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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
Autoren: Bernd Perplies
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Kristalldrachen. Es mussten zwei Dutzend der gewaltigen, uralten Geschöpfe sein, die sich schweigend versammelt hatten und ihn aus großen, weisen Augen anblickten. Ihre prächtigen Schwingen schimmerten im Licht einer unsichtbaren Sonne, und ihre kristallenen Körper strahlten und glitzerten in allen Farben des Regenbogens.
    Als sie merkten, dass der Junge wach war, trat einer der Drachen, ein Ehrfurcht gebietender Koloss, dessen Haupt sechs mächtige Kristalldorne zierten, näher. »WER BIST DU?«, fragte eine tiefe Stimme schallend in Tareans Geist.
    Tarean stöhnte, und sein Körper verkrampfte sich unwillkürlich. Nach dem Kampf in der Siegelkammer hatte er nicht mehr die Kraft, diese Stimmen zu ertragen.
    Das schienen auch die Drachen zu bemerken, denn ein zweiter gesellte sich an die Seite des ersten und tadelte ihn mit weicher Stimme. »Mäßige dich, Thavazaron. Du siehst doch, wie erschöpft der Menschenjunge ist.«
    Der erste Drache schnaufte unwillig, senkte dann aber den Kopf. »Verzeih«, wandte er sich nun deutlich leiser an Tarean. »Aber du bist der erste Sterbliche, der das Kristalltal seit vielen Jahren betreten hat. Also wer bist du, und wie ist dir das geglückt?«
    Tarean hielt es für angebracht, sich endlich zu erheben. Mühsam rappelte er sich auf die Beine, und nachdem er einen kurzen Schwindelanfall überwunden hatte, richtete er sich vollends auf. »Mein Name«, begann er krächzend, räusperte sich und setzte neu an, »mein Name ist Tarean. Ich bin der Sohn von Anreon von Agialon, einem Ritter des Kristalldrachenordens. Ich komme im Auftrag von Kesrondaia, und ich bin hier, um euch zu retten.«
    »KESRONDAIA?!«, donnerte der sechsfach gehörnte Gigant überrascht.
    »Um uns zu retten?«, echote seine Begleiterin etwas leiser.
    Der Junge verzog das Gesicht und rieb sich die Schläfen. »Ja«, antwortete er auf beide Fragen. »Ich fand Kesrondaia gefangen in der Burg des Hexenmeisters Calvas. Sie erzählte mir, dass der Hexer und sein Gebieter, der Herr der Tiefe, euch alle vor hundert Jahren hier eingesperrt haben. Sie bat mich, in die Glutlande und von dort in die Dunkelreiche zu reisen, um das von innen unüberwindbare Siegel von außen zu brechen. Dazu gab sie mir ihren Sternkristall mit.«
    Suchend senkte Tarean den Blick, um zu schauen, ob Kesrondaias Herz den Sturz ins Kristalltal mit vollzogen hatte und nun irgendwo im Moos lag. Zunächst fiel ihm Kinrain ins Auge, das direkt zu seinen Füßen lag. Das münzgroße Heilamulett der Vogelmenschen war in drei Teile zerbrochen, und die Oberfläche sah stumpf und verbrannt aus. Zwei Schritt weiter entdeckte Tarean den kinderkopfgroßen Sternkristall. Das silberweiße Licht, das in ihm geglommen hatte, war erloschen, und die einst schimmernde Oberfläche wurde von Rissen und abgesplitterten Stellen verunstaltet. Von ihnen allen hat das Siegel seinen Preis gefordert, dachte Tarean.
    Behutsam hob der Junge Kesrondaias erloschenes Herz auf und hielt es dem Drachen namens Thavazaron hin, der es mit einem vorsichtigen Griff seiner riesigen Vorderklaue entgegennahm.
    »Heißt das, unser Kerker ist gesprengt und wir sind frei?«, fragte die Kristalldrachin an Thavazarons Seite.
    »Ja«, antwortete Tarean. »Und daher möchte ich euch bitten, mit mir zu kommen. Meine Freunde kämpfen für mich gegen den Herrn der Tiefe und schweben in höchster Gefahr.« In diesem Moment weiteten sich seine Augen, als sein noch halb benebelter Geist seinen letzten Gedanken bis zu Ende führte. »Moosbeere!« Rasch blickte er sich um, auf der Suche nach der Gefährtin, die ihm all ihre Kraft geschenkt hatte, um die Zerstörung des Siegels zu ermöglichen.
    Er fand sie unweit der Stelle, an der er selbst aufgewacht war. Moosbeeres Körper hatte sich zurückverwandelt und war nun wieder kaum handtellergroß. Bleich und leblos lag sie da. Die filigranen Flügel hingen schlaff von ihrem Rücken herab, und kein noch so leichter Schimmer glitt über ihren Leib.
    »Moosbeere!«, rief Tarean, fiel auf die Knie und hob seine winzige Gefährtin behutsam auf. Nein, nein, bitte nicht!, wimmerte er lautlos. Er schüttelte sie und schrie sie an. »Moosbeere, wach auf!« Doch das Irrlicht rührte sich nicht, und aus seinem Körper war alle Wärme gewichen.
    Tränen stiegen Tarean in die Augen, als er sich zu den Kristalldrachen umwandte. »Bitte. Könnt ihr mir helfen?«
    Die Kristalldrachin blickte ihren Begleiter an. »Thavazaron. Wenn jemand die Macht dazu hat, dann
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