgewachsen bin, kann ich keinen Menschen und kein Tier achten, dessen Wesenszüge nicht Ergebnis des eigenen geistigen oder physischen Könnens sind. Deshalb bin ich genauso glücklich, in Kala meine Mutter zu sehen, als wenn ich mir die unglückliche junge Engländerin vorstelle, die ein Jahr, nachdem sie mir das Leben schenkte, starb. Kala war immer gütig zu mir, in ihrer wilden und grimmigen Art. Sie muß mich seit dem Tode meiner Mutter mit ihrer haarigen Brust gestillt haben. Sie verteidigte mich gegen die ungezähmten Bewohner des Urwaldes und gegen wilde Stammesmitglieder mit der Unwandelbarkeit echter Mutterliebe.
    Und ich habe sie auch geliebt, Paul. Ich habe nicht gewußt, wie sehr, als der grausame Speer und der vergiftete Pfeil des schwarzen Kriegers aus Mbongas Stamm sie mir genommen haben. Damals war ich noch ein Kind, und ich warf mich über den toten Körper und weinte mir den Schmerz von der Seele, wie ein Kind um seine Mutter weint. Dir, mein Freund, wäre sie abstoßend und häßlich erschienen, für mich jedoch war sie wunderschön – so herrlich verklärend wirkt die Liebe. Und deswegen bin ich vollkommen damit zufrieden, für immer der Sohn von Kala, der Äffin, zu bleiben.«
    »Deine Rechtschaffenheit tut meiner Bewunderung für dich umso weniger Abbruch«, erwiderte d’Arnot, »jedoch wird die Zeit kommen, da wirst du froh sein, dein Eigentum beansprucht zu haben. Denke an meine Worte, und laß uns hoffen, daß es dann immer so einfach sein wird wie jetzt. Du darfst nicht vergessen, daß Professor Porter und Mr. Philander die einzigen Menschen auf der Welt sind, die bezeugen können, daß das kleine Skelett, das sie bei den sterblichen Überresten deiner Mutter und deines Vaters vorgefunden haben, von einem kleinen Menschenaffen stammt und nicht vom Nachfahren Lord und Lady Greystokes. Dieses Zeugnis ist am wichtigsten. Die beiden sind schon älter und haben vielleicht nicht mehr lange zu leben. Und außerdem, meinst du nicht, daß Miss Porter ihr Verlöbnis mit Clayton lösen würde, wenn ihr die Wahrheit bekannt wäre? Du könntest ganz leicht deinen Titel bekommen, deine Ländereien und die Frau, die du liebst. Hast du daran nicht gedacht?«
    Tarzan schüttelte den Kopf. »Du kennst sie nicht«, sagte er. »Nichts würde sie enger an ihr Verlöbnis binden, als wenn Clayton solch ein Mißgeschick widerführe. Sie entstammt einer alten Familie aus den Südstaaten Amerikas, und die Südstaatler sind stolz auf ihre Loyalität.«
    Tarzan verbrachte die folgenden zwei Wochen in Paris und erneuerte seine bislang nur kurze Bekanntschaft mit der Stadt. Tagsüber besuchte er die Bibliotheken und Bildergalerien. Er hatte sich zu einem Bücherwurm entwickelt, und die vielfältigen Möglichkeiten, die sich ihm in dieser Metropole der Kultur und des Wissens darboten, erschreckten ihn angesichts des winzigen Bruchteils der Gesamtsumme menschlicher Erkenntnisse, den ein einzelnes Individuum in Laufe lebenslangen Studiums und Forschens sich anzueignen hoffen kann; jedoch lernte er bei Tage, soviel er konnte, um sich anschließend auf der Suche nach Erholung und Zerstreuung ins Nachtleben zu stürzen. Und Paris schien ihm für seine nächtlichen Streifzüge bestens geeignet zu sein.
    Wenn er zu viele Zigaretten rauchte und zu viel Absinth trank, dann geschah dies, weil er die Zivilisation so nahm, wie er sie vorfand, er es seinen zivilisierten Mitmenschen nur nachtat. Das Leben war neu und verlockend; gleichzeitig fühlte er in seinem Herzen jedoch tiefe Sorge und eine starkes Sehnen, Gefühle, von denen er wußte, daß sie nie Erfüllung finden würden, und versuchte demzufolge, im Studium und in der Zerstreuung – zwei Extremen – die Vergangenheit zu vergessen und den lähmenden Gedanken an die Zukunft Einhalt zu gebieten.
    Eines Abends saß er in der Konzerthalle und genoß bei einem Glas Absinth die Darbietung eines berühmten russischen Tänzers, als er den kurzen Blick böser schwarzer Augen auf sich spürte. Bevor er sich den Mann genauer ansehen konnte, hatte sich dieser abgewandt und war am Ausgang in der Menge verschwunden, jedoch war Tarzan überzeugt, daß er diese Augen schon einmal gesehen hatte, und daß sie sich an diesem Abend nicht durch Zufall auf ihn geheftet
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